Obstbaumpflege Schöpf

Berlin

Sauerkirsche

Die Sauerkirsche (Prunus cerasus), auch Weichsel, ist ein laubabwerfender Strauch oder Baum, der Wuchshöhen von drei bis vier Metern erreicht. Prunus cerasus ist eine Pflanzenart der Gattung Prunus in der Tribus Steinobstgewächse (Amygdaleae) aus der Unterfamilie Spiraeoideae der Familie der Rosengewächse (Rosaceae). Die Frucht des Sauerkirschbaumes ist eine Steinfrucht.

Grafisches Teilungselement

Jahreszeitliche Pflegemaßnahmen bei der Sauerkirsche mit Hinweisen zur praktischen Ausführung

 Pflanzung

in Arbeit

 Pflanzschnitt

in Arbeit

 Formierung

in Arbeit

 Erziehungsschnitt

in Arbeit

 Erhaltungsschnitt

in Arbeit

 Verjüngungsschnitt

in Arbeit

 Bodenpflege

in Arbeit

 Pflanzenschutz

in Arbeit

 Vermehrung

in Arbeit

Grafisches Teilungselement

Historische Quellen und Abbildungen der Sauerkirsche

Friedrich Slevoigt
IV. Vom Anbau der Ostheimer Weichsel, oder Zwerg-Kirsche.**)

(1794)

Die vorzüglichsten Plätze zum Anbau dieser Kirschgattung sind kiesigte Anhöhen und Berghänge, die an der Morgen und Mittagssonne frey daliegen, oder sonst den größten Theil des Tages ungehindert von der Sonne bestrahlet werden können. Ist der Berghang, oder die Anhöhe an sich zu steil, zu arm an nöthigem Erdreiche, so kann man ihm die erforderliche Krume, oder zum Wurzelbette nöthige Erdlagen durch Ueberführung der Fläche mit Wasen, die bey Oefnung der Wiesen-Wässerungs- oder Abzugs-Gräben ausgestochen worden sind, auf eine vorzügliche Art geben.

Sind diese an Ort und Stelle, in Haufen übereinander verrodet, und die daraus entstandene lockere Erde gehörig über die Fläche ausgebreitet worden, so setzt man die Kirsch-Stämmchen in fünf bis sechs Schuh weiten Entfernungen hinein. Man hält hier zu Lande den Anfang des Frühlings sobald sich die Erde nur bearbeiten läßt, zur Pflanzung am vorzüglichsten, und wählt hierzu drey Schuh hohe etwas niedrigere oder höhere Stämmchen, je nachdem sie zu haben sind, mit einem oder zwey Nebenästen. Gewöhnlich tragen diese Stämmchen schon im nächstfolgenden Jahre. Am richtigsten liefern sie im dritten, vierten und fünften Jahre ab, wenn die Witterung ihrem guten Gedeyhen nicht geradezu entgegen ist, so daß man nicht selten vor lauter Früchten die Blätter am Stamme nicht bemerkt.

Ist der Boden, worinn sie verpflanzt worden, sehr fett, oder feucht, so treiben sie stark ins Holz, und bilden ein schönes Bäumgen fürs Auge, tragen aber wenige Früchte, und auch diese sind bey ihrer überwiegenden Größe gegen gewöhnliche Kirschen dieser Art, wäßrig, und lange nicht so schmackhaft, als die in ihrem Lieblings-Boden, an kiesigten Anhöhen erwachsene.

Frischer unverwester Dung ist ihnen nicht zuträglich, und soll ihnen zumal, wenn er unmittelbar an die Wurzeln zu liegen kommt, gewißes Verderben bringen, wie zu Ostheim, einem Herzogl. S. Eisenachischen Städtchen, nach welchem sie an vielen Orten genannt werden, allgemein behauptet wird. Hat der Kirschberg dann und wann einige Düngung nöthig, so muß dazu ganz verrotteter Dünger gewählet und auch dieser nicht im Uebermaase aufgeführet werden, um oben erwähnten Nachtheil auszuweichen, den ein zufetter Boden an den Früchten bewürkt.

Am liebsten wählt man zur Anlage solcher Kirschberge Neubrüche; weil man dadurch den Dünger erspart, und sie den guten Gedeihen der Kirschstämme am beförderlichsten sind.

Ist ein Kirschberg sechs, sieben, höchstens acht Jahre alt, so haben sich die darinn stehenden Kirschensträuche gemeiniglich so sehr ausgebreitet, daß sie anfangen unfruchtbar zu werden und am Ende wenigen Ertrag abliefern. Das ganze Stück wird alsdann entweder umgerodet und ganz von neuem bepflanzet, oder es werden, wenn, wie gewöhnlich der Fall ist, viele Sprößlinge nebenher ausgeschlagen sind, nur die alten untragbaren Stämme kurz über der Erde abgesäget, um dem jungen Nachwuchse Luft zu machen, und den Berg in neuen fruchtbringenden Bestand zu setzen. Dergleichen Sprößlinge kommen oft in großer Menge hervor, und benehmen dann ganz natürlich den alten schwächern Stämmen, aus deren Wurzeln sie aufschießen, die besten Säfte durch stärkeres Saugvermögen.

Um sich bey gänzlicher Umrodung der Kirschberge, welches allemal die vorzüglichste Art ihrer Fortpflanzung bleibt, nicht aller Kirschen auf ein oder mehrere Jahre völlig zu berauben, theilt man seine Kirschberge in mehrere Quartiere ein, und rodet nöthigenfalls eins ums andere zur neuen Bepflanzung um.

Diese Zwergkirschenstämme lassen sich zwar auch unter der Scheere halten und zu Hecken ziehen, sie tragen aber dann wenig Früchte und treiben stark ins Holz. Am vortheilhaftesten ist ihr Anbau, wenn man sie ungestört aufwachsen läßt, und den Boden in jedem Frühjahr gut behackt. Das gewöhnlichste Hinderniß ihrer Fruchbarkeit sind späte Frühjahrs-Fröste zur Zeit der Blüte.

Zum Welken schickt sich diese Kirschenart, wegen ihres verhältnißmäsig kleinern Kerns, vorzüglich gut; und sie ist ein höchst einträglicher Artikel im Obstbaume. Trabelsdorf am 8ten May 1794.

Friedrich Slevoigt

**) Die Vortrefflichkeit dieser Kirsche, welche zu den sauergewürzhaften gehört, und zu Ostheim in Franken am Rhöngebirge stark gebauet wird, ist schon hier und da in Teutschland nach Verdienste bekannt. Ihr Ursprung soll aus Italien herstammen, woher sie gegen Mitte dieses Jahrhunderts ein Feld-Arzt mitgebracht, und zuerst zu Ostheim, als seiner Vaterstadt, angepflanzt habe.

aus: Der Teutsche Obstgärtner oder gemeinnütziges Magazin des Obstbaues in Teutschlands sämmtlichen Kreisen; verfasset von einigen practischen Freunden der Obstcultur und herausgegeben von Johann Volkmar Sickler. Erster Band. Mit ausgemahlten und schwarzen Kupfern. Weimar, im Verlage des Industrie-Comptoirs 1794. Zweytes Stück. Zweyte Abtheilung. Vermischte Abhandlungen. S. 144–147

Grafisches Teilungselement

Johann Volkmar Sickler
X. Die Ostheimer Kirsche. (Taf. 27.)

(1796)

Tafel 27. X. Die Ostheimer Kirsche
Ernst Heinrich Gebhardt: Tafel 27. X. Die Ostheimer Kirsche. Handkolorierter Kupferstich auf Papier, aus J. V. Sickler (Hrsg.): Der Teutsche Obstgärtner… Sechsten Bandes Drittes Stück 1796.

Frucht.

Diese wegen ihres guten Geschmacks, Fruchtbarkeit und Größe unter den runden Sauerkirschen oder sogenannten Weichseln sehr gesuchte und berühmte Kirsche, hat eine ansehnliche Größe, und erhebt sich bey einem guten Stande und Boden so ziemlich bis zu den größten. Sie hat zwar ein rundes Ansehen, ist es aber in keiner Lage. Vom Stiel- zum Blütengrübchen ist sie platt, denn sie ist in der Höhe kürzer als sie breit ist, und im Umkreise ist sie mehr breit als rund. Vom Stiele bis zum Blütengrübchen mißt sie 10 Linien, in ihrer Breite 12 und in ihrer Dicke 11. Die sonst von dem Stiele zum Blüthengrübchen laufende Linie oder Furche ist fast gar nicht sichtbar, gewöhnlich ist sie da nur weniger roth gefärbt, oder so dünn wie ein Haar, das Blütengrübchen aber sieht man sehr deutlich; sonst aber spielen noch einige kleine Vertiefungen auf ihrer Oberfläche. Der Stiel ist noch einmal so lang als die Kirsche hoch ist, oft aber auch noch etwas kürzer, und har bisweilen viele kleine Knöspchen. Die Farbe der Kirsche ist sehr dunkelroth und glänzend, und wenn sie lange hängt, so wird sie ganz schwarz-braun. Das Fleisch ist zart und markigt und mir den zartesten Fibern durchzogen. Die Haut ist fest, und obschon das Fleisch sich gut vom Steine ablöset, so bleibt es doch auf der Kante des Steins mit seinen Fibern fest hängen. Der Stein ist breit gedrückt, übrigens aber nicht sehr groß gegen die Kirsche gehalten. Er ist sechs Linien lang, fünfe breit und 4 Linien dick, und steht also mit der Höhe, Breite und Dicke der Kirsche in einem umgekehrten Verhältnisse. Der Saft ist hellroth und in Menge vorhanden. Der Geschmack süßsäuerlich, wovon das Letzte, das Säuerliche, angenehm piquant ist. Sie wird am Ende des Julii reif, und läßt sich außer dem frischen Genusse in dem Haushalte zum Backen, Einmachen e. recht gut gebrauchen. Der Baum ist sehr tragbar.

Baum.

Er ist einer der niedrigsten Kirschbäume, und der Stamm sehr schwach; dem ohngeachtet läßt er sich nicht gut ans Spalier brauchen, weil er das Messer nicht verträgt. Die Hauptäste setzt er gleich zwey bis drey Schuhe von der Erde und zwar sehr quirrlicht an, hat wieder einen Schuß und setzt eben so wieder an. Die Zweige setzet er in großer Menge an, die dünn und lang sind. Das Tragholz wechselt ziemlich ordentlich, sieht enge und ist mittelmäßig lang. Die Sommerschossen sind auch dünn und mittelmäßig lang. Die Krone ist pyramidalförmig wo er im Freyen stehet und wachsen darf wie er will, und der Baum ist deswegen sehr angenehm, weil ein Mann seine Kirschen vor ihm stehend erreichen und abnehmen kann, ohne sich sonderlich hoch zu stellen. Er wächst auch häufig nur als Strauch, und trägt da sehr reichlich.

Blatt.

Das Blatt ist länglicht, und hat seine größte Breite etwas unter der Mitte seiner Länge nach dem Stiele zu, und legt sich gewöhnlich wie eine Krippe zusammen. Es nimmt nach beyden Enden gemach ab; am Stiele läuft es in dieser Richtung zu, und oben setzt es eine scharfe Spitze auf, nachdem es in eben derselben Richtung abgenommen hat. Aus dem Rande sind kleine stumpfe Zäckchen, die mit größern und kleinern bisweilen abwechseln. Die Ribbchen sind ziemlich ordentlich gereihet, auch enge und laufen etwas krumm nach dem Rande zu. Der Stiel ist kurz und dunkelroth, und die Farbe des Blattes dunkelgrün.

Vergleichungen.

Mit dieser sind wenig Vergleichungen anzustellen, denn unter den bekanntesten Pomologen hat sie, so viel ich gefunden habe, Niemand weiter beschrieben als der Herr Oberpfarrer Christ im IV Theil X Kap. §. 7. Seite 536 seines Handbuchs über die Obstbaumzucht. Er redet aber daselbst von einer kleinen und großen Ostheimer Kirsche, und sagt von der großen, daß sie zu Birkenfeld aus dem Kern der Kleinen entstanden sey. Ist sie bloß aus den Kern der Kleinen entstanden, so muß sie dieselbe seyn und nur Lage und Boden können in diesem Falle an ihrer Vergrößerung schuld seyn. So viel weiß ich ans Erfahrung: daß, wenn auf die Ostheimerkirsche die große Maykirsche die im T. O. G. Band II. Seite 205 beschrieben und auf der 9 Taf. Nr. 1 vorgestellt worden, gesetzt worden ist, daß es eine vortreffliche Kirsche an Größe und an Geschmack wird, nur reift sie alsdann später und zu der Zeit wenn sonst die Ostheimer Kirsche reift.

Von der von Hr. Oberpfarrer Christ sogenannten kleinen Ostheimer Kirsche heißt es am angezogenen Orte: Diese sehr kleine saure Kirsche von dunkler Farbe, kurzem Stiel und angenehmen Geschmacke ist allgemein bekannt und pflanzt sich durch ihre häufigen Wurzelausschläge in ihrer Art fort. Will man aber in der Pflanzung nur einen einzigen Baum dieser Sorte haben, so wird man wohl thun, sie auf einen süßen Stamm zu pfropfen, dann haben die Wurzel-Ausläufer ein Ende und die Frucht wird ein wenig milder.

Von der großen späten Ostheimer Kirsche heißt es im Folgenden: Sie ist zu Birkenfeld aus dem Kern der Vorhergehenden entstanden – ist kurzstielig, viel größer als ihre Mutter-Art, herzförmig mit höckrigen Eindrücken, dunkelbraun, vom Geschmack etwas herber als die gewöhnliche Ostheimer, und reift Ende Augusts.

Sonst heißt es noch in einer Note zur kleinen Ostheimer Kirsche, daß man sie in Hanover die fränkische Wucherkirsche nenne.

Der Sage nach soll ein fränkischer Arzt, aus Ostheim gebürtig, diese Kirsche aus Ober-Italien, als ihrem Vaterlande, ihrer Vortrefflichkeit wegen mitgebracht, und zuerst bey Ostheim gepflanzt haben. Sie liebt vorzüglich sonnige Berge, und wunden bearbeiteten Boden, wie z. E. in den Weinbergen, zu ihrem Stande.

aus: Der Teutsche Obstgärtner oder gemeinnütziges Magazin des Obstbaues in Teutschlands sämmtlichen Kreisen; verfasset von einigen practischen Freunden der Obstcultur und herausgegeben von J. V. Sickler. Sechster Band. Mit ausgemahlten und schwarzen Kupfern. Weimar, im Verlage des Industrie-Comptoirs 1796. Sechsten Bandes Drittes Stück 1796. Erste Abtheilung. Charakteristik der Obstsorten. II. Kirschen-Sorten, S. 224–227

Grafisches Teilungselement

Johann Volkmar Sickler
III. Ueber den Anbau der Ostheimer Weichsel oder Zwergkirsche.

(1801)

Als ich neulich in dem so vortreflichen Hannöverischen Magazin las, so fiel mir ein Aufsatz unter obigem Titel in die Augen, der den Ursprung und die Cultur dieser Kirsche betrifft, den ich zur weitern Ausbreitung hier meinen geehrtesten Lesern mittheile. Er befindet sich im 1797ten Jahrgange dieses Magazins und ist Seite 527 folgenden Inhalts.

Die Vortreflichkeit dieser Kirsche, welche zu den Sauergewürzhaften gehöret, und zu Ostheim in Franken am Röhngebirge, stark gebaut wird, ist schon hie und da in Teutschland nach Verdienst bekannt, und bereits vor einigen Jahren erschien in diesem Magazin ein kleiner Aufsatz über deren Anbau und Nutzen, der veranlaßte, daß man sie auch nun hin und wieder in unsern Gärten findet.

Ihr Ursprung soll aus Italien herstammen, woher sie gegen die Mitte dieses Jahrhunderts ein Feldarzt mit gebracht, und zuerst zu Ostheim, als seiner Vaterstadt angepflanzt haben soll. Herr Schlevoigt, Forstverwalter zu Travelsdorf, hat noch neulich über deren Cultur einige praktische Versuche gemacht, die den Liebhabern der Obstbaumzucht, bekannter zu werden verdienen.

Die vorzüglichsten Plätze zur Anbauung dieser Kirschengattung sind kiesigte Anhöhen und Bergabhänge, die Morgen und Mittagssonne haben, oder sonst den größten Theil des Tages von der Sonne frey bestrahlt werden können. Ist der Bergabhang oder die Anhöhe an sich zu steil, zu arm an nöthigem Erdreiche, so kann man ihm die erforderliche Krume, oder zum Wurzelbette nöthige Erdlagen durch Ueberführung der Fläche mit Wasen, die bey Oeffnung der Wiesenwässerungs- oder Abzugsgräben ausgestochen worden sind, auf eine vorzügliche Art geben. Sind diese an Ort und Stelle in Haufen über einander verrodet, und die daraus entstandene Erde gehörig über die Fläche ausgebreitet worden, so setzt man die Kirschstämmchen in fünf bis sechs Fuß weiten Entfernungen hinein. Der Anfang des Frühlings, so bald sich die Erde nur bereiten läßt, ist zur Anpflanzung am vorzüglichsten, und man wählt dazu drey Schuh hohe Stämmchen mit einem oder zwey Nebenästen. Gewöhnlich tragen diese Stämmchen schon im nächstfolgenden Jahre. Am reichlichsten liefern sie im dritten, vierten und fünften Jahre ab, wenn die Witterung ihrem guten Gedeihen nicht geradezu entgegen ist, so daß man nicht selten vor lauter Früchten die Blätter am Stamme nicht bemerkt.

Ist der Boden worin sie verpflanzt werden, sehr fett oder feucht, so treiben sie stark ins Holz und bilden ein schönes Bäumchen fürs Auge, tragen aber wenig Früchte und auch diese sind bey ihrer überwiegenden Größe gegen gewöhnliche Kirschen dieser Art wäßrig und lange nicht so schmackhaft, als die in ihrem Lieblingsboden und kiesigten Anhöhen erwachsenen.

Frischer unverwester Dung ist ihnen nicht zuträglich, und bringt ihnen, zumal wenn er unmittelbar an ihre Wurzel zu liegen kommt, gewisses Verderben. Hat der Kirschberg dann und wann eine Düngung nöthig, so muß dazu verrodeter Dünger gewählt, und auch dieser nicht im Uebermaaße aufgeführt werden, um oben erwähntem Nachtheil auszuweichen, den ein fetter Boden an den Früchten bewirkt.

Am liebsten wählt man zur Anlage solcher Kirschberge Neubrüche, weil man dadurch den Dünger erspart und sie dem guten Gedeihen der Kirschstämme am beförderlichsten sind.

Ist ein Kirschberg sechs, sieben, höchstens acht Jahre alt, so haben sich die darinne stehenden Kirschsträuche gemeiniglich so sehr ausgebreitet, daß sie anfangen unfruchtbar zu werden und am Ende wenigen Ertrag liefern. Das ganze Stück wird alsdann, entweder umgerodet und ganz von neuem bepflanzt oder es werden, wenn, wie gewöhnlich der Fall ist, viele Sprößlinge neben her ausgeschlagen sind, nur dir alten untragbaren Stämme kurz über der Erde abgesägt *) um dem jungen Nachwuchs Luft zu machen, und den Berg in neuen fruchtbaren Bestand zu setzen. Dergleichen Sprößlinge kommen oft in großer Menge hervor, und benehmen dann ganz natürlich den alten schwachen Stämmen, aus deren Wurzel sie ausschießen, die besten Säfte durch ihr stärkeres Saugvermögen.

Um sich bey gänzlicher Umrottung der Kirschberge, welches allemal die vorzüglichste Art ihrer Fortpflanzung bleibt, nicht aller Kirschen auf eine oder mehrere Jahre völlig zu berauben, theilt man seine Kirschberge in mehrere Quartiere ein und rodet nötigenfalls, eins ums andere zur neuen Bepflanzung um.

Die Ostheimer Zwergkirschen-Stämme, lassen sich zwar auch unter der Schere halten, und zu Hecken ziehen, sie tragen aber dann wenig Früchte und treiben stark ins Holz. Am vortheilhaftesten ist ihr Anbau, wenn man sie ungestört aufwachsen läßt, und den Boden in jedem Frühjahre gut behackt. Das gewöhnlichste Hinderniß ihrer Fruchtbarkeit sind späte Frühjahrsfröste zur Zeit der Blüte.

Zum Trocknen schickt sich diese Kirsche wegen ihres verhältnißmäßigen kleinen Kerns, vorzüglich gut und sie ist ein höchst einträglicher Artikel im Obstbau.

*) Eine solche Kirschanpflanzung habe ich in dem Garten des berühmten Herrn Geh. KirchenR. Griesbach in Jena auf diese Weise behandeln gesehen und sie stand nach ein paar Jahren nachdem das Absägen geschehen war, wieder in dem besten Flor.

d. H.

aus: Der Teutsche Obstgärtner oder gemeinnütziges Magazin des Obstbaues in Teutschlands sämtlichen Kreisen; verfasset von einigen practischen Freunden der Obstcultur, und herausgegeben von J. V. Sickler. Sechszehnter Band. Mit ausgemahlten und schwarzen Kupfern. Weimar, im Verlage des Industrie-Comptoirs 1801. Sechszehnten Bandes, Fünftes Stück. 1801. Zweyte Abtheilung. Vermischte Abhandlungen. S. 333–336

Grafisches Teilungselement