Obstbaumpflege Schöpf

Berlin

Gerhard Friedrich
Entstehung und Bau der Frucht

Sehr bald nach der Befruchtung werden die nicht mehr benötigten Blütenorgane, wie Staubblätter, Blumenkrone und Griffel, als überflüssig abgeworfen. Bei Zwetsche und Kirsche fallen auch die Kelchblätter ab, die bei Kernobst, Johannis- und Stachelbeere, Himbeere und Brombeere noch als Rest an den reifen Früchten zu erkennen sind. Neben dem Fruchtknoten ist häufig noch die Blütenachse an der Bildung des Fruchtgehäuses beteiligt. Aus den Samenanlagen entwickeln sich die Samen. Wird die Fruchtknotenwand steinig hart, so entsteht die Nuß (Haselnuß). Das Genießbare an der Nuß ist der eigentliche Same. Wird die Fruchtknotenwand allseitig fleischartig verdickt, so hat man die Beere vor sich, bei der die Samen in der zu Fruchtfleisch umgebildeten Fruchtknotenwand eingebettet sind (Stachel- und Johannisbeere). Sofern die Innenschichten des Fruchtknotens verholzen, die äußeren dagegen fleischig werden, entsteht die Steinfrucht (Kirsche, Pflaume, Walnuß).

Früchte
Verschiedene Fruchttypen (Abb. S. 40)
a Haselnuß (Nuß), b Stachel­beere (Beere)‚ c Walnuß (Stein­frucht), d Kirsche (Stein­frucht), e Apfel (fleischig gewordener Blüten­boden), f Himbeere (Sammel­frucht), g Erdbeere (fleischig gewordene Blüten­achse)

Apfel und Birne sind – botanisch gesehen – keine Früchte. Es sind fleischig gewordene Blütenböden. Der Fruchtknoten selbst bildet das Kerngehäuse, welches mit seinen pergamentartigen Häuten die Samen umschließt. Wird ein ganzer Fruchtstand zur Frucht im Sinne des Obstessers, so hat man es botanisch mit einer Zusammenballung von Einzelfrüchten zu einer Sammelfrucht zu tun. Als Beispiele mögen Himbeere und Brombeere dienen. Die Einzelfrüchte sind durch Blütenreste fest miteinander Verbunden. Durch sorgfältiges Zerlegen läßt sich nachweisen, daß es sich um eine Anzahl von Steinfrüchten handelt, bei denen die äußere Fruchtknotenhülle fleischig geworden ist. Bei der Erdbeere wird die Blütenachse fleischig und bildet die genießbare Frucht aus. Die aus der Samenanlage entstehenden Nußfrüchte liegen als kleine, harte Körnchen der Blütenachse, der eigentlichen Erdbeere, auf. Der Begriff, den der Obstverbraucher von der Frucht hat, deckt sich also meist nicht mit denn was der Botaniker darunter versteht (s. Abb. S. 40).

Gerhard Friedrich: Der Obstbau. Mit Beiträgen von H. Kegler, A. Mäde. H. Petzold, M. Reichel, R. Schuricht. Mit Zeichnungen v. Hans Preuße und Aquarellen von E. Bäuerlin und E. Halwaß, Leipzig · Radebeul: Neumann Verlag, 7., verbesserte Auflage 1977 (1956), S. 40–41.

Grafisches Teilungselement