Obstbaumpflege Schöpf

Berlin

Hanf

Der Hanf (Cannabis sativa) ist eine einjährige krautige, leicht verholzende Pflanze, die Wuchshöhen von zweieinhalb bis vier Metern erreicht. Cannabis sativa ist eine Pflanzenart der Gattung Cannabis aus der Familie der Hanfgewächse (Cannabaceae). Die Frucht der weiblichen Hanfpflanze ist eine einsamige Schließfrucht (Achäne), eine Sonderform der Nuß, bei der die teilweise verholzte Fruchtwand (Perikarp) einen einzelnen Samen (Testa) dicht anliegend umschließt.

Teilungselement

Jahreszeitliche Pflegemaßnahmen beim Hanf als Unternutzung mit Hinweisen zur praktischen Ausführung

 Pflanzung

Der Anbau von Hanf ist gesetzlich geregelt. Die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) stellt detaillierte Informationen zu den aktuell gültigen Regelungen bereit.

Hanf kann wegen seiner Fasern, seiner Samen oder seiner weiblichen unbefruchteten Blütenstände angebaut werden. Je nach Region und Verwendungszweck unterscheiden sich dabei Saatzeitpunkt und -dichte.

Faserhanf – Aussaat im Freiland

Hanffasern verlaufen in der Stängelrinde und sind das Stützgerüst der Pflanze. Sie bestehen überwiegend aus Zellulose und Hemizellulose. Für die Fasergewinnung werden möglichst lange Stengel ohne Verzweigungen benötigt. Faserhanf wird daher sehr dicht mit Reihenabständen von 10 bis 20 Zentimetern angebaut. Die verwendete Saatmenge liegt bei 30 bis 60 kg pro Hektar. Die Saattiefe beträgt bei schweren Böden drei bis vier Zentimeter, bei leichten Böden etwa sechs Zentimeter. Der Saatzeitpunkt liegt zwischen Mitte März und Mitte April, die Bodentemperatur sollte dabei über 5 °C liegen. Für den Anbau von Faserhanf werden einhäusige (monözische) Sorten, d. h. Pflanzen mit weiblichen und männlichen Blüten, bevorzugt, da sie gleichzeitig reifen und so der Erntezeitpunkt einfacher zu bestimmen ist. Die Ernte erfolgt während der Blütezeit zwischen August und September

Samenhanf, Ölhanf – Aussaat im Freiland

Hanf für die Samengewinnung wird weniger dicht angebaut, so dass sich die Pflanzen verzweigen, mehr Blüten und damit Samen bilden können. Die Reihenabstände liegen hier zwischen 30 und 40 Zentimetern und die Saatmenge bei 15 bis 25 kg pro Hektar. Die Saattiefe beträgt bei schweren Böden drei bis vier Zentimeter, bei leichten Böden etwa sechs Zentimeter. Der Saatzeitpunkt liegt zwischen Ende April und Anfang Mai, die Bodentemperatur sollte dabei über 8 °C liegen. Für den Anbau von Samenhanf oder Ölhanf werden sowohl einhäusige als auch zweihäusige Sorten verwendet. Die Ernte erfolgt, wenn die Samen auszufallen beginnen, im September.

Blütenhanf – Aussaat im Freiland

Für die Blütengewinnung werden ausschließlich weibliche Pflanzen verwendet. Es wird eine Pflanzendichte von ein bis zwei Pflanzen pro Quadratmeter angestrebt. Die Reihenabstände liegen bei 50, 100 oder 150 Zentimetern und die Saatmenge bei ca. 15 Körnern pro Quadratmeter. Die Saattiefe beträgt bei schweren Böden drei bis vier Zentimeter, bei leichten Böden etwa sechs Zentimeter. Der Saatzeitpunkt liegt zwischen Ende April und Mitte Mai, die Bodentemperatur sollte dabei über 10 °C liegen. Für den Anbau von Blütenhanf werden zweihäusige Sorten verwendet. Da nur unbefruchtete weibliche Blütenstände geerntet werden, müssen die männlichen Pflanzen vor der Pollenübertragung vollständig von der Pflanzfläche entfernt werden. Erkennungsmerkmal männlicher Pflanzen sind kugelförmige Vorblüten (Pollensäcke) an den Blattansätzen (Nodi), die sich in den ersten vier bis sechs Wochen der Wachstumsphase bilden. Die Ernte erfolgt während der Blütezeit zwischen September und Oktober.

Neben der direkten Aussaat der Samen im Freiland ist bei kleineren Flächen auch das Auspflanzen von aus Samen vorgezogenen Jungpflanzen oder von bewurzelten Stecklingen möglich.

Stecklinge für die Auspflanzung im Freiland

Stecklinge sind vegetativ vermehrte Pflanzen, die aus abgetrennten Trieben einer Mutterpflanze herangezogen werden. Die Sprossteile verfügen über die Fähigkeit zur Wurzelbildung und entwickeln sich zu selbstständigen Pflanzen, die die gleichen Eigenschaften wie die Mutterpflanze aufweisen. Im reinen Freilandanbau in der gemäßigten Klimazone Mitteleuropas ist die Vegetationsperiode jedoch zu kurz, um den gesamten Zyklus — Wachstumsphase der Mutterpflanze / Triebgewinnung / Bewurzelung des Triebes / Wachstumsphase des Stecklings / Blüte der Stecklingspflanze — vollständig durchlaufen zu können. Deshalb werden bei dieser Anbaumethode zumindest die Mutterpflanzen im geschützten Anbau unabhängig von Vegetationsperioden angebaut, so daß die Stecklinge für den Freilandanbau rechtzeitig zur Verfügung stehen.

Sämlinge für die Auspflanzung im Freiland

Aus Samen vorgezogene Jungpflanzen werden ab Mitte Mai (Eisheilige) bis spätestens Mitte Juni ins Freie gesetzt. Im geschützten Anbau durchlaufen sie zuvor eine drei- bis vierwöchige Phase der Keimung und des ersten Wachstums, gefolgt von einer ein- bis zweiwöchigen Übergangsphase zur Anpassung an das Außenklima.

 Formierung

Die ausgeprägte Aplikaldominanz des Hanfs mit einem starken Haupttrieb und schwachen Seitentrieben ist für den dichten Anbau bei Faserhanf ideal und ermöglicht die Gewinnung von langen Fasern. Beim Samenhanf, Ölhanf und vor allem beim Blütenhanf ist jedoch die Unterdrückung des Wachstumes der Seitentriebe von Nachteil, da auch diese Träger von Blüten- bzw. Fruchtständen sind. Beim Samenhanf, Ölhanf wird durch den größeren Pflanzabstand der untere Pflanzenbereich besser belichtet und damit die Seitentriebbildung gefördert. Beim einzel stehenden Blütenhanf kann durch eine zusätzliche Formierung der Triebe das Wachstum der Seitentriebe noch stärker gefördert werden. Die gleichmäßigere Verteilung der Blütenstände verbessert zudem die Luftzirkulation und reduziert das Schimmelrisiko.

Blütenhanf – Förderung der Seitentriebbildung

Der dominante Haupttrieb wird horizontal gebunden und damit im Wachstum gebremst. Mit dieser Formierung kann begonnen werden, wenn die Pflanze vier vollständige Blattpaare entwickelt hat. Zuerst wird der Haupttrieb im Spitzen- und im Basisbereich horizontal fixiert. Anschließend werden die Seitentriebe nach außen ausgerichtet und auf gleiche Höhe gebracht. Das Binden folgt schrittweise dem neuen Austrieb. Der Haupttrieb wird dabei spiralförmig nach Außen und entlang des Pflanzgefäßrandes geführt. Löcher in der oberen Umrandung des Pflanzgefäßes ermöglichen das Befestigen der Bindung. Als Bindemittel eignet sich Bindegarn mit Drahteinlage oder weiche Hohlschnur.

 Erziehungsschnitt

Blütenhanf – Pinzieren des Haupttriebes

Der Haupttrieb wird auf einen gezielt ausgewählten tiefer liegenden Sprossknoten eingekürzt. Die Seitentriebe durchbrechen nach Entfernung der Triebspitze ihre Entwicklungsverzögerung (Dormanz) und beginnen mit dem Wachstum. Neue Seitentriebe und Blütenknospen werden gebildet und das Höhenwachstum zugunsten einer buschigeren, kompakteren Krone beschränkt. Das Pflanzenhormon Auxin steuert diese Vorgänge. Es wird in der Triebspitze produziert und wandert in der Pflanze nach unten. Auxin wirkt hemmend auf die Triebentwicklung. Durch seine Anreicherung im unteren Teil der Pflanze wird hier die Seitentriebentwicklung unterdrückt. Wird die Haupttriebspitze entfernt, entfällt die Auxinquelle, die Entwicklung wird nicht mehr gehemmt und die Seitentriebe beginnen auszuwachsen.
Der Haupttrieb kann gekürzt werden, wenn die Pflanze zwischen drei und fünf mehrfingrige Blattpaare hat. Der Schnitt wird direkt über einer Verzweigungsstelle angesetzt. Bei diesen Arbeiten ist auf eine größtmögliche Hygiene zu achten, da an den Wunden eine Infektion leicht möglich ist. Arbeitsgeräte sollten desinfiziert werden.

Blütenhanf – Pinzieren der Seitentriebe

Nach Einkürzen des Haupttriebes bilden sich am obersten Sprossknoten zwei neue Triebe. Diese Triebe können noch einmal, sobald sie mindestens drei Blattpaare aufweisen, für eine erneute Verzweigung eingekürzt werden. Werden auch die Triebspitzen aller restlichen Seitentriebe pinziert, entsteht eine sehr kompakte und buschige Pflanze. Da die Pflanze auf diese Eingriffe mit Wachstum reagiert, verzögert sich jedoch die Blütenbildung (physiologisches vs. generatives Wachstum).

Blütenhanf – Triebbrechen

Ein eher steil stehender Trieb, der aufgrund seiner Stellung und Ausrichtung potenziell sehr stark wachsen könnte, wird mit der Hand abgeknickt bzw. angebrochen und damit in eine flache Richtung gebracht. Er wird im unverletzten Teil noch weiter versorgt, im Wachstum jedoch deutlich gebremst. Im Idealfall heilt die Wunde ab, der Trieb wächst in der neuen Stellung weiter, seine Blattmasse versorgt die Pflanze und er entwickelt einen Blütenstand.
Ab einer Pflanzenhöhe von etwa 30 cm oder nach drei bis vier Wochen vegetativen Wachstums können die Triebspitzen vorsichtig angebrochen und in die gewünschte Position gebogen werden. Um das äußere Gewebe der Stängel möglichst wenig zu verletzen, wird der Trieb unter leichtem Druck vorsichtig zwischen Daumen und Zeigefinger vor und zurück gerollt, bis das Gewebe weicher wird und leichter abgeknickt werden kann.

 Erhaltungsschnitt

— (einjährige Pflanze)

 Verjüngungsschnitt

— (einjährige Pflanze)

 Bodenpflege

Hanf stellt keine besonderen Ansprüche an den Boden und ist als Pionierpflanze auch auf Grenzertragsböden kultivierbar. Wegen seiner Schnellwüchsigkeit ist jedoch der Nährstoffbedarf des Hanfes relativ hoch. Ideal sind deshalb nährstoffreiche, mittelschwere Böden mit einer guten Wasserversorgung und einem pH-Wert zwischen 6 und 7,5 (leicht sauer bis neutral). Arme Sandböden, schwere und verdichtete Böden sowie Staunässe wirken sich ungünstig auf den Ertrag aus.

Faserhanf – Unkrautregulierung

Hanf keimt schnell und hat eine gute Jugendentwicklung. Auf Grund der hohen Saatdichte bei Faserhanf wird der Boden frühzeitig vollständig beschattet, so dass eine Unkrautregulierung in der Regel nicht notwendig ist.

Samenhanf, Ölhanf – Unkrautregulierung

Auf Grund der geringeren Saatdichte bei Samenhanf kann eine Unkrautregulierung unter Umständen erforderlich sein.

Blütenhanf – Unkrautregulierung

Auf Grund der geringen Saatdichte bei Blütenhanf ist eine Unkrautregulierung erforderlich. Das Unkraut wird mechanisch durch sorgfältiges Hacken und Lockern des feuchten Bodens gejätet.

 Pflanzenschutz

Hanf ist eine anspruchslose und robuste Pflanze. Tritt dennoch ein Befall auf, handelt es sich meist um die Pilzerkrankungen Grauschimmel (Botrytis cinerea), auch Blütenfäule genannt.

Grauschimmel

Der Grauschimmel-Erreger überwintert als Gewebe (Mycel) oder Dauerspore (Sklerotium) auf abgestorbenen Pflanzenteilen im Boden. Bei günstigen Bedingungen, z.B. einem Temperaturanstieg im Frühjahr, beginnt das Mycel zu wachsen und die Dauersporen setzen Sporen (Konidien) frei, die durch Regen, Spritzwasser und Wind verbreitet werden. Pflanzen können an Wurzeln, Stängeln, Blättern, Trieben oder Blüten infiziert werden. Besonders alternde Blütenorgane und reifende Früchte erleichtern dem Pilz die Infektion. Der Grauschimmel ist ein nekrotropher Parasit, der abgestorbene Pflanzensubstanz als Nahrung verwendet. Hierzu induziert er eine kontrollierte Selbstzerstörung bei den befallenen Zellen (Apoptose). Die Folge ist eine Dunkelverfärbung des Gewebes und dessen fortschreitender Zerfall (Fäule). Auf der Oberfläche bildet sich ein grauer, pelziger und stäubender Pilzrasen.

Eine kurative Behandlung bei Grauschimmelbefall ist nur durch den Einsatz von chemischen Fungiziden möglich. Die folgenden präventiven Kultur- und Pflegemaßnahmen verringern jedoch die Gefahr eines Befalls.

Soweit verfügbar, sollten wenig anfällige Sorten angebaut werden. Bei der Wahl des Standorts sollte auf eine gute Durchlüftung und einen durchlässigen Boden geachtet werden. Die Abstände zwischen den Pflanzen sollten so groß sein, dass sie sich auch im ausgewachsenen Zustand nicht berühren. Dichtlaubige Sorten sollten regelmäßig ausgelichtet werden. Mit gezielten Formierungs- und Schnittmaßnahmen sollten gleichmäßig verzweigte und kleinteilige Pflanzen gezogen werden, da diese besser durchlüften und schneller abtrocknen können. Bei Arbeiten an den Pflanzen ist auf eine größtmögliche Hygiene zu achten, da an den Wunden eine Infektion leicht möglich ist. Beim Gießen sollten die Pflanzen so wenig wie möglich benetzt werden. Morgendliches Gießen gibt den Pflanzen und dem Boden ausreichend Zeit, um tagsüber wieder abzutrocknen. Eine stickstoffbetonte Düngung sollte vermieden werden, da hierdurch das Gewebe der Pflanzen weich und somit anfälliger wird. Eine regelmäßige Sichtkontrolle ermöglicht ein rechtzeitiges Eingreifen bei Befall und eine Begrenzung des Schadens.

Um bei einem akuten Befall das Ausbreiten des Pilzes zu verhindern, dürfen gesunde Pflanzen nicht mit infizierten Pflanzen oder Pflanzenteilen in Kontakt kommen. Befallene Teile einer Pflanze müssen vollständig entfernt, sofort entsorgt und die Arbeitsgeräte desinfiziert werden.

 Vermehrung

in Arbeit

Teilungselement

Historische Quellen und Abbildungen des Hanfs

Philip Miller
Allgemeines Gärtner-Lexicon

(1769)

[524 CA]

Cannabis (nn Gr.) Lin. Gen. Plant. 988. Der Hanf. Hemp.

Der Character ist:

Er hat männliche und weibliche Blüthen an verschiedenen Pflanzen. Die männlichen Blüthen haben einen fünfblätterigen Kelch, welcher concav ist. Sie haben aber keine Blumenblätter, sondern nur fünf kurze haarige Staubfäden, die sich mit langen viereckigten Kölblein endigen. Die weiblichen Blüthen haben einen bleibenden, einblättrigen Kelch, welcher länglicht und zugespitzt ist. Sie haben keine Blumenblätter, sondern einen kleinen Eyerstock welcher zween lange Griffel, die seine spitzige Narben haben, unterstützet. Aus dem kleinen Eyerstock wird nachgehends ein kugelrunder niedergedrückter Saame, der in dem Kelch eingeschloßen ist.

Der Herr von Linne hat dieses Pflanzengeschlecht, in die fünfte Abtheilung feiner zwey und zwanzigsten Claße gesetzet, die er Dioecia Pentandria nennet, weil die männlichen und weiblichen Blüthen in verschiedenen Pflanzen wachsen, und die männlichen fünf Staubfäden haben.

Von dieser Pflanze haben wir nur eine einzige Sorte, nemlich:

Cannabis. Lin. Sp. Plant. 1027. Der Hanf. Cannabis sativa. C. B. P. 320. Der aus dem Saamen gezogene Hanf.

Die meisten alten Scribenten haben diesen Namen dem weiblichen Hanf beygeleget; der männliche aber hieß bey ihnen Cannabis erratica, oder der wilde Hanf. Da man aber den einen so wohl als den andern, aus dem nemlichen Saamen ziehen kann, so hätten nicht zwo verschiedene Pflanzen daraus gemacht werden sollen.

Diese Pflanze wird in den fetten sumpfichten Theilen von Lincolnshire in großer Menge, um seiner Rinde willen gebauet, als welche zu Seilen, Tüchern etc. sehr dienlich ist, und der Saame giebt ein Oehl, so man in der Arzeney gebrauchet.

Der Hanf wird allezeit in einen tiefen, naßen, fetten Boden gesäet , dergleichen es in Holland, in Lincolnshire, und in den Sümpfen der Insel Ely giebt, woselbst er mit großem Nutzen gebauet wird, wie er denn auch in andern Gegenden von England, wo derleichen Boden ist, gebauet werden könnte; aber in einem lehmigen, oder steifen und kalten Boden wächst er nicht. Er wird für sehr gut zur Ausrottung des Unkrauts gehalten, saugt aber das Land gar sehr aus, so daß man ihn nicht zwey-[525 CA]mal hintereinander in dem nemlichen Boden säen soll.

Der Boden, worein man ihn säen will, muß wohl umackert und zart geeget werden; um die Mitte des Aprils ist er gut zu säen; drey Scheffel sind für ein Morgen Landes zur Aussaat genug. Zum Aussäen soll man den schwersten und am meisten glänzenden Saamen nehmen, sonderlich aber hat man auf den Kern des Saamens zu sehen; daher man denn solchen zerdrücken und Acht haben soll, ob er einen Keim habe, oder ob die künftige Pflanze vollkommen darinnen sey; denn an manchen Orten werden die männlichen Pflanzen zu bald von den weiblichen weggenommen, d. i. ehe dieselben die weiblichen Pflanzen mit ihrem Staub befruchtet haben, in welchem Falle der Saame dieser Pflanzen nicht aufgehen wird, ob er gleich ein noch so gutes Ansehen hat, wie die Einwohner von Bickar, Swinesheat, und Duminpton, welches drey Kirchspiele in den Sümpfen von Lincolnshire sind, garwohl wissen, indem daselbst der Hanf gar stark gebauet wird, und es ihnen viel gekostet hat, bis sie dieses aus der Erfahrung gelernet haben.

Wenn die Pflanzen aufgegangen, muß man sie, auf eben die Weise, wie die Rüben dünne machen, und die Pflanzen einen Schuh oder sechzehen Zoll voneinander stehen laßen; auch muß man alles Unkraut abschneiden, wodurch, wenn es mit Fleiß und bey trockenem Wetter geschiehet, solches ausgerottet wird. Es will diese Saat, etwan ein Monat hernach, noch einmal gefrettet seyn, um das Unkraut dadurch auszurotten; und so dieses mit Fleiß verrichtet wird, braucht sie weiter keiner Besorgung: denn der Hanf wird bald darauf den Boden bedecken, und das Wachstum des Unkrauts hemmen.

Insgemein wird der Hanf das erstemal um die Mitte des Augusts geraufet, da man anfängt denjenigen Hanf zu raufen, der Fimble-Hemp genennet wird, welches die Männlein sind (in Deutschland wird derjenige Hanf, den man zuerst raufet, der Fimmel, oder auch das Weiblein genannt,) es ist aber beßer gethan, wenn man dieses um vierzehn Tage, oder drey Wochen länger verschiebt; bis diese männlichen Pflanzen ihren Staub völlig zerstreuet haben, indem ohne demselben der Saame unzeitig bleibet, und nicht aufgehet, wenn er in dem darauf folgenden Jahr gesäet wird, auch giebt er in der Oehlmühl nichts, weil er nur aus leeren Hülsen bestehet, die keinen Kern, der Oehl führet, in sich halten.

Das zweytemal rauft man den Hanf etwas nach Michaelis, wenn der Saame reif ist. Dieses wird insgemein der Karle-Hemp, der späte grüne Hanf genennet, und ist das Weiblein, welches man beim Raufen des Männleins stehen läst. Dieser Hanf wird in Elen dicke Bündel, der Ordnung gemäs, gebunden, welche man, um sie zu trocknen, etliche Tage in die Sonne legt, und hernach Schöberweis zusammen stellt, oder einfuhret, um ihn trocken zu halten, bis man den Saamen ausdreschen kann. Ein Morgen Landes, von fetten Boden, bringt fast drey Quartier (Quarters) Saamen, welches mit dem unverarbeiteten Hanf den Werth von sechs bis acht englischen Pfunden austrägt.

Vor einigen Jahren haben die Einwohner der brittischen Colonien in Nordamerica diese nützliche Pflanze gebauet, und das Parlament setzte einen Preiß auf den Hanf, der von daher gebracht werden würde; ob aber die Einwohner dieser Colonien, entweder die Lust dazu verlohren, oder ob der Preis nicht richtig ausbezahlet worden, weiß ich nicht zu sagen. Dem mag nun aber seyn, wie ihm wolle, so war doch die Menge des von daher gebrachten Hanfs lange nicht so gros, als man gehoft hatte, welches [526 CA] sehr zu bedauern, denn da selbiger zur Schiffarth, worauf in unserm Königreich sonderlich zu sehen, eine so wichtige Waare ist, so würde, wenn wir aus unsern eigenen Pflanzstädten damit versehen werden könnten, nicht nur allein das baare Geld, so wir dafür bezahlen, ersparet, sondern unser Land könnte allezeit einen Vorrath davon haben, ohne daß wir unsern Nachbarn davor zu danken hätten.

Philip Miller: Philipp Millers – Gärtners der preiswürdigen Apothekergesellschaft in dem botanischen Garten zu Chelsea, Mitglieds der königlichen Societät der Wissenschaften zu London und der botanischen Academie zu Florenz – Allgemeines Gärtner-Lexicon, das ist ausführliche Beschreibung der Geschlechter und Gattungen aller und jeder Pflanzen nach dem neuesten Lehrgebäude des Ritter Linne eingerichtet worinnen zugleich eine Erklärung aller Botanischen Kunstwörter und eine auf vieljährige Erfahrung gegründete practische Anweisung zum Garten Acker Wein und Holzbau enthalten ist. Mit verschiedenen Kupfern. Nach der allerneuesten, sehr vermehrten und veränderten achten Ausgabe aus dem englischen übersetzt. Digna manet divini gloria ruris. Virg. George. Erster Theil. Nürnberg: verlegts Johann Adam Lochner. 1769, S. 950–952.

Grafisches Teilungselement

Philip Miller
Figures of the most beautiful, useful, and uncommmon Plants

(1760)

Plate LXXVII., Cannabis, Tourn. Inst. R. H. 535. Tab. 309. Raii Meth. Pl. 19. Lin. Gen. Plant. 988.
John Miller [Johann Sebastian Müller]: Plate LXXVII., Cannabis, Tourn. Inst. R. H. 535. Tab. 309. Raii Meth. Pl. 19. Lin. Gen. Plant. 988., Published according to Act of Parliament by P. Miller March 30th 1756. Handkolorierter Kupferstich auf Papier, aus: Philip Miller: Figures of the most beautiful, useful, and uncommmon Plants…, 1760, S. 50

[51] PLATE LXXVII.

Cannabis, Tourn. Inst. R. H. 535. Tab. 309. Raii Meth. Pl. 19. Lin. Gen. Plant. 988. Hemp; in French Chauvre.

DOCTOR Tournefort ranges this Genus in the Sixth Section of his Fifteenth Class of Plants, intituled, Plants with apetalous Flowers, which are Male and Female in different Plants. Mr. Ray places it in his Fifth Class of Plants, which he titles, Herbs with stamineous Flowers, which are of Two Sexes: And Doctor Linnaeus places it in his Twenty-second Class, intituled, Dioecia Pentandria, from the Plant’s being Male and Female, and the Flower having Five Stamina. As the Male and Female Hemp arises from the same Seeds, so we have represented them both in this Plate.

[52]

Fig. 1. Cannabis, foliis digitatis mas, Lin. Hort. Cliff. 475. Male Hemp, with fingered Leaves.

Fig. 2. Cannabis, foliis digitatis faemina, Lin. Hort. Cliff. 475. Female Hemp, with fingered Leaves.

a, shews the Spikes of Flowers on the Male Plant, which are composed of Five short slender Stamina, supporting oblong square Summits; these are included in an Empalement, cut into Five Parts to the Bottom; b, represents the Flower of the Female Plant, which consists of an Empalement of One Leaf, which is permanent; the Flower having no Petals, but in the Center of the Empalement is lodged the Germen, supporting Two long Styles with a pointed Stigma: The Germen afterward becomes a globular depressed Seed, as at c, c.

Some Authors have distinguished these Plants by the Titles of Sativa and Erratica, i. e. the manured and the wild Hemp; but as they come from Seeds indifferendly, where-ever they are sown, or in Places where the Seeds are accidentally seattered, that Distinction is not proper. There is a Necessity of having some Plants of the Male Hemp among those of the Female, in order to render them prolific: Therefore those should not be drawn out from between the others, until their Spikes of dusty Flowers are quite faded; for in Lincolnshire, where a large Quantity of Hemp is generally cultivated, they frequently have drawn our all the Male Plants, which is called Fimble-hemp, soon alter they were distinguishable, by which they supposed the Female Plants, which are called Karle-hemp, would have more Room to flourish; but, by this, they were deprived of the Crop of Seeds; so that, by this dear-bought Experience, they have altered their Method, and do not draw away the Male Plants so soon. I have myself made Trial of this Experiment for several Years, by removing all the Male Plants of Hemp from the Female, as soon as they were discernable; and although the Female Plants have continued strong and flourishing, yet have they never produced any good Seeds.

As Hemp is of such singular Use in this Kingdom, it is great Pity that a much greater Quantity of it is not cultivated in England; for there are many large Tracts of boggy light Land, which would produce it as well as any Part of Europe; and this might employ many of the Poor, who are, at present, a great Burthen to their Parishes; and hereby a considerable Sum might be saved to the Nation. And in such Places where it is now cultivated, if half the Quantity of Seeds, which is usually allowed to an Acre, were sown, and the Plants left at a much greater Distance than is usually practised, the Produce would be much more; for, by separating and leaving some Plants single, and allowing them Room to spread they have been Four times as large in ther Stems as those which have grown near each other on the same Spot of Ground, and have produced more Hemp than Six of the best Plants which grew near together, in the common Method of Culture.

The Male, or Fimble-hemp, is always fit to pull by the End of August, for when their Spikes of Flowers are decayed, the sooner they are pulled the better they will be; for they soon begin to shrink and decay, so afford less Hemp. And by doing this in Time, there will be a longer Continuance of Employment for the Poor, in watering and breaking of it; for the Seeds of the Female, or Karle-hemp, will not be ripe till after Michaelmas, so the Plants must not be drawn up before October, for till then they will continue in Vigour. The Seeds of Hemp is the only Part used in Physic, and, at present, those are rarely prescribed; an Oil is drawn from them, which is used for many Purposes; and the Seeds are reckoned very good for Poultry, when given to them in moderate Quantities; for, being warm, it is supposed to cause Hens to lay Eggs in great Plenty. The famous Bangue, which is so much used by the Indians and Persians to promote Venery, is a Species of Hemp; and, by the Descriptions given of it, not much differing from the common Sort.

As this is one of the most conspicuous Plants wherein their different Sexes appear so strongly, we have chosen to exhibit this Plate for that Purpose, rather than for its Beauty.

Philip Miller: Figures of the most beautiful, useful, and uncommmon Plants described in The Gardener's Dictionary, exhibited on three hundred Copper Plates, accurately engraven after Drawings taken from Nature. With the Characters of their Flowers and Seed-Vessels, drawn when they were in their greatest Perfection. To which are added, their Descriptions, and an Account of the Classes to which they belong, according to Ray's, Tournefort's and Linnaeus's Method of Classing them. In two Volumes. Vol. I., London: John Rivington in St. Paul's Church-Yard, A. Millar, H. Woodfall, J. Whiston and B, White, J. Hinton, G. Hawkins, R. Baldwin, J. Richardson, W. Johnston, S. Crowder, P. Davey and B. Law, T. Caslon, and R. and J. Dodsley., M.DCC.LX. (1760), S. 51–52.

Grafisches Teilungselement

Philip Miller
The Gardeners Dictionary

(1759)

[C A N]

CANNABIS [nn, Gr.] Tourn. Inst. 535. Lin. Gen. Plant. 988. Hemp.

The Characters are,

It is male and female in different Plants. The male Flowers have a five leaved Empalement which is concave, but have no Petals; they have five short hairy Stamina, terminated by oblong, square Summits. The female Flowers have permanent Empalements of one Leaf, which are oblong and pointed. They bave no Petals but a small Germen supporting two long Styles, crowned by acute Stigma, the small Germen afterward becomes a globular depressed Seed, inclosed in the Empalement.

This Genus of Plants is ranged in the fifth Section of Linnaeu's twenty-second Class, intited Diaecia Pentandria, the male and female Flowers being in separate Plants, and the male having five Stamina.

We have but one Species of this Plant, viz.

Cannabis. Lin. Sp. Plant. 1027. Hemp. This is the Cannabis sativa. C. B. P. 320. Manured Hemp. Most of the old Writers have applied the latter Title to the female Hemp, and the male they have titled Cannabis erratica, or Wild Hemp; but as both arise from the same Seeds, so they should not be made different Plants.

This Plant is propagated in the rich fenny Parts of Lincolnshire, in great Quantities, for its Bark, which is useful for Cordage, Cloth, etc. and the Seeds afford an Oil, which is used in Medicine.

Hemp is always sown on a deep moist rich Soil, such as is found in Holland, in Lincolnshire, and the Fens in the Isle of Ely, where it is cultivated to great Advantage, as it mignt in many other Parts of England, where there is the like Soil; but it will not thrive on Clay, or stiff cold Land: It is esteemed very good to destroy Weeds, which is no other way effected, but by robing them of their Nourishment, for it will greatly impoverish the Land, so that this Crop must not be repeated on the same Ground.

The Land on which Hemp is designed to be sown, should be well ploughed, and made very fine by Harrowing, about the Middle of April is a good Season for sowing of the Seed: Three Bushels is the usual Allowance for an Acre, but two is fully sufficient: In the Choice of the Seed, the heaviest and brightest-coloured should be prefered, and particular Care should be had to the Kernel of the Seed, so that some of them should be cracked to see if they have the Germ or future Plant perfect; for in some Places the male Plants are drawn out too soon from the female, i. e. before they have impregnated the female Plants with the Farina, in which Case, though the Seeds produced by these female Plants may seem fair to the Eye, yet they will not grow, as is well known to the Inhabitants of Bickar, Swineshead, and Dunnington, three Parishes in the Fens of Lincolnshire, where Hemp is cultivated in great Abundance, who have dearly bought their Experience.

When the Plants are come up, they should be hoed out in the same manner as is practised for Turneps, leaving the Plants a Foot of sixteen Inches apart; observe also to cut down all the Weeds, which if well performed, and in dry Weather, will destroy them. This Crop will require a second Hoeing about a Month or fix Weeks after the first, in order to destroy the Weeds: If this be well performed, it will require no farther Care; for the Hemp will soon after cover the Ground, and prevent the Growth of Weeds.

The first Season for pulling the Hemp is usually about the Middle of August, when they begin to pull what they call the Fimble Hemp, wich is the male Plants; but it would be much the better Method to defer this a Fortnight or three Weeks longer, until these male Plants have fully shed their Dust, without which, the Seeds will prove abortive, produce nothing [CAP] if sown the next Year, nor will those concerned in the Oil Mills give any Thing for them, there being only empty Husks, without any Kernels to produce the Oil. These male Plants decay soon after they have shed their Farina.

The second Pulling is a little after Michaelmas, when the Seeds are ripe: This is usually called Karle Hemp, it is the female Plants, which were left at the Time when the male were pulled. This Karle Hemp is bound in Bundles of a Yard Compass, according to Statute Measure, which are laid in the Sun for a few Days to dry; and then it is stacked up, or housed to keep it dry, till the Seed can be threshed out. An Acre of Hemp on a rich Soil, will produce near three Quarters of Seed, which, together with the unwrought Hemp, is worth from six to eight Pounds.

Of late Years the Inhabitants of the British Colonies in North America, have cultivated this useful Plant, and a Bounty was granted by Parliament for the Hemp, which was imported from thence; but whether the Inhabitants of those Colonies grew tired of cultivating it, or the Bounty was not regularly paid, I cannot say; but whatever has been the Cause, the Quantity imported, has by no means answered the Expectation of the Publick, which is greatly to be lamented; because, as this Commodity is so essential to the Marine, which should be the principal Object of this Kingdom, the being furnished with it from our own Plantations, will not only save the ready Money paid for it, but secure to the Country an ample Supply at all Times, without being obliged to our Neighbours for it.

Philip Miller: The Gardeners Dictionary. Containing the best and newest Methods of Cultivating and Improving the Kitchen, Fruit, Flower Garden, and Nursery; As also for Performing the Practical Parts of Agriculture: Including the Management of Vineyards, with the Methods of Making and Preserving the Wine, according to the present Practice of the most skilful Vignerons in the several Wine Countries in Europe. Together with Directions for Propagating and Improving from real Practice and Experience, all Sorts of Timber Trees. The Seventh Edition, Revised and Altered according to the latest System of Botany; and Embellished with several Copper-Plates, which were not in the former Editions. By Philip Miller, F.R.S., Gardener to the Worshipful Company of Apothecaries, at their Botanick Garden in Chelsea, and Member of the Botanick Academy at Florence. Digna manet divini gloria ruris. Virg. Georg., London:, Printed for the Author; And Sold by John Rivington, in St. Paul's Church-yard; A. Millar, in the Strand; J. Whiston, B. White, G. Hawkins, in Fleet-street; J. Hinton, in Newgate-street; James Rivington, J. Fletcher, R. Baldwin, J. Richardson, in Pater-noster Row; W. Johnston, in Ludgate-street; S. Crowder, near London Bridge; P. Davey, B. Law, T. Caslon, in Stationers Court; and R. and J. Dodsley, in Pall-Mall. M.DCC.LIX. (1759), Abschnitt C A N

Grafisches Teilungselement