Obstbaumpflege Schöpf

Berlin

Quitte

Die Quitte (Cydonia oblonga) ist ein laubabwerfender Strauch oder Baum, der Wuchshöhen von vier bis acht Metern erreicht. Cydonia oblonga ist die einzige Pflanzenart der Gattung Cydonia in der Untertribus Kernobstgewächse (Pyrinae). Über die Tribus Pyreae und die Unterfamilie Spiraeoideae gehört sie zur Familie der Rosengewächse (Rosaceae). Die Frucht des Quittenbaumes ist eine Apfelfrucht (Scheinfrucht).

Grafisches Teilungselement

Jahreszeitliche Pflegemaßnahmen bei der Quitte mit Hinweisen zur praktischen Ausführung

 Pflanzung

November

in Weinbaugebieten

März

auf Grund der Frostempfindlichkeit des Holzes

 Pflanzschnitt

März

Die Stammverlängerung und drei bis vier möglichst gleichmäßig um den Stamm verteilte Leitäste werden ausgewählt. Die Ansätze der Leitäste sollten untereinander einen deutlichen Höhenversatz aufweisen. Konkurrenztriebe werden entfernt. Die Leitäste werden auf gleiche horizontale Höhe (Saftwaage) und ein außenliegendes Auge angeschnitten, die Stammverlängerung etwa 15 cm darüber. Die überzähligen Äste werden entfernt. Abschließend sollten die Schnittflächen mit einem Wundverschlußmittel behandelt werden.

 Formierung

März

Die Astabgangswinkel werden geprüft. Leitäste, die steiler als 45° und flacher als 60° stehen, werden durch Spreizhölzer flacher gestellt oder durch eine Schnur hochgebunden. Da das Quittenholz sehr spröde ist, muß hier sehr vorsichtig vorgegangen werden. Es kann vorkommen, daß eine Winkelkorrektur nur durch eine spätere Schnittmaßnahme erfolgen kann.

 Erziehungsschnitt

März, August

An den Leitästen und der Stammverlängerung wird jeweils ein Trieb ausgewählt, welcher am besten den Ast in dem gewünschten aufsteigenden Winkel verlängert. Diese Triebe werden durch Anschneiden um etwa 30–50 % eingekürzt. Konkurrenztriebe, zu steil stehende oder nach innen wachsende Langtriebe werden entfernt. Einzelne Langtriebe können durch Herunterbinden in Fruchtäste umgewandelt werden. Vorjährige Bindungen werden auf Einwachsungen kontrolliert. Fruchtäste werden nicht angeschnitten. Sie dürfen maximal halb so stark wie die Stammverlängerung bzw. der Leitast sein, von dem sie abgehen, andernfalls müssen sie entfernt werden.

Quitten wachsen relativ schwach und bedürfen keiner strengen Erziehung. Bis in die Ertragsphase werden sie nur sehr wenig geschnitten. Auf unterschiedliches Sortenverhalten braucht dabei keine Rücksicht genommen zu werden. In Jahren mit erhöhtem Feuerbrandrisiko sollte jedoch kein Sommerschnitt durchgeführt werden, um den Erreger nicht im Bestand zu verteilen.

 Erhaltungsschnitt

März, August

Nach etwa zehn Jahren wird die nun vorhandene Baumstruktur beibehalten. Die Höhe des Baumes wird begrenzt, indem die Stammverlängerung auf einen nach oben zeigenden, aber deutlich tiefer und möglichst mittig über dem Zentrum des Baumes stehenden mehrjährigen Trieb zurückgenommen wird. Ein geeigneter Ersatztrieb wird ein oder zwei Jahre zuvor stehen gelassen. Alle zu steil und zu dicht stehenden Triebe werden im oberen Kronenteil entfernt. Leitäste werden auf einen aufstreben Trieb zurückgenommen. Fruchtäste, die in benachbarte Leitäste hineinragen oder andere Fruchtäste überlagern, werden entfernt oder zurückgeschnitten. Krankes, zu stark hängendes, zu dichtes oder zu altes Fruchtholz wird auf jüngere, leicht nach oben strebende Triebe zurückgeschnitten.

Der Schnitt erfolgt im zwei- bis vierjährigen Rhythmus. Es wird dabei zwischen 20 % und 35 % des Baumvolumens mit möglichst wenigen Sägeschnitten entfernt.

 Verjüngungsschnitt

Bei einem über viele Jahre nicht oder falsch geschnittenen Baum wird bis zu 70 % des bisherigen Baumvolumens herausgenommen. Um das physiologische Gleichgewicht möglichst wenig zu stören, wird der erforderliche Schnitt auf zwei bis drei Jahre verteilt und mit möglichst wenigen Sägeschnitten durchgeführt.

März, 1. Jahr

Entfernung von bis zu 35 % des Volumens durch Höhenreduzierung und die Beseitigung der Überbauung. Ist kein geeigneter Trieb als neue Mitte vorhanden, wird auf einen Fruchtast zurückgesetzt und dem Baum die Bildung einer neuen Spitze überlassen.

Juni, 1. Jahr

Als Ersatztrieb geeignete Wasserschosse werden flach gebunden, überzählige werden herausgerissen.

März, 2. Jahr

Leitäste werden auf einen aufstreben Ast zurückgeschnitten. Fruchtäste, die in benachbarte Leitäste hineinragende oder andere Fruchtäste überlagern, werden entfernt oder zurückgeschnitten. Stark hängendes und zu dichtes Fruchtholz wird entfernt.

 Bodenpflege

März

Eine Düngung mit Kompost im zweijährigen Abstand ist für die Nährstoffversorgung des Baumes ausreichend.

Mai, August

Die Baumscheibe wird während der ersten fünf Jahre freigehalten. Da Quitten flach wurzeln, sollte der Gras- und Krautaufwuchs möglichst vorsichtig entfernt werden.

Juli, August

In den ersten zwei Standjahren wird der Baum bei längeren Trockenperioden gewässert.

November

Im Winter wird wegen der Frostempfindlichkeit der Wurzeln der Boden im Bereich der Baumscheibe abgedeckt.

 Pflanzenschutz

 Vermehrung

Veredelung

März, April

Kopulation mit im Winter geernteten und in Ruhe gehaltenen Reisern.

August

Okulation oder Chip mit unmittelbar vorher geernteten Reisern.

Steckholzvermehrung

Oktober–Dezember

Von einer gesunden Mutterpflanze werden einjährige, ausgereifte, blattlose Triebe mit mindestens zwei bis fünf Nodien und 15–30 cm Länge geschnitten und mit Triebspitze nach oben und Triebbasis nach unten zu 3/4 in mit Pflanzerde befüllte Blumentöpfe gesteckt. Wird das Steckholz kühl, dunkel und vor Austrocknung geschützt überwintert, kann es im Frühjahr auch direkt ins Freie gesteckt werden.

Grafisches Teilungselement

Historische Quellen und Abbildungen der Quitte

Quitte
Nellie und Thomas Schöpf: Quitte. 10.11.2017, Wachsmalkreide und Aufkleber auf Papier, Din A4
Grafisches Teilungselement

Quitten-Tarte

(2017)

Zutaten
1 Packung Blätterteig (aus dem Kühlregal)
2 – 3 Quitten (ca. 750 g)
1 Eßlöffel Zucker
1 Packung Vanillezucker
1 Teelöffel Ahornsirup
Saft einer halben Zitrone
4 Eßlöffel Wasser (40 ml)
1 Stückchen Margarine (Alsan) zum Einfetten

Die Quitten schälen und vierteln (oder achteln, wenn der Steinzellenanteil hoch ist). Das Kerngehäuse entfernen und die Quittenstücke längs in dünne Scheiben schneiden. Die Quittenscheiben in einen Topf mit dem Zucker, Vanillezucker, Sirup, Zitronensaft und Wasser geben. Den Sud kurz aufkochen und die Quitten bei mittlerer Hitze 10 Minuten dünsten. Den Topf vom Herd nehmen und abkühlen lassen.

Den Backofen auf 190 Grad vorheizen und eine flache, runde Backform einfetten. Die Quitten konzentrisch, sich leicht überlappend, auf den Formboden auslegen und mit der Garflüssigkeit beträufeln. Den Blätterteig auflegen, in Form schneiden und am Rand andrücken. Die Backform auf der mittleren Schiene in den Backofen schieben und bei 190 Grad mit Umluft 20 – 25 Minuten backen. Nach dem Herausnehmen mit einem Messer den Teig vom Rand lösen und mitsamt der Backform auf eine Kuchenplatte stürzen. Die Backform vorsichtig abheben und die Quittentarte auskühlen lassen.

Quitten-Tarte
Quitten-Tarte, 2017
Grafisches Teilungselement

Max Goldt
Quitten für die Menschen zwischen Emden und Zittau

(Februar 1991)

Im Postskriptum meiner vorletzten Kolumne bemerkte ich mit der lakonischen Beiläufigkeit, die uns waschechten Melancholikern eigen ist, daß ich mich mit dem Gedanken getragen hätte, einen Artikel über unbeliebtes Obst und insbesondere über Quitten zu schreiben. Nicht nur das Leserecho war überwältigend – vierzehn Zuschriften sind für einen Off-Broadway-Kolumnisten geradezu Waschkorbdimension –, auch die Augen all der Menschen, denen ich in U-Bahnen, Straßen und Spelunken begegne, in denen ich mich befördern lasse bzw. meine Wampe lüfte bzw. meinen von Alter und Entbehrung gezeichneten Leib mit den Segnungen des Alkohols versorge, scheinen zu sagen: Ja, besorgs uns, sonderbarer Herr, besorgs uns mit einem Quittenartikel!
Bevor ich nun aber die Quitte in das verdiente Scheinwerferlicht der Leserneffen- und -nichtenaufmerksamkeit schiebe, einige Bemerkungen über die Guave: Auch diese genießt wenig Ansehen unter uns Deutschen. Hand aufs Herz: Rümpfen wir nicht alle bisweilen innerlich die Nase oder runzeln die Brauen, wenn wir im Feinkostladen unvermittelt einer Guave gegenüberstehen? In Brasilien immerhin ist Guavenmus (»Goijabada«) mit Käse eine Art Nationalgericht, welches auch »365« genannt wird, weil man es 365 Tage im Jahr verspeist, so beliebt ist es, aber von ihrem ganzen Herumgetanze und ihrer ewigen Lebensfreude sind die Leute dort ja ganz schwirr im Schädel und merken gar nicht, was sie da Ödes verzehren. Bei unseren, noch längst nicht so von Samba und Straßenraub zerätzten Gaumen konnte die Guave noch nicht reüssieren, und mit Fug und Recht haben wir sie zusammen mit ähnlich langweilig süßlichen Tropenflops in jene sämigen, stark chemisch riechenden Fluten verbannt, welche skrupellose Geschäftemacher in Flaschen gefüllt als Multivitamintrünke auf den Markt werfen, und zwar, um unsere Ehen zu zerstören. Es ist nämlich so: Der unnatürliche Geruch, welcher uns aus der Multivitaminsaftflasche entgegenströmt, rührt von Substanzen aus dem Vitamin B-Komplex. Diese stinken aber leider nicht nur selbst, sondern erzeugen auf der Haut der Safttrinker unangenehme Ausdünstungen, wie Knoblauch, nur schlimmer. Noch ahnt niemand, wie oft es schon vorgekommen sein mag, daß ein Partner seine Partnerin oder seinen Partner, oder aber eine Partnerin ihren Partner bzw. ihre Partnerin mit schmiegenden Absichten an sich zog, dann aber das an sich ja geliebte Wesen jäh von sich stieß, weil er oder sie »es nicht mehr riechen konnte«. Die Räume unserer Gerichtsgebäude, in denen Scheidungen vollzogen werden, sind förmlich erfüllt vom ständigen Widerhall jenes dubiosen Geräusches, welches beim Öffnen einer Vitaminsaftflasche erklingt. Vielen wird dieses unbekannt gewesen sein, und von Flensburg bis Passau und neuerdings ja auch von Wismar bis Weimar, von Usedom bis an die Unstrut ahne ich Hände, die mir dankend entgegengestreckt werden. Aber ich wehre dies bescheiden ab und sage: Nein, ihr braucht nicht zu danken und zu wallfahren. Ich bin älter und erfahrener als ihr, und wenn mein Wissen euch auf eurem weiteren Lebensweg vor Schaden und Scheidung bewahren kann, dann hat mein Herz nicht ganz umsonst geschlagen, wenn es einmal eines kirchenglockengrauen Tages einfach nicht mehr schlagen mag. (Das Durchschnittsalter der Leser dieses Magazins ist glaub ich 15 oder so, und diese Generation schätzt wieder einen gewissen öligen Ton. Genau weiß ichs aber ehrlich gesagt nicht.)

Nun endlich zum unbeliebtesten heimischen Obst, der Quitte. Gewiß aber wird der Leser Verständnis dafür haben, daß es der inneren Dramaturgie dieses Aufsatz bekömmlich ist, wenn ich erst einmal einige Bemerkungen über unser zweitunbeliebtestes Obst, den Kürbis, mache. Diesen liebt ja schier niemand. In Nordamerika ist es üblich, im Oktober Kürbisse vor seine Haustür zu legen, um den Autofahrern zu signalisieren, daß es Oktober ist. Zu Halloween holt man sie dann ins Haus und läßt sie unter Anteilnahme der ganzen Familie feierlich verfaulen (»Pumpkins going bad«). Nur noch einige Traditionalisten machen sich die Mühe, Kürbistorte (»pumpkin pie«) zu backen, welcher dann in Aluminiumfolie gewickelt in den Kühlschrank gegeben wird, um dann einige Wochen später mit großem Hallo und Igitt gleichfalls in den Abfall zu wandern. Verständlich ist, daß der Mensch sich Gedanken darüber gemacht hat, ob ein so ansehnlicher Gegenstand wie der Kürbis für den Verzehr etwas tauge. Wer von uns hat nicht ein Poster über dem Bett hängen, auf dem steht: So ein Kürbis ist schon ein prachtvolles Ding. In einigen Regionen, z. B. der Steiermark, macht man aus seinen Kernen ein gutes Salatöl. Darüber hinaus ist es aber unbegreiflich, daß die Menschheit nach all den qualvollen Jahrtausenden des sich Ekelns und des Kürbisgerichte-ins-Klo-Gießens partout nicht zu der Erkenntnis gelangen will, daß ein Kürbis das Aroma einer ungelüfteten Umkleidekabine hat und daß es unmöglich ist, dieses mit noch so großen Mengen von Starkschmeckern wie Curry oder Essig zu übertünchen. Ich hoffe, mit diesem harten Urteil keinen Kürbisverehrer vor den Kopf gestoßen oder ihm psychischen Schaden zugefügt zu haben. Das täte mir weh. Vielleicht kann ich etwas wiedergutmachen, wenn ich noch einmal ausdrücklich auf die Schönheit des Kürbisses hinweise. Über diese herrschen ja bei uns kaum Kontroversen. Selbst im Ausland, wo die Hitzköpfe ja gerne mal aneinandergeraten, ist dieses Thema wohl nie Auslöser von Raufereien gewesen, obwohl so etwas im Ausland ja leider durchaus vorkommt. Ich habe das angenehme Gefühl, daß die Menschen zwischen Emden und Zittau meine Kürbis-Gedanken in allen Punkten teilen. Sogar in Österreich und in der Schweiz stelle ich mir vor, einige vermutlich gar nicht mal so schlecht gebaute Personen bei der Ausübung beipflichtender Gestik und bejahender Mimik beobachten zu können. Ach, ich finde es einfach umwerfend, gemeinsam mit meinen Nichten und Neffen die schönsten und vollsten Akkorde zu finden auf jener Klaviatur, die wir bald Güte, bald Wärme, bald Liebe nennen.

Nun aber endlich flugs und stracks und schwupps zur Quitte. Vorher muß ich aber noch einige, ich verspreche, kurze Gedanken über die Angewohnheit der Fernsehmacher loswerden, Beiträge über Schlösser, Ölgemälde, lauschige Gärten, »Kultur« also, mit der ewig gleichen barocken Gitarrenmusik zu unterlegen. Kaum sieht man irgendeine alte Gießkanne auf dem Bildschirm, kommt dieses Geklimpere. Haben die Fernsehfritzen denn kein anderes Tonband? Ich befehle hiermit, die nächste Sendung über Springbrunnen, Teepavillone und Porzellanmanufakturen der Abwechslung halber mit alten Cindy und Bert-Schlagern zu unterlegen, und mir selbst befehle ich, nun endlich zur Quitte zu kommen. Bedauerlicherweise – und das ist das Schwierige an diesem Aufsatz – ist die Quitte überhaupt nicht kommentarintensiv. Deswegen haben sich auch Starjournalisten wie der legendäre Erich Erwin Egon Emil Kisch nie zur Quitte geäußert. (Zwei von diesen Vornamen hatte er bestimmt, ich weiß aber nicht welche, und mein Lexikon ist irgendwo verbuddelt, mein Gott, ich hätte aber auch wirklich ein anderes Beispiel wählen können, wie z. B. Karl Tucholsky.) Doch ebenso, wie eine gute Köchin aus einem Stiefel ein Festmahl bereiten kann, so kann ein guter Kolumnist auch aus einer Quitte eine Delikatess-Kolumne zaubern. Talent habe ich ja welches. Mein Interesse hat die Quitte durch den Umstand gewonnen, daß ich einerseits in den Auslagen jedes besseren Obstladens Quitten in stattlicher Anzahl aufgebahrt finde, aber andererseits noch nie in meinem Leben jemanden eine Quitte habe kaufen sehen. Um diesen Verhalt kreist auch der einzige mir bekannte akzeptable Quittenwitz. Es ist keineswegs ein besonders gelungener Witz, aber bei einem so raren Genre wie dem Humor mit direktem Quittenbezug darf man nicht wählerisch sein: Ein Mann kommt zum Obsthändler und sagt: Ich hätte gern einen Doppelzentner Quitten. (Das war jetzt noch nicht der ganze Witz, aber schon ziemlich komisch: Was will der Mann denn mit derartig vielen Quitten? Und wie will er die denn ganz alleine tragen? Aber weiter im Witz.) Der Obsthändler packt ihm darauf die Quitten ein. (Auch wieder witzig: Welcher Obsthändler hat denn schon so große Tüten?) Der Mann zahlt und fragt den Händler: Kann ich bitte eine Quittung haben? (Ende des Witzes.)

Der im Vergleich zu ihren nahen Verwandten, dem Apfel und der Birne, ungemein hohe Unbeliebtheitsgrad der Quitte beruht weniger auf ihrer von Sorte zu Sorte verschieden stark ausgeprägten, oft auch fehlenden glaswolleartigen Behaarung als auf ihrer Unverzehrbarkeit im rohen Zustand. Ihr Fruchtkörper besteht aus sogenannten Steinzellen und ist daher hart wie Stein. Meine Freundin Nikola berichtete mir jedoch, daß sie als junges Ding durchaus rohe Quitten gegessen habe, welche ihr dann aber wie Steine im Magen gelegen seien. Zum Zerteilen und Schälen der Quitte bediene man sich der Erzeugnisse der Firma Black&Decker. Die zerteilten Früchte koche man nun mit einem Süßungsmittel und Gewürznelken. Wenn man nun das Quittenkompott ißt, wird einem sofort ein immenser Unterschied zwischen der Unbeliebtheit des Kürbisses und jener der Quitte gewärtig: Die Unpopularität des Kürbisses ist berechtigt, ähnlich wie zum Beispiel die Freude der Mehrheit von uns Deutschen über die 1990 nach vierzig Jahren endlich errungene staatliche Einheit, während die Unbeliebtheit der Quitte so unberechtigt ist wie z. B. die Forderung »Freie Fahrt für freie Bürger«, mit der der ADAC oder ähnliche Organisationen, die sich zur Aufgabe gemacht haben, das Böse im Menschen in den Rang eines Grundrechts hochzudemokratisieren, anständige Menschen an den Rand des Wahnsinns treiben und zu Terroristen machen. Das Aroma der Quitte ist einfach himmlisch, wenn nicht sphärisch, wenn nicht schönen Liedern aus besseren Zeiten gleichend, wenn nicht im Wert den Worten der Bibel die Hände reichend. Ein Löffel Quittenkompott ist wie ein Schaumbad in siebentausend süßen Sünden, er ist ein betörendes Gift, ein Aphrodisiakum – ich gebe zu, bei diesem Wort eben die automatische Rechtschreibkontrolle meines neuen Personal Word Processors aktiviert zu haben, und es blinkt nichts, scheint also richtig zu sein –, ein Glas Quittensaft, welchen manche Bioläden anbieten, läßt einen wie einen eleganten Panther durch die Straßen gehen, mein Blick wird verlangend, die Nüstern beben und die Augen der Frauen in der U-Bahn scheinen zu sagen: Besorgs mir, sonderbarer Herr, besorgs mir, aber nicht mit einem Quittenartikel, sondern »in alter Manier«, du weißt schon, was ich meine, sonderbarer Herr. (Interessant wäre es zu erfahren, ob die automatische Rechtschreibkontrolle auch schweinische Wörter umfaßt, 236 000 Wörter sind gespeichert, da müßte doch was bei sein. Die Pharisäer sollen nur still sein. Wer hat nicht schon mal in einer fremden Stadt in einem öden Hotelzimmer gelangweilt im Telephonbuch geblättert, um nachzuschauen, ob da vielleicht Leute mit unanständigen Nachnamen wohnen? Natürlich nur, um anschließend entrüstet zu sein über diese Bürger, die keine Anstalten machen, das behördlich ändern zu lassen. Ich schreib jetzt mal was Schockierendes absichtlich falsch: Spermarylpsende Arschfodse. Oh wie erschütternd: Bei beiden Wörtern blinkt und piept es! Ist es nicht empörend, auf diese Weise zu erfahren, daß »spermarülpsend« zu den 236 000 gebräuchlichsten Wörtern unserer Muttersprache zählt? Ich bediene hier also einen Schreibcomputer, der von Ferkelingenieuren für Ferkelschriftsteller entwickelt wurde. Der Firma Panasonic werde ich einen geharnischten Brief schreiben, oder ich werde das Gerät zurückgeben und der Verkäuferin, die eigentlich den Eindruck einer Dame machte, vor die Füße werfen, sie »Dirne!« schelten und sie fragen, ob sie es mit ihrem Gewissen vereinbaren könne, mit Geräten zu dealen, »handeln« könne man das nicht mehr nennen, die »spermarülpsend« im Speicher haben?)

Zurück zur Quitte. Leider besteht die Unsitte, aus Quitten sogenannten Quittenspeck herzustellen. Hier möchte ich auf den Leser Christoph aus Köln zurückgreifen, der mir einen langen, jungenhaft-jovialen Brief über den Quittenbaum seiner Oma schrieb, in welchem er u. a. formulierte, daß ihm »Quitten immer wieder unangenehm in die Quere« kommen. Dies fand ich niedlich, und es erinnerte mich daran, daß ich neulich die Stadt Xanten besuchte, dort aber kein Xylophon kaufte. Christoph zum Thema Quittenspeck: »…weingummiähnlich gelierte Quittenstücke, die dadurch erzeugt werden, daß Quittenmus auf einer Platte erkaltet und dann in akkurate Rhomben geschnitten wird, die dann in eine Blechbüchse wandern, worin sie auch gerne gelassen werden.« Quittenspeck hat ebenso wie Quittengelee meist den Nachteil, Unmengen von Zucker zu enthalten, der den irisierenden Eigengeschmack der Quitte nicht unterstreicht, sondern tötet. Deswegen sollten wir Deutschen unsere gesamte Kraft dazu verwenden, die Quitte den an Gelierzuckersäcke genagelten Händen unserer Großmütter zu entreißen und sie in die Sparte des eigenständigen Genußmittels hineinzuemanzipieren. Laßt uns durch die Straßen ziehen und skandieren: »Kompott ja, Saft ja, Speck nein und Gelee nur bedingt!« So ungewöhnlich wäre das nicht. Schon Eisler soll bei einer Demonstration in der frühen DDR ein Transparent mit sich geführt haben, auf dem zu lesen war »Nieder mit dem Quartsextakkord«. Die Quitte hätte ähnliches Engagement verdient. Schon im alten Griechenland galt sie als Symbol des Glücks, der Liebe und der Fruchtbarkeit. Bei der Hochzeit brachte die Griechin eine Quitte in das Haus des Ehemannes, und zwar als – jetzt kommt das schöne Wort aus der erlaubten Strophe des Deutschlandliedes – Unterpfand einer glücklichen Ehe.
Schließen möchte ich mit dem Hinweis eines anderen Lesers, der mir davon schrieb, daß sich DDR-Bürger früher leere Getränkedosen als westliche Statussymbole ins Wohnzimmerregal gestellt haben. Dies war mir bekannt, neu war mir aber die Information, daß diese Dosen im Leipziger Raum als Quitten bezeichnet wurden. Ich hatte keine Gelegenheit, dies nachzuprüfen und würde mich daher über Bestätigung oder Kopfschütteln aus den neuen Ländern freuen.

Nachbemerkung Herbst 1992: Es erreichte mich Kopfschütteln.

Max Goldt: Quitten für die Menschen zwischen Emden und Zittau. Aus Onkel Max' Kulturtagebuch, Zürich: Haffmans Verlag, 4. Auflage 1994, S. 153–160

Grafisches Teilungselement

Werner Schuricht
Quitte

(1988)

[54] Andere deutsche Namen: Echte Quitte, Fruchtquitte, Kulturquitte, Baumwollapfel, Quittich
Wissenschaftlicher Name: Cydonia oblonga MILL.
Synonyme: Cydonia vulgaris DELABRE, Pyrus cydonia L.
Familie: Rosengewächse (Rosaceae)

Namen in anderen Sprachen:

albanisch
bulgarisch
dänisch
englisch
finnisch
französisch

italienisch

niederländisch
polnisch
portugiesisch
rumänisch
schwedisch
serbokroatisch
slowakisch
spanisch
tschechisch
türkisch
ungarisch
rranje; ftúa (Frucht)
obiknovena djulja
kvaede
common quince tree; quince (Frucht)
kvitteni
cognassier commun, coudonnier; coing (Frucht)
cotogno, melo cotogno; cotogna, mela cotogna (Frucht)
kwee, kweepeer
pigwa pospolita
marmeleiro, marmelo
gutuie
kvitten
dunja
dula podlhovastá
membrillero; membrillo (Frucht)
kdoulon podlouhlá, kdoule podlouhlá
ayva
közönséges birs, birs

Biologische Grundlagen

Herkunftsgebiete und natürliche Verbreitung

Die Quitte ist in Transkaukasien, Turkmenien, Nordiran, Afghanistan und Syrien heimisch. In diesen Ländern Vorderasiens dürfte sich auch das Genzentrum der Obstart Quitte befinden. Auch im Kaukasus sind Wild- und Kulturquitten seit prähistorischer Zeit bekannt (Abb. S. 55, 59). Unter den Bergvölkern dieser Regionen existieren jeweils eigene Bezeichnungen für die Quitte, was deren Bodenständigkeit beweist. Gelegentlich wurden auch Vermutungen geäußert, die besagen, daß Mittelasien oder die Krim die Urheimat der Quitte sei. Diese Annahmen konnten aber nicht bestätigt werden. Aus den genannten ursprünglichen Heimatgebieten gelangte die Quitte im Laufe der Jahrhunderte einerseits über Kleinasien und Griechenland nach Südeuropa und Nordafrika sowie andererseits nach Mittelasien. Die Römer brachten sie mit nach Mitteleuropa, von wo aus sie bis nach Großbritannien und Skandinavien vordrang. Die Quitte ist seit langem [55] auch in zahlreichen Ländern verwildert verbreitet. Dabei kommt sie vor allem an sonnigen Hängen, Waldrändern und heckenartigen Gebüschen vor und taucht häufiger auf, wenn kalkhaltige Gesteine den Untergrund bilden. Außerhalb der Länder mit verbreitetem Quittenanbau befinden sich derartige kleinere Areale z. B. in Bayern, in Thüringen und im Harz sowie in Osterreich und der Schweiz.

Verbreitungsgebiet der Wildquitte
[55] Verbreitungsgebiet der Wildquitte im Kaukasus (aus Kordon 1953)
Kulturgeschichtliche Bedeutung

Die Quitte gehört mit zu den ältesten Obstarten. Wenn man heute berechtigt vermutet, daß die Quitte seit 4000 Jahren kultiviert wird, dann ist es nicht verwunderlich, daß sie auch kulturgeschichtlich interessante Aufschlüsse zu geben vermag. Dabei wird allerdings der Quitte oft mehr angedichtet als wirklich nachweisbar ist. Bedeutsam in dieser Hinsicht ist daß das griechische Wort …/malum (Apfel) ursprünglich inhaltlich Baumfrüchte (Baumobst) im weiteren Sinne umfaßte. Daher ist für die frühesten Schriften keine etymologische oder botanische Trennung der Obstarten Apfel und Quitte möglich.

Erst seit Homer (8. Jh. V. u. Z.) setzte eine sprachliche Differenzierung durch eine Begriffsverengung zum Apfel hin ein. Für Obst andererseits setzte sich mindestens seit Sophokles (496 bis 406 v. u. Z.) allmählich … für im Herbst reifende Früchte als Sammelbegriff durch. Nach dem eigentlichen Begriff … für Apfel wurden in Griechenland und Italien durch weitere Attribute dem Apfel ähnliche Obstarten näher bezeichnet, wobei bei der in [56] Griechenland weit verbreiteten Quitte mehr und mehr zwischen malum cydonium (älter: cotoneum), der Apfelquitte, als wichtigster «Apfelart», und malum strutheum, der Birnenquitte, unterschieden wurde. Daneben fand aber häufig auch weiterhin allgemein … Verwendung, so daß im Einzelfall nach wie vor oft nicht zwischen Apfel und anderen Baumobstarten unterschieden werden konnte. Infolgedessen dürften auch die sehr zahlreichen, aus der Antike bekannten Bedeutungen des «Apfels» für das Alltagsleben (Nahrungsmittel, Schmuckgegenstand, Spielzeug), die Symbolik (Liebesbezeugung und -orakel, Fruchtbarkeitssymbol), als Metapher (bildliche Ausdrucksweise für Tränen, Wangen und Brüste sowie poetisches und malerisches Stimmungselement), in der Mythologie (Liebeswerbung – z. B. Urteil des Paris) sowie für Kult und Religion (Götterattribut der Aphrodite, Opfergabe des Dionysos, Äpfel der Hesperiden) wenigstens teilweise auch die Quitte mit einschließen (Brazda 1977). Im Griechischen entwickelten sich mit der Zeit Begriffe, die sich wohl von … ableiten, aber konkreter auf die Quitte hindeuten (Quittenwein, Quittenkuchen, quittengelb) und wie chrysomelum (Goldapfel, Quitte) zu lateinischen Lehnworten wurden.

Der wissenschaftliche Name Cydónia (Quitte) – schon vom griechischen Arzt Hippokrates (um 300 V. u. Z.) gebraucht – bedeutet eigentlich mála cydónia (Apfel aus Kydon) und geht sicherlich auf die nordkretische Stadt Kydonia (heute Canéa) oder den halbmythischen Stamm der Kydomer zurück. Er wurde wahrscheinlich als cotoneum (vulgär: Codonea) aus dem Griechischen entlehnt.

Der deutsche Name Quitte ist ein Lehnwort aus dem Lateinischen. Auf Vulgärlatein basierend, erscheinen vom 10. Jahrhundert ab im wesentlichen die Formen chutina, quit(t)en und cottana im einigen Abwandlungen, die im 16. Jahrhundert bis zu den Bezeichnungen Küttenapfel, Küttenbaum und Quitte führen.

Man kann davon ausgehen, daß die Quitte in Griechenland im 7. Jh. v. u. Z. bekannt war. Athens Gesetzgeber Solon (640 bis 559 v. u. Z.) bestätigte angeblich durch Gesetz den alten Brauch, daß die Braut vor dem Betreten des Brautgemaches einen «kydonischen Apfel» essen solle. Dies kann u.a. gedeutet werden, daß sie bereit ist, um ihres Gatten willen in einen «sauren Apfel» zu beißen.

Erstmals wurden Quitten in der griechischen Literatur durch Alkman aus Lydien (um 650 v. u. Z.) und Stesichoros (um 600 v. u. Z.) genannt. Ibykus aus Rhegium (um 550 v. u. Z.) pries diese Frucht als einen Baum bewässerter Gärten. Theophrast (320 v. u. Z.) erwähnt die Vermehrung verschiedener Quittenformen durch Aussaat. Hippokrates nutzte schleimhaltigen Quittensamen als Bestandteil eines kühlenden Heilmittels. Derartige Mittel wurden später zur Heilung von Hautabschürfungen und Entzündungen sowie für Augenwässer und kosmetische Erzeugnisse verwendet. Athenaeus (200 v. u. Z.) äußert sich über die Quitte in Diät und Heilkunst. Cato (um 200 v. u. Z.) empfahl in seinem Werk «De agri cultura» die Pflanzung möglichst vieler Quitten, erwähnt die Existenz wilder Quitten an Zäunen und bemerkt, daß eine gute Wirtschafterin neben anderen Früchten auch Quitten vorrätig haben muß. Im 1. Jh. v. u. Z. beschreiben Varro und Columella in [57] ihren Büchern «De re rustica» originelle und zweckmäßige Arten der Aufbewahrung und Verwendung von Quitten. Ersterer erwähnt z. B., daß man sie in einer Obstkammer (oportheca) schwebend aufgehängt lagert. Columella nennt drei Formen der Quitte: strutheum, chrysomelinum und musteum. Er teilt auch mit, daß viele diese Früchte in Gruben oder Fässern aufbewahren und andere sie in Feigenblätter einbinden oder sie mit Lehm der vorher mit Ölabgang geknetet wurde, bestreichen und dann kühl und trocken auf Brettern lagern. Auch von dem Lager in trockenem Gipsmehl und dem Einlegen in neue Töpfe, ohne daß sich die Früchte berühren, ist die Rede. Die beste Lagerung besteht aber seiner Meinung nach im Einlegen gesunder, reifer, abgeriebener Früchte (andere nennen dafür das Teilen der Flüchte) in weithalsigen Flaschen, die mit bestem Honig gefüllt werden, der sich dann zum Quittenhonig (melomeli bzw. cydonomeli) entwickelt.

Zu Lebzeiten des berühmten Arztes Galenos (um 100 v. u. Z.) kam spanisches Quittenmus als «meloplacunta» nach Rom. In Portugal nannte man dieses Mus «marmeleiro» und übertrug diese Bezeichnung auch auf ähnliche Erzeugnisse, so daß sich wahrscheinlich das Wort «Marmelade» davon ableitet und mit auf die Quitte zurückgeht. Um die Zeitwende verherrlichen die Römer Properz und Martial die Quitten in ihren Elegien. Letzterer vergleicht dichterisch den Flaum auf der Wange des Knaben mit jenem auf der Schale der Quitte. Nach Dioskurides (um 60 v. u. Z.) legte man die Früchte so lange in Olivenöl, bis dieses den Quittengeruch annahm. Die Bereitung von adstringierendem Quittenwein (cydonites, melites) war ihm ebenso bekannt wie der Quittenhonig.

Plinius d. Ä. (1. Jh. u. Z.) gibt im 23. Buch seiner «Historia naturalis» eine ausführliche Übersicht der Heilwirkung von Zubereitungen der Quitten gegen 21 Leiden. Dabei werden ihnen wahre Wunderkräfte zugesprochen: «In Wein gekocht und mit Wachs aufgestrichen rufen sie auf Glatzen das Haar wieder hervor ... Der Saft der rohen Quitte ist ein gutes Mittel gegen Wassersucht, Fehlen der Brüste, Aftergeschwüre und Wadenkrampf.»

Plinius nennt 6 Quittensorten: Chrysomelum – goldgelb, eingeschnitten; nostratium – einheimisch, weißlich, sehr duftend; musteum – frühreif; strutheum – klein, wohlriechend, spätreif; mulvianische – roh eßbar und neapolitanische. Außerdem teilt er mit, daß man Quitten in Schalen in den Empfangszimmern der Männer aufstellte und sie auch auf die Bildsäulen der Nachtgottheit legt, von wo sie ihren lieblichen Duft verströmen.

Im «Capitulare de villis» der Karolinger wurde im Jahre 812 auch das Anpflanzen der Quitte (Cotoniarius) empfohlen. Auf dem Friedhofsplan des Klosters St. Gallen aus dem Jahre 820 ist neben anderen Gehölzen auch die Quitte (guduniarius) verzeichnet.

Der byzantinische Arzt Seth bestätigt im 11. Jh. Galenos' Ansicht über den magen- und leberstärkenden Quittensaft und erwähnt, daß Quitten, beim Trinken genossen, den «Dampf des Weines» nicht in den Kopf steigen lassen und daß Schwangere nach öfterem Verzehr derselben schöne Kinder gebären.

Die Heilige Hildegard (1099 bis 1179) erwähnt in ihrer «Physica» auch den Quittenboom und empfiehlt seine gesottenen Früchte (quotanus) gegen [58] Speichelfluß. Albertus Magnus (1193 bis 1280) bezeichnet in «De vegetabilibus» die Quitte (coctanus, citonius) als bekannt, aber über ihre Trefflichkeit seien viele nicht unterrichtet.

Im 16. Jahrhundert bezeugt H. Bock (Tragus) in seinem «New Kreuterbuch» (1551), daß die Alten von «vielen quittengeschlechten» schrieben und dieselben als «speisz und artznei bei armen und reichen fast gelobt werden».

Matthioli empfahl im gleichen Jahrhundert den Saft von Quitten «denen/so einen kurtzen Athen haben/er benimmt das Blutspeyen ...» Ferner riet er bei Verdauungsbeschwerden dazu, rohe Quitten als Pflaster auf den Magen zu legen.

Im 17. Jh. preist Brackes mit Dichterworten die Quitte:
«... auch die rauhen quitten hegen
zum vergnügen unsrer brust,
wenn wir ihr gewächs erwägen,
nahmng, kühlung, nutz und lust.»

F. Rückert formulierte 1847 die anerkennende Bemerkung «doch die edle frucht der quitten ... keinem kranken schadet sie»

Das Aufkommen schwachwachsender Unterlagen für Apfel und Birnen sowie wertvoller Tafelobstsorten dieser auch zum Frischverzehr geeigneten Arten und der sich entwickelnde strengere Schnitt haben möglicherweise der Wertschätzung der Fruchtquitte etwas Abbruch getan. Nur so lassen sich vielleicht die resignierenden Bemerkungen von Le Grand D'Aussy (1800, S. 107) erklären:

«Die Quitte, welche man heut zu Tage wenig achtet, war bis zur Erfindung der Spaliere eine sehr geschätzte Frucht. Man zählte sie nach 0. de Serres (1539 bis 1619) unter die besten, wegen ihrer guten Eigenschaften; man gebrauchte sie nicht nur zum Einmachen, und Quittenbrod, sondern auch in der Küche, um den meisten Fleischspeisen Geschmack zu geben.»

Dennoch hatte die Quitte jederzeit ihre Liebhaber. Der deutsche Pomologe N. Gaucher klagte im Jahre 1887 «dies schätzbare Obstgehölz fand noch keinen Monograph». 1897 wurde in der Schweiz durch Morgenthaler die erste Dissertation über die Quitte verfaßt.

Stand des internationalen Anbaues

Gemäß ihrer natürlichen Verbreitung ist der Anbau der Quitte seit jeher in den Herkunftsgebieten dieser Obstart wie Vorderasien sowie den asiatischen und transkaukasischen Sowjetrepubliken besonders konzentriert. In den verschiedenen Gebieten der UdSSR werden gegenwärtig etwa 70 Sorten zur Anpflanzung empfohlen. Dies drückt indirekt die große Bedeutung für den Anbau aus. Daneben ist die Quittenkultur in der VR Ungarn, der SR Rumänien, der VR Bulgarien, der Türkei, in Südfrankreich, Spanien und Portugal verbreitet.

Italien und die SFR Jugoslawien sind bekannte Exportländer für die Quitte. Auch in Australien und Südafrika sowie in Südamerika und den USA gibt es Quittenanlagen. Die Quitte ist also als Obstart weltweit verbreitet. Allerdings ist der Baumbestand an Quitten in all den genannten Ländern, bezogen auf die jeweiligen Hauptobstarten, in der Regel sehr gering.

Verbreitungsgebiet der Kulturquitte
[59] (Verbreitungsgebiet der Kulturquitte (nach Lobachev 1983))

Lobachev (1983) nennt folgenden Mindestumfang der Quittenkulturen in einzelnen Ländern:

Sowjetunion
USA
Rumänien
Mexico
Australien
Bulgarien
22000 ha
3500 ha
3000 ha
1000 ha
1000 ha
500 ha

In den Ländern Mitteleuropas ist der Anbau wesentlich bescheidener und er beschränkte sich in der Vergangenheit vor allem auf Streupflanzungen mit Einzelgehölzen. Neuerdings wird vor allem in der DDR und in der Schweiz versucht, den Anbau der Quitte für die industrielle Verarbeitung zu erweitern und auf ein höheres Niveau zu heben.

Morphologische Merkmale

Die Quitte ist die einzige Art der Gattung Cydonia, und sie ist innerhalb der Unterfamilie der Obstartigen (Maloideae) unter den Rosengewächsen mit den Gattungen Scheinquitte (Chaenomeles) und Docynia am nächsten verwandt. Sie bildet 3 bis 6 m hohe und etwa so breite Gehölze mit sparrigem strauch- oder baumförmigem Wuchs, die in freier Natur oft mehrstämmig wachsen und ohne weiteres über 50 Jahre alt werden können. Die Rinde ist im Alter dunkelgrau, zuweilen kastanienbraun. Die Jungtriebe sind dicht filzig behaart und die Zweige verkahlen mit zunehmendem Alter. Die Blätter werden bis zu 10 cm lang und 7,5 cm breit, sie sind länglich eiförmig bis breit elliptisch mit rundlich-herzförmiger Basis und ganzrandig. Junge Blätter zeigen beiderseits dicht-weißwollige Behaarung, voll ausgebildete Blätter sind oberseits kahl und bleiben unterseits wollig behaart. Den behaarten Blattstiel, bis 2 cm lang, flankieren basal teilweise Nebenblätter von 6 bis 12 mm Länge und 4 bis 6 mm Breite. Möglicherweise ist deren Ausprägung an einjährigen Veredlungen ein typisches, für die Unterscheidung wichtiges Sortenmerkmal.

Belaubter Blütensproß
[60] Belaubter Blütensproß der Quitte mit jungem Fruchtansatz

Die duftende Blüte hat bis zu 7 cm Durchmesser und wird aus 5 weiß oder rosa gefärbten und dunkler geaderten Blütenblättern gebildet. In ihr sind 15 bis 20 Staubblätter mit gelben Staubbeuteln und violetten Staubfäden angeordnet. Die Fruchtblätter verwachsen nur am Grunde miteinander. Die derbdrüsigen Kelchblätter bleiben erhalten, vergrößern sich und krönen die reife Frucht. Die Blüten werden als nahezu stiellose Einzelblüten am Vorjahrestrieb angelegt, und zwar sowohl an Kurz- als auch an Langtrieben. Typisch ist, daß die Blütenknospendifferenzierung erst im Herbst, bei den Kurztrieben beginnend, einsetzt und während des Winters bei Temperaturen über 0 °C fortschreitet, also mehrere Monate lang anhält. Im mittleren Langtriebbereich werden die meisten Blüten ausgebildet. Die Quitte bildet an senkrecht inserierten Langtrieben williger Früchte aus als Apfel oder Birne. Überhaupt steht die Quitte dem Fruchtungsverhalten nach dem Steinobst, vor allem dem Pfirsich, näher als dem Kernobst.

Im Frühjahr lassen sich Blatt- und Blütenknospen am Trieb äußerlich kaum voneinander unterscheiden. Die Blüten entfalten sich erst nach den Laubknospen und blühen spät im Mai/Juni nach allen anderen Baumobstarten. Zunächst entwickelt sich aus der potentiellen Blütenknospe ein belaubter Sproß von 3 bis 10 cm Länge mit 1 bis 2 Nieder-, 3 bis 4 Laub- und 1 bis 2 Hochblättern, der terminal mit einer Blüte endet.

Die Blüten zahlreicher Sorten sind weitgehend selbstfruchtbar, d. h., ihr Fruchtansatz erreicht ohne Fremdbefruchtung 90 % und mehr. Es existieren aber auch alle Übergänge bis zu voll selbststeril. In Sortimenten konnte keine Beziehung zwischen geographischer Herkunft und Selbstfruchtbarkeit [61] der Sorten gefunden werden. Mögliche Fremdbefruchtung durch andere Sorten bedeutet in jedem Falle eine höhere Ertragssicherheit. Die Bestäubung erfolgt durch Insekten wie die Honigbiene und die Hummel, aber auch durch den Wind. Die Quittenblüte gilt als gute Bienenweide, ihre Nektarqualität ist der des Apfels ähnlich.

Variabilität der Fruchtform von Kulturquitten
[61] Variabilität der Fruchtform von Sorten der Kulturquitte (nach Kordon 1953), von oben links nach unten rechts: ‚Bereczki‘/Ungarn, ‚Nordon‘/Usbek. SSR, ‚Schirin‘/Usbek. SSR, ‚Oschskaja Rannjaja‘/Kirgis. SSR
Variabilität der Fruchtform von Wildquitten
[62] Variabilität der Fruchtform von Wildquitten im Kaukasus (nach Kordon 1953)

Die Frucht ist wie bei Apfel und Birne eine Sammelbalgfrucht, jedoch befinden sich in den 5 Fruchtblättern jeweils 8 bis 16 zweireihig angeordnete Samen. Das Fruchtfleisch enthält – ähnlich dem der Birne – im Bereich um das Kernhaus herum reichlich Nester von Steinzellen, wobei allerdings die Zellgröße kleiner ist als bei der Birne. Die spät im Oktober reifende Frucht wird spezifisch schwer.

Die Fruchtform der Quitte variiert bereits unter den Wildformen sehr stark, und die Sorten weisen ebenso eine hohe Vielgestaltigkeit auf (Abb. S. 61). Aus praktischen Gründen ordnet man die Sorten zwei Gruppen zu, den länglich-birnenförmigen Birnenquitten und den rundlich-apfel­förmigen Apfelquitten. Der Artname oblonga deutet auf die längliche Frucht hin, aber es existieren auch Übergänge zwischen diesen beiden Extremen. Jedoch auch innerhalb eines Baumes findet man manchmal Früchte der unterschiedlichsten Formen. Übertrieben könnte man sagen, daß mehrere Sorten auf einem Baum zu finden sind. Das ist die Ursache bisher weitgehend fehlender, eindeutiger und vergleichbarer Sortenbeschreibungen als Grundlage der Sortenkunde.

[63] Das Fruchtfleisch der Birnenquitten gilt allgemein als saftiger, weicher und ärmer an Steinzellen als das der Apfelquitten. Außerdem sollen sie früher zu tragen beginnen. Eigenartig an der Quittenfrucht ist auch, daß sie keinen eigentlichen Fruchtstiel hat. Vielmehr ist die Stielseite der Frucht oft warzig oder knopfig ausgebildet, und die Frucht haftet mit diesem Wulst unmittelbar am Fruchtholz.

Die Fruchtgröße der Quitten kann erheblich variieren. Das Fruchtgewicht der Hauptsorten beträgt im Durchschnitt etwa 250 bis 400 g, wobei geringer Behang deutlich schwerere Früchte bedingt. Die Früchte der in den Heimatgebieten der Quitte verbreiteten Lokalsorten wiegen oft nur etwa 100 bis 200 g, anderseits gibt es aber auch Sorten mit extrem schweren Früchten. Die großfruchtigste Sorte dürfte die kaukasische Birnenquitte ‚Kysh ajjva‘ sein, die Früchte von 2,0 bis 2,5 kg ausbilden soll (Kordon 1953).

Mit zunehmender Reife schwindet in der Regel die filzige Behaarung der spezifisch schweren Frucht, sie ist dann mitunter auf den kelchnahen Bereich beschränke Vor jeglicher Verarbeitung muß dieser wollige Überzug («Pelz») abgewischt oder abgebürstet werden, um die davon ausgehende terpentinartige Geschmackskomponente auszuschalten. Die reif meist goldgelbe Frucht mit ihrer fettigen Schale läßt sich mehrere Wochen lang lagern ohne zu welken. Schon etwa 10 Tage nach der Ernte beginnen die Früchte angenehm fruchtig zu duften. (Der Duft der Edelrose ‚Sutters Gold‘ wird als «Quittenduft» beschrieben.)

Entwicklungsgeschichtlich ist bemerkenswert, daß sich die Quitte gegenüber den Kernobstarten Apfel und Birne durch einige phylogenetisch alte (relativ primitive) Merkmale und Eigenschaften auszeichnet: Einzelblüte statt Blütenstand, große Blüte, Steinzellen und viele Samen in der Frucht, verlängerter Trieb dient als «Fruchtstiel», langsame Blütenknospendifferenzierung (bis zum Winter nicht abgeschlossen). In ihrem ziemlich kleinen ursprünglichen Verbreitungsareal kommt sie zusammen mit anderen Gehölzrelikten der Tertiärflora wie Eisenholz (Parrotia) und Zelkova vergesellschaftet vor.

Wichtige Inhaltsstoffe

Zweifellos sind weniger die Inhaltsstoffe, sondern vielmehr der liebliche Duft und das köstliche Aroma Hauptursache der außerordentlichen Beliebtheit der Quitte unter Kennern.

Der Gehalt der Frucht an Vitamin C kann nahezu 30 mg/100 g erreichen, die Vitamin P-aktiven Verbindungen sind mit 300 mg/100 g wesentlich stärker vertreten als bei Apfel und Birne. Weiterhin enthält die Frucht 8 bis 10 % Zucker, 0,70 bis 0,85 % organische Säuren sowie 1,2 bis 1,8 % Pektine und 0,20 bis 0,35 % Gerbstoffe. Namentlich Pektine und Schleimstoffe wirken sich wohltuend auf die Schleimhäute aus. Die Quitte fand in früheren Zeiten weitere Anwendung, insbesondere als Heilmittel und nicht zuletzt als Gegengift bei Vergiftungserscheinungen. Den Pektinen, an denen die Quitte besonders reich ist, wird heute eine wichtige Funktion bei der Entgiftung des Körpers von radioaktiven Elementen zugesprochen.

Unter den Mineralstoffen (um 0,5 %) ragt der Kalium-Reichtum hervor.

Anbau

Standortansprüche

[64] Quitten benötigen wärmebegünstigte Standorte, da in Extremwintern ab −20 °C Schäden an den Trieben und bei Barfrösten an Wurzeln bis zum Totalverlust auftreten können. Deshalb sind Frostlagen generell zu meiden und geschützte Lagen zu bevorzugen. Wegen ihres Wärmeanspruchs sind die Quitten besonders im Rheinland verbreitet, sie wurden ehemals auch in anderen Gegenden gern in auslaufende Weinberge gepflanzt. Die teilweise weite Verbreitung alter Quitten in Bauerngärten, sogar in Mecklenburg, sind andererseits ein Hinweis darauf, daß sie auch ungünstigeres Klima besser vertragen als man es ihnen allgemein nachsagt und zutraut.

Optimal gedeihen Quitten dort, wo auch Birnen, auf Quitten-Unterlage veredelt, günstige Entwicklungsbedingungen vorfinden. Der risikoarme Anbau der Quitte kann in der DDR nur im Flachland bis maximal 300 m Höhe empfohlen werden, für Bulgarien werden dagegen 600 m Höhe als Grenzlage angegeben. International gelten Standorte mit einer Jahresmitteltemperatur ab 9 °C für Quitten als ideal, was ähnlich auch für Pfirsiche zutrifft.

Quitten sind auf den unterschiedlichsten Böden anbaufähig. Am besten geeignet sind mittelschwere, humus- und nährstoffreiche Böden mit genügend Durchlüftung und ausreichender Feuchtigkeit. Etwas geringwertigere Böden können durch das Ausweichen auf die Weißdorn-Unterlage noch genutzt werden. Der Standort kann auch noch feucht sein, aber das Grundwasser muß tiefer als einen Meter liegen. Ausgesprochen kalte und nasse Böden sind unbedingt zu meiden. Bei kalkhaltigen Böden sollte die kalk­führende Schicht möglichst tief liegen, da nach Angelov (1981) schon bei 4 % Kalzium in pflanzenaufnehmbarer Form im Boden deutliche Blattvergilbungen (Chlorose) auftreten.

In der Literatur finden sich Hinweise darauf, daß in manchen Trockengebieten Quitten gering salzverträglich sind. Sie vermögen noch einen Anteil von 15 bis 20 % Natrium im Bodensorptionskomplex zu tolerieren, ebenso 0,05 % Chlor. Diese Eigenschaft ist für ihren Anbau in Mittelasien sehr vorteilhaft.

Sorten und Sortenwahl

Obwohl man die Quitte schon seit Jahrtausenden kultiviert, wurde die Sortenfrage – wie der Anbau dieser Obstart überhaupt – lange recht stiefmütterlich behandelt. Das kommt u.a. auch darin zum Ausdruck, daß in den klassischen deutschen Sortenwerken wie Illustriertes Handbuch der Obstkunde (8 Bände, 1875 bis 1879), Deutsche Pomologie (6 Bände, 1882 bis 1883), Deutschlands Obstsorten (7 Bände, 1905 bis 1933) und Deutsche Obstsorten (1956 bis 1959) die Quitte völlig ignoriert wurde, obwohl man bei anderen Obstarten geradezu eine verschwenderische Vielzahl von Sorten beschrieb.

Fruchtlängsschnitt verschiedener älterer Quittensorten
[65] Fruchtlängsschnitt verschiedener älterer Quittensorten aus dem Sortiment der Baumschule L. Späth/Berlin (nach Krüssmann 1951), von oben links nach unten rechts: ‚Rea's Mammouth‘, ‚Muskatquitte‘, ‚Meech's Prolofic‘, ‚Persische Zuckerquitte‘, ‚Angers‘ (Unterlage Cydonia A)
Fruchtlängsschnitt verschiedener Quittensorten
[66] Fruchtlängsschnitt verschiedener Quittensorten (nach Scaramuzzi 1957), von links oben nach rechts unten: ‚Konstantinopel‘, ‚Portugiesische‘, ‚Champion‘, ‚Smyrna‘, ‚Fabre‘, ‚Di Bourgeault‘, ‚Van Deman‘, ‚Di Patrasso‘

Im deutschsprachigen Raum faßte Krüssmann (1951) die Sortenerfahrungen zusammen. Er kommt zu dem Schluß, daß in deutschen Baumschulen etwa 15 Sorten und im Ausland etwa 30 Sorten vermehrt werden. Auf ähnliche [67] Zahlen kam schon Zorn (1895), der von 20 bis 24 in Katalogen angeführten Sorten spricht. In der neueren Fachliteratur wurden von einigen Autoren bereits mehrere Sorten ausführlich beschrieben. Bei Scaramuzzi (1957) in Italien sind es z. B. 19 und in der Rumänischen Pomologie (1964) sogar 27 Sorten, davon allein 12 Lokalsorten.

Das gegenwärtige Weltsortiment dürfte unter Einschluß aller Neuzüchtungen gegenwärtig immerhin über 200 Sorten umfassen. Das ist beachtlich und kann für Anbau, Sortenprüfung und Züchtung neue Impulse auslösen. In der Sowjetunion wird eine Sammlung von 700 Formen und Sorten der Quitte unterhalten.

In diesem Zusammenhang muß aber erwähnt werden, daß das Sortenstudium der Quitte sehr problematisch ist, da eine extrem hohe Variabilität der Fruchtmerkmale auch innerhalb der Krone eines einzigen Baumes auftreten kann. Die Ursachen dafür sind bisher unbekannt. Es ist daher nicht verwunderlich, daß manchmal verschiedene Sorten unter gleichem Namen gehandelt werden und anderseits gelegentlich auch verschiedene Herkünfte derselben Sorte unter verschiedenem Namen auftauchen. Die zeitweilige Vermehrung mancher Sorten durch Samen hat in der Vergangenheit offenbar den Namenswirrwarr noch vergrößert. Deshalb läßt sich die Sortenechtheit am sichersten über den Nachweis der Reiserherkunft von bekannten Mutterbäumen erbringen.

Für die Sortenwahl kommen vor allem so bekannte und bewährte Sorten wie ‚Bereczki‘, ‚Champion‘, ‚Leskovac‘ und ‚Vranja‘ sowie die in der DDR aus Sortimenten selektierten Sorten ‚Radonia‘ und ‚Wudonia‘ in Frage, die im Tafelteil (siehe S. 116 bis 127) beschrieben und abgebildet sind. Außerdem sind international noch einige andere Sorten mitunter stärker im Anbau, deren Eigenschaften kurz beschrieben werden sollen:

Bourgeaut‘ (‚Bourgeat‘, ‚Borgeat‘, ‚Bourgeault‘) europäische Birnenquitte, Wuchs mittelstark, Ertrag mittel bis gut, Reife spät, Frucht mittelgroß bis groß, etwa 11×9 cm, maximale Breite in Kelchnähe, Kelch und Samen relativ groß, Fleisch mild, pektinreich, mäßig süß, partiell selbstfruchtbar, gute Befruchtersorte für ‚Leskovac‘.

Favre‘ (‚Fabre‘) europäische Birnenquitte, Wuchs sehr stark, Ertrag mittel, Reife früh, Frucht mittelgroß, etwa 9×8 cm, maximale Breite in Kelchnähe, Fleisch säurereich.

Konstantinopel‘ (‚Constantinople‘) alte Apfelquitte unbekannter Herkunft, einst stark verbreitet, Wuchs mittelstark, Ertrag mittel bis hoch, Frucht mittelgroß bis groß, breitrund, etwa 66×80 mm, Form z. T. unregelmäßig, Oberfläche deutlich gerippt und stark befilzt, goldgelb, sonnseits z. T. orangefarben, Qualität gut. Sorte ist guter Befruchter für ‚Champion‘.

Portugiesische‘ sehr alte Birnenquitte unbekannter Herkunft, schon 1611 nach England eingeführt, ehemals weit verbreitet, Wuchs sehr stark, aufrecht, Ertrag nur mittelhoch, Blüte früh, selbstfruchtbar, wird gut befruchtet von ‚Champion‘ und ‚Bereczki‘. Frucht mittel bis groß, lang birnenförmig, als Birnenquitte relativ klein, 400 g und größer, maximale Breite in der Fruchtmitte, Oberfläche beulig, Frucht ziemlich windfest, stark anfällig für Stippigkeit, auch im Lager, und druckempfindlich. Fleisch zart, weißgelb, wird beim Kochen rötlich (wie ‚Bereczki‘), Qualität sehr gut. Dient in der [68] Züchtung als Donor-Sorte für universelle Verwertungseignung. Nach der neuesten Klassifikation der Quitte in 2 Unterarten mit je 6 Varietäten (Lobachev 1983) ist ‚Portugiesische‘ der Sorten-Prototyp (concultivar) von sub­spec. oblonga var. lusitanica (Mill.) Schneid. Dieser Varietät werden weitere bekannte Sorten zugeordnet (‚Bereczki‘, ‚Bourgeaut‘, ‚Champion‘, ‚Meech's Prolific‘, ‚Rhea's Mammoth‘, ‚Vranja‘).

Smyrna‘ (‚De Smyrne‘) wahrscheinlich aus Kleinasien stammende Sorte, Wuchs stark, Frucht groß bis sehr groß, gut lagerfähig, qualitativ wertvoll, Sorte intersteril mit ‚Vranja‘.

Van Deman‘ (‚Van Dieman‘) wahrscheinlich aus den USA stammende Birnenquitte, Wuchs stark, Frucht groß, stumpf birnenförmig mit kurzem Hals, Kelch sehr tief eingesenkt, Schale hellorange, wenig befilzt, Fleisch relativ grob, hellgelb, sich beim Kochen rötend. In den USA und Südafrika besonders verbreitet.

Ein wesentlicher Gesichtspunkt bei der Sortenwahl ist neben der Fruchtqualität die Ertragsleistung. Die folgende Übersicht vermittelt Ertragsdaten guter Sortenherkünfte aus drei langjährigen DDR-Versuchen mit verschiedenen Unterlagen. Auffällig dabei ist, daß die Erträge auf der Unterlage Weißdorn fast ausschließlich höher sind als auf der Quittenunterlage. Das läßt sich zumindest teilweise dadurch erklären, daß die auf Weißdorn (Crataegus) veredelten Bäume auch starkwüchsiger sind.

Mittlere Erträge (dt/ha) von Quittensorten

nach Pätzold und Hänsch (1977), verändert

Standjahre
Unterlage
‚Bereczki‘
‚Champion‘
‚Konstantinopel‘
‚Leskovac‘
‚Meech's Prolific‘
‚Portugiesische‘
‚Radonia‘
‚Rhea's Mammoth‘
‚Smyrna‘
‚Vranja‘
‚Wudonia‘
3.–17.
Crataegus
168,9
115,9

189,8

96,0

59,5

176,6
2.–15.
Cydonia A
93,9
90,0
80,8
120,0
18,5*

106,4
116,1*
63,5*
123,4*
74,7
2.–15.
Crataegus
114,8
106,8
64,3
108,2
78,1*

136,9
132,1*
87,4
158,1
118,4

Anmerkung: * = 2.–12. Standjahr
Bodenwertzahl 25, Pflanzabstand 4 m×4 m

International sind nur sehr wenige Sortenversuche bekannt geworden. Die folgende Aufstellung vermittelt einen Überblick darüber:

[69] Mittlere Erträge (kg/Baum) von Quittensorten aus verschiedenen Versuchen

nach Lange und Zahn (1926), Groven (1970), Michelesi (1980), Aeppli et al. (1981)

Standjahre
Unterlage
‚Bereczki‘
‚Bourgeaut‘
‚Champion‘
‚Leskovac‘
‚Portugiesische‘
‚Vranja‘
Pflanzabstand
2.–6.

27,5
17,4
11,8
15,3


3.–7.
Crataegus



13,8
16,0
8,4
5 m×3,5 m
4.–8.
Cydonia

20,8
37,5

15,7
17,1
5 m×5 m
8.–15.
Cydonia
26,5

24,8


42,3
5 m×3 m

Die Sortenzüchtung bei Quitte wurde lange Zeit vernachlässigt. Die verbreitetsten Sorten Mitteleuropas sind überwiegend Zufallsauslesen aus dem 19. Jahrhundert. Auffällig ist das Entstehen zahlreicher Sorten (z.B . ‚Champion‘, ‚Meech's Prolific‘, ‚Rhea's Mammoth‘) während dieser Zeit in den USA, wo auch ein so bekannter Pflanzenzüchter wie L. Burbank das Quittensortiment bereicherte. Michurin züchtete mit ‚Severnaja‘ eine relativ frostharte Quitten-Unterlage, um den Tafelbirnenanbau in nördlicheren Gebieten der UdSSR zu ermöglichen. Gegenwärtig wird in der Sowjetunion eine sehr intensive Quitten-Züchtung und Auslese unter Einbeziehung der weit verbreiteten Lokal- und Landsorten betrieben.

Smirnov (1966) stellte 114 neuere Quittensorten vor, die in 12 Instituten und Versuchsstationen geschaffen wurden. Genetische Studien tragen dazu bei, die Züchtung effektiver zu gestalten (Bukarchuk 1979, Shheglov et al. 1979). Andere Untersuchungen (Masjukova 1973) deuten an, daß auch die Erhaltungszüchtung durch Klonselektion unter den vorhandenen Sorten (z. B. für die Eigenschaften Fruchtgröße und Ertrag bei ‚Bereczki‘) aussichtsreich ist, um deren Leistungsfähigkeit anzuheben. Dasselbe bestätigen Ergebnisse der langjährigen Sortenprüfungen in der DDR, die zur Empfehlung der dabei selektierten Sorten ‚Wudonia‘ und ‚Radonia‘ führten. In diesen Versuchen variierte z. B. der Ertrag von 4 Baumschulherkünften der Sorte ‚Leskovac‘ unter gleichen Bedingungen zwischen 67 und 189 dt/ha.

Die Zuchtziele sind vielfältig. Neben Ertrag und Frosthärte interessierten Reifezeit, Transport- und Lagerfähigkeit, geringe Steinzellenbildung sowie Verwertungseignung. So sind gleichmäßige Form und ein glattes Relief der Frucht günstige produktionstechnische Voraussetzungen für die Konservierung. Auf der Krim wurden unter diesem Aspekt die Sorten ‚Mir‘ und ‚Krymskaja aromatnaja‘ zur Kompottbereitung gezüchtet, bei denen der [70] Abfall (Schale und Kerngehäuse), der zum Beispiel bei ‚Bereczki‘ 60% erreicht, wesentlich gesenkt werden konnte (Krestnikov 1980). Die bulgarischen Neuzüchtungen ‚Assenica‘, ‚Hemus‘ und ‚Triumph‘ zeichnen sich ebenfalls durch große und regelmäßige und somit verwertungsfreundliche Früchte aus. In der Schweiz wurde die neue leistungsfähige Sorte ‚Ronda‘ gezüchtet (Aeppli 1984).

Ein ganz anderer Gesichtspunkt der Züchtung ist die Einbeziehung der Quitte (Cydonia) in Gattungskreuzungen mit Apfel (Malus) und Birne (Pyrus), um zu Obstarten mit völlig neuen Eigenschaften zu gelangen. Derartige Kreuzungen sind theoretisch und praktisch bedeutsam. Sie wurden in der Sowjetunion bzw. in der VR Bulgarien bereits durchgeführt, und die Kreuzungsprodukte erhielten die Namen × Cydolus bzw. × Cydomalus. Langfristig verspricht man sich von diesen Gattungshybriden leichtere Vermehrbarkeit, höhere Selbstfruchtbarkeit und veränderten Verzweigungscharakter. Erstrebt werden damit aber auch «Blütenstände» mit nur einer Blüte wie bei der Quitte mit dem Ergebnis einer geringeren Erschöpfung der Gehölze bei Vollertrag. So könnte indirekt die vom Apfel bekannte Neigung zu Ertragsschwankungen von Jahr zu Jahr (Alternanz) vermindert werden. Rudenko (1983), der diese Züchtungen nach dem 2. Weltkrieg begann, verfügt im Botanischen Garten Kishinev bereits über Sämlinge der 3. Generation aus der Kreuzung Quitte (Mutter) × Apfel (Vater), die zu berechtigten Hoffnungen Anlaß geben. Unter ihnen existieren Formen, die zur Abrißvermehrung neigen, heckenartig breit verzweigt sind und nur 1 bis 2 Blüten je Infloreszenz ausbilden.

Neuartige lagerfähige Birnenfrüchte deuten sich durch Realisierung der Kreuzung zwischen Birne und Quitte an. Diese Gattungshybride, welche bislang meist steril blieb, wird × Pyronia genannt. Andererseits scheint die Quittensorte ‚Armud‘ aus Aserbeidshan eine natürliche Quitten-Birnen-Hybride zu sein.

Vermehrung

Quittensorten müssen durch Veredlung auf eine Unterlage vermehrt werden. Hierzu dienen die durch Abrisse vermehrbare Quitte A (Cydonia A) oder Sämlinge des Weißdorns (Crataegus monogyna oder Crataegus oxyacantha). Quitten werden bevorzugt als Büsche angezogen. Höhere Baumformen, die allerdings für Quitte wenig geeignet sind, müssen auf Weißdorn stehen. Wegen der besonders auf Weißdorn nicht immer vollkommenen Verträglichkeit der Veredlungspartner sollen Quitten in der Baumschule stets vorsichtig gerodet und transportiert werden, um zu verhindern, daß die Veredlungen ausbrechen.

Da Weißdorn auch sehr anfällig gegenüber Feuerbrand ist, sollte zukünftig eventuell die Quittenunterlage bevorzugt werden.

Pflanzung

Die Bodenvorbereitung kann wie für andere Obstgehölze erfolgen. Sie soll eine tiefe Bodenlockerung, eine Vorratsdüngung insbesondere mit Phosphor und Maßnahmen zur Bodenverbesserung durch Kompost oder Stalldung umfassen. Die Pflanzung ist im Herbst, besser jedoch im Frühjahr [71] vorzunehmen. Bei Herbstpflanzung ist als vorbeugender Frostschutz der Stamm 30 bis 50 cm hoch mit Erde zu behäufeln. Es können ein- oder zweijährige Veredlungen gepflanzt werden. Man sollte aber die einjährigen Gehölze bevorzugen, weil ältere Quitten nach der Pflanzung relativ schwer anwachsen. Dabei ist nicht auszuschließen, daß im 1. Standjahr ab und zu noch Veredlungen ausbrechen. Kurzfristiges Einstellen oder Einlegen der Gehölze für 1 bis 2 Stunden in Wasser vor der Pflanzung und Bedecken der Baumscheiben mit organischem Material können den Anwachserfolg fördern. Bei der Pflanzung soll die Veredlungsstelle am Wurzelhals mit der Erdoberfläche abschließen, sie kann aber auch etwas tiefer liegen. Damit wird gesichert, daß später ein Anhäufeln der an der Stammbasis befindlichen Veredlungsstelle mit Erde leicht durchzuführen ist. Dadurch wird aber auch die Möglichkeit geschaffen, daß sich infolge der Tiefpflanzung die Ertragssorte selbst bewurzelt und von der Unterlage «freimacht». Bisher ist nicht bekannt, wie sich die Eigenbewurzelung auf den Ertrag auswirkt. Beim Pflanzschnitt sind Stammverlängerung und Leittriebe unter Schonung des Kurzholzes kräftig zurückzuschneiden und die Schnittstellen mit Baumwachs zu verstreichen. Der Schnitt ist erst im Frühjahr vorzunehmen.

Der Pflanzabstand sollte bei Quitten-Unterlage auf guten Böden 5 m zwischen den Reihen und 3 bis 3,5 m in der Reihe betragen. Als weitester Abstand für einzelne Gehölze kämen 4 bis 5 m in Frage.

Pflegemaßnahmen

Bodenpflege und Düngung

Bei der Bodenbearbeitung ist eine geringe Arbeitstiefe einzuhalten vor allem bei der sehr flachwurzelnden Quitten-Unterlage. Eine chemische Unkrautbekämpfung mit den für Kernobst zugelassenen Herbiziden ist möglich, z. B. Simazin.

Hohe, dem Apfel vergleichbare Erträge lassen sich, obwohl die Quitte sonst relativ trockenheitsverträglich ist, am ehesten durch optimale Mineralstoffversorgung in Kombination mit Zusatzbewässerung (Mehrertrag in Bulgarien 30 bis 40 %) erreichen. Da die Frucht bis in den Spätherbst hinein große Mengen an Assimilaten und Nährstoffen beansprucht, besteht lange Zeit eine Konkurrenz zwischen Blättern und Früchten, wobei letztere dominieren. Blattaufhellungen in Fruchtnähe können dabei auf Kalium-Mangel hindeuten. Deshalb ist immer auch auf ausreichende Kaliversorgung des Bodens in Anlehnung an die Werte der Bodenuntersuchung zu achten. Die Stickstoffdüngung sollte etwa 100 kg N/ha (10 g N/m2) betragen und rechtzeitig, am besten kurz vor Vegetationsbeginn, erfolgen, damit die Ausreife des Holzes nicht durch ein Stickstoffüberangebot im Spätsommer verzögert wird.

Schnitt

In den ersten Standjahren kann der übliche Erziehungsschnitt durchgeführt werden. Aber bei kräftigem Wachstum bilden Quitten auch ohne jeglichen Schnitt eine lockere, strauchförmige Krone. Zur Förderung der Verzweigung [72] kann man gelegentlich stärkere Triebe einkürzen oder gewisse Korrekturen im Kronenaufbau vornehmen. Es ist anzustreben, die Krone laufend in die Breite zu ziehen, um eine große Kronenoberfläche zu erreichen. Damit wird dem hohen Lichtbedürfnis der Quitte entsprochen, die vorwiegend im gut belichteten, peripheren Bereich der Krone fruchtet und in stark beschatteten Partien z. T. verstärkt Blüten- und Fruchtfall zeigt. Eine strengere Formierung der Krone, wie sie mitunter in südlicheren Ländern erfolgt, ist bei uns nicht üblich.

Später geht man, wie beim Strauchbeerenobst, allmählich zum Auslichten der ältesten Verzweigungen (Fruchtasterneuerung) über und zieht an geeigneten Stellen Jungholz zur Kronenerneuerung mit heran. Bei zunehmender Verkahlung des unteren Kronenbereiches und abnehmender Fruchtgröße mit fortschreitendem Alter gilt es, durch gezielte Verjüngung eine Regeneration der Krone einzuleiten. Dabei zeigt die Quitte, wie auch nach Frostschäden, ein hohes Erneuerungsvermögen. Erste Erfahrungen in industriemäßigen Produktionsanlagen zeigen, daß zur vertikalen Begrenzung der Kronen oder zur Verjüngung größerer Quittenanlagen auch Konturenschnittmaschinen bis zu Aststärken von 45 mm erfolgreich eingesetzt werden können (Engler 1982). Dadurch wird jedoch der selektive Schnitt nicht überflüssig.

Pflanzenschutz

Quitten sind, besonders auf sehr kalkhaltigen Böden, empfindlich gegenüber Eisenmangel-Chlorose der Blätter. Zweckmäßige Bodenpflege und ausgeglichene Nährstoffversorgung beugen der Chlorose am besten vor. Einsaaten von Kleegrasgemischen in den Arbeitsgassen und Humusgaben tragen dazu bei, Chloroseerscheinungen abzubauen.

Die Ausbildung von harten, griesig-körnigen Steinzellenkomplexen im Fruchtfleisch um das Kernhaus herum ist für die Quitte arttypisch und sortenabhängig sowie jahresbedingt unterschiedlich stark ausgeprägt. Wassermangel fördert die Steinzellenbildung. In den seltensten Fällen, bei Auftreten nahe der Fruchtoberfläche, hat die Steinzellenbildung viröse Ursachen.

Das Entstehen von Fleischbräune oder der Stippigkeit ähnliche Flecken unter der Fruchtschale während der Lagerung hängt sowohl vom Erntezeitpunkt als auch von der Sorte ab, ist aber von der Fruchtgröße unabhängig. Zu späte Ernte fördert diese Erkrankung. Sorten mit hohen Gehalten an organischen Säuren und Polyphenolen neigen verstärkt zum Befall. Als relativ widerstandsfähig gilt ‚Champion‘, als anfällig hingegen ‚Vranja‘.

Anhäufeln des Wurzelhalses ist der beste vorbeugende Frostschutz und die Grundlage erfolgreicher Regeneration der Krone nach Schadwintern. Fehlender Windschutz kann in offenen Lagen einen erheblichen Vorerntefruchtfan bedingen.

Krankheiten und Schädlinge treten an Quitten nur selten auf. Die Schäden übersteigen bei Befall in ihrer Intensität meist nicht die ökonomische Schadschwelle.

Von den Insekten befallen die Quitte beim Austrieb gelegentlich die Raupen folgender Schadschmetterlinge: Goldafter (Euproctis chrysorrhoea L.), [73] Kleiner Frostspanner (Operophthera brumata L.), Großer Frostspanner (Hibernia defoliaria Cl.), Heckenwickler (Archips rosana L.), Schwammspinner (Lymantria dispar L.), Ringelspinner (Malocosoma neustria L.) und Apfelbaumgespinstmotte (Yponomeuta malinellus Zell.). Später können auch noch Grüne Apfellaus (Aphis pomi De Geer), Schwarze Kirschblattwespe (Eriocampoides limacina Retz.) und Apfelwickler (Laspeyresia pomonella L.) schädigen. In der Regel sind spezielle insektizide Behandlungen jedoch nicht erforderlich.

Die am häufigsten auftretenden Pilzerkrankungen sind Blattbräune und Monilia.

Die Blattbräune – ein sehr ähnliches Schadbild zeigen auch Birnen – verursacht anfangs sehr kleine rötlich-braune Flecken, die sich später vergrößern, zusammenfließen und eine schwarze Färbung annehmen. Die Blätter fallen vorzeitig ab, mitunter werden auch junge Triebe und Früchte befallen. Letztere werden durch krustenartige schwärzliche Beläge entwertet. Der Erreger, Diplocarpon soraueri (Kleb.) Nannf., überwintert an erkrankten Trieben und Blättern. Die Krankheit tritt vor allem an Quittenunterlagen in der Baumschule auf. Die Bekämpfung erfolgt zweckmäßigerweise durch Spritzungen zur Zeit des Austriebes und vor der Blüte mit Kupferoxidchlorid, später mit organischen Fungiziden, z. B. mit Captan- oder Dithiocarbamat-Präparaten.

Monilia oder Spitzendürre der Quitte wird durch Monilinia linhartiana (Sacc.) Honey, = Sclerotinia cydoniae Schell., ausgelöst. Nach anfangs weniger deutlichen Symptomen kommt es vor allem an den Triebenden zu brauner Verfärbung der Blätter, welche, wie auch die abgestorbenen Jungfrüchte, vertrocknet am Gehölz hängen bleiben. Als Endstadium der Erkrankung tritt die Spitzendürre auf. Die Infektion der Blätter und Blüten geht in erster Linie von den Konidiosporen aus, die sich bei Temperaturen um 20 °C auf den nach eingetretener Schwarzfäule am Baum verbliebenen Fruchtmumien bilden. Neben der rechtzeitigen Entfernung befallener Organe empfiehlt sich bei stärkerem Auftreten eine mehrfache Behandlung mit organischen Fungiziden wie Thiram, Dichlofluanid sowie Captan in Kombination mit Kupferoxidchlorid oder Netzschwefel.

Mehltau tritt selten auf, eine Bekämpfung ist nicht erforderlich.

Quitten gehören neben Birne, Apfel und Edel-Eberesche unter den Obstarten zu den Hauptwirten des gefährlichen bakteriellen Feuerbrandes. Dem Befall mit Feuerbrand (Erwinia amylovora [Burrill] Winslow et al.) kann am ehesten durch Verzicht auf die Verwendung der dafür sehr anfälligen Weißdorn-Unterlage vorgebeugt werden. Dies ist bei größeren Pflanzungen besonders zu beachten. Als befallen diagnostizierte Gehölze sind unverzüglich zu roden und zu verbrennen. Verdächtige Symptome sind: Absterben unverholzter Triebe, Verbräunung absterbender Blätter vom Rande her, Absonderung glänzender Schleimtropfen (Exsudat) an befallenen Organen. Bei Verdacht auf Befall ist sofort das zuständige Pflanzenschutzamt zu informieren.

Die Quitte wird auch von Virosen befallen, von denen das Blatt-Ringfleckenmosaik der Birne und die Viröse Steinfrüchtigkeit die bekanntesten sind.

[74] Während des Winters kann manchmal der Haussperling durch Knospenfraß zum Schädling werden.

Ernte und Lagerung

Die Ernte erfolgt in der Regel Mitte bis Ende Oktober, sie kann nach Abschluß der Apfelernte vorgenommen werden. Insofern läßt sich die Quitte arbeitswirtschaftlich gut in einem Obstbaubetrieb einordnen. Die Ernte ist aber unbedingt vor Frosteintritt abzuschließen, da die Frucht bei −2,2 °C erfriert, bzw. nach Frost geerntete Früchte nach wenigen Tagen starke Fleischbräune erleiden. Die Früchte werden gepflückt, oder man liest sie nach dem natürlichen Fruchtfall vom Boden auf. Bei guten Erträgen lassen sich beim Auflesen Tagesleistungen von 20 dt je Arbeitskraft erreichen. Gefallene Früchte sind jedoch nach dem Aufsammeln umgehend der Verarbeitung zuzuführen, denn als Folge von Verletzungen oder Druckstellen kann es durch bald einsetzende Fleischbräune und nachfolgende Fäulnis zu erheblichen Verlusten kommen.

Der Selbstversorger sollte die Früchte rechtzeitig und sorgfältig ernten, weil diese nach Erreichen der Baumreife stark windfällig werden und die Schale recht empfindlich ist. Die harte Frucht täuscht nur eine Unempfindlichkeit vor. Da die Früchte baumreif nicht roh genießbar sind, besteht keine große Diebstahlgefahr.

Die Erträge je Baum können im langjährigen Mittel 15 bis 30 kg erreichen, was etwa Erträgen von 100 bis 200 dt/ha entspricht. In Einzeljahren des Hauptertragsstadiums, etwa ab 8. bis 10. Standjahr, kann der Ertrag auch doppelt so hoch liegen.

Gesunde, unbeschädigte Früchte lassen sich etwa 6 bis 8 Wochen lang lagern. Die optimale Lagertemperatur liegt bei 1,5 bis 2 °C. Eine maximale Lagerdauer ist erreichbar, wenn die Ernte zum Zeitpunkt des Farbumschlages der Grundfarbe von grün zu gelb vorgenommen wird. Bose (1860) berichtet daß er bis zum Februar frische Quitten hatte, indem er sie mit »sanfter Hand» ins Lager brachte und sie ohne weiteres Umdrehen und Befühlen liegen ließ.

Während dieser Lagerung kann rasch ein unerwünschter Aroma- und Pektinabbau eintreten, so daß man die Lagerdauer nicht zu sehr ausdehnen sollte. Außerdem verfärbt sich nach längerer Zeit auch das Fruchtfleisch von gelb nach braun, ohne daß dies äußerlich wahrnehmbar ist.

Nutzung

Zunächst sei bemerkt, daß ein wesentlicher Wert der Quitte auch darin besteht, daß vegetativ vermehrbare Auslesen, von denen die sog. Quitte von Angers (Cydonia A) die bekannteste ist, in der Baumschule als schwach­wachsende Unterlage für Birnen dienen. In Ermangelung anderer Zwergunterlagen wird der Nachteil begrenzter Frosthärte in Kauf genommen. Allerdings ist auch die Verträglichkeit nicht mit allen Birnensorten gleich gut, so [75] daß mitunter dafür besonders geeignete Birnensorten als Zwischenveredlung zwischen Quitten-Unterlage und Ertragssorte eingeschaltet werden müssen.

Das weißliche, harte Holz der Quitte eignet sich für Tischler- und Drechslerarbeiten.

Als Bienenweidegehölz scheidet die Quitte je Blüte 5 Tage lang 0,85 bis 1,6 mg Nektar (0,37 bis 0,78 mg Zucker) täglich aus. Die Bienen befliegen nach bulgarischen Ermittlungen je Minute 4 Blüten, wobei 84 % von ihnen Pollen und Nektar, 11 % nur Pollen und 5 % nur Nektar sammeln (Simidchiev 1967).

Alljährlich reicher Blütenbesatz und große, schöne, goldgelbe Früchte verleihen dem Fruchtstrauch auch einen beachtlichen Zierwert.

Die Nutzung der Frucht steht aber bei der Quitte eindeutig im Vordergrund. Obwohl in Mittelasien auch Sorten existieren, die dort bevorzugt als Frischobst roh verzehrt werden (z. B. ‚Shirin‘) und Scheiben genußreifer Quitten auch für unseren Gaumen arteigene Geschmacksreize auszulösen vermögen, ist die erstrangige Bedeutung der Quitte als Verarbeitungsfrucht in Vergangenheit und Gegenwart unumstritten.

Ganz besonders gut eignen sich die Früchte zur Bereitung von vorzüglichem Süßmost. Die Saftausbeute erreicht mit leistungsfähigen Mühlen und Pressen um 75 % und liegt damit nur geringfügig unter der von Mostäpfeln (80 %). In der Lohnkelterei werden in der DDR für 100 kg Quitten-Rohware 74 l keltertrüber bzw. 71 l geklärter Süßmost zurückerstattet. Da im Saft nur wenig Pektin gelöst ist, kann oft auf eine pektolytische Enzymbehandlung verzichtet werden. Infolge des geringen Zucker-Säure-Verhältnisses das unter 10 liegt, und des relativ hohen Gerbstoffgehaltes ist der reine Saft jedoch nur bedingt trinkbar. Zur Harmonisierung des Geschmackes wird daher oft unter Zucker- und Wasserzusatz Nektar produziert. Der hocharomatische Saft kann aber auch mit anderen Säften verschnitten werden. Dabei bewährte sich vor allem die Kombination mit Birnensaft, welche bei mindestens 40 % Quittenanteil ein hochwertiges Mischgetränk ergibt. Gleichzeitig wird damit ein lobenswerter Beitrag zur sinnvollen Verwertung mitunter massenhaft anfallender Birnen geleistet. Auch Apfel- und Traubensaft sind geeignete Mischungspartner.

Durch Entaromatisierung des Mostes kann man industriell auch typisches Quittenaroma gewinnen, was aus Estern und flüchtigen Säuren besteht, und anderen Produkten dosiert zusetzen.

Der spezifische, herb-frische, angeblich den männlichen Konsumenten gezielt ansprechende Geschmack der Getränke ist ein Grund dafür, daß dem Rohstoff Quitte in entwickelten Industrieländern wie der Schweiz als Gegenstück zu dem zitrusbetonten Getränkemarkt ein spezielles Interesse entgegengebracht wird.

Neben Süßmost ist Gelee die klassische Quittenzubereitung. Eine berühmte Spezialität ist das «Cotignac» genannte rote und relativ feste Quittengelee aus Orléans.

Weitere schmackhafte Produkte aus Quitten sind Marmelade, Konfitüre, Paste (schnittfähige Marmelade) und Kompott. Besonders bekannt ist Quittenbrot, auch Quittenspeck genannt, ein getrocknetes Mus. Dieses Produkt [76] ist nahezu unbegrenzt haltbar, da es nicht schimmelt und nur bei großer Wärme kandiert. Quittenkäse ist in Zucker gesottenes Quittenmark. Quitten eignen sich auch zur Bereitung verschiedener Salate. Quittensenf fertigt man unter Zuhilfenahme von Senfmehl, Ingwer und Koriander. Quittenmark ist ein hoch geschätztes industrielles Halbfabrikat.

Nach Ch. Reichart (1753) sind Quitten zur Geschmacksverbesserung und besserer Haltbarkeit «auch überaus wohl unter das Zwetschgen-Mus zu gebrauchen», indem sie demselben als geschälte Scheibchen mit anderer Würze «wohl gemenget ... eine Viertelstunde vorhero, ehe das Mus aus dem Kessel genommen wird» zuzusetzen sind.

Aus Ragout, Fleischstückchen und Quittenwürfeln kann man Quittengemüse kochen. Andere Quittengerichte sind Auflauf, Suppe und Gefüllte Quitten, in Bulgarien ißt man auch Huhn und Kalbfleisch mit Quitten. Findige Konditoren haben sogar Quitten als Tortenbelag entdeckt. Außerdem lassen sich die Früchte auch süß oder sauer einlegen, trocknen oder kandieren.

Unsere Vorfahren bereiteten noch Quitten-Latwerge, einen durch Kochen stark eingedickten, mit Arzneimitteln und Honig oder Zucker versetzten Saft, der als Hausmittel gegen Verstopfung galt. Weitere Hinweise zur einstigen medizinischen Verwendung von Quitten finden sich im Kapitel Kulturgeschichte.

Alkoholische Zubereitungen sind Rumquitten, edler Likör, Wein oder Branntwein (siehe Rezeptteil).

Quittensamen, auch «Gewitterkörner» genannt, dienen noch heute als Schleimstoffdroge und werden als Hustenmittel oder mildes Abführmittel verwendet. Ihre Zubereitungen wurden in der Vergangenheit als Haarfestiger benutzt.

Der angenehme, intensive Duft der Frucht («Schmeckbirne»), den man schon im Altertum gebührend schätzte, wird noch heute gern im Haushalt genutzt, indem Quitten in Schränke oder Kommoden gelegt werden, um den Wohlgeruch auf die Wäsche zu übertragen. Auch als dekorative Schaufrucht kann die Quitte, zusammen mit anderen Gartenprodukten, eine Zeitlang zur behaglichen Atmosphäre in Wohnräumen beitragen. Auf die angeblich Motten («Schaben») fernhaltende Wirkung von Quitten geht ihre Bezeichnung als «Schaböpfel» zurück.

Abschließende Beurteilung

Quitten haben eine historisch lange Anbautradition, aber gegenüber anderem Baumobst ist der Anbauumfang meist nur bescheiden. Es sollten alle Anstrengungen unternommen werden, damit diese für industrielle und häusliche Verarbeitung gleich wertvolle Obstart nicht mehr als relativ selten gelten muß. Sowohl für den Erwerb in enger Verbindung mit der Industrie (Vertragsanbau) als auch für Selbstversorger ist ihre Kultur hoch interessant. Bei richtiger Sortenwahl und Anbautechnik werden jährlich ziemlich regelmäßige und in ihrer Höhe an den Apfel heranreichende Erträge schon nach wenigen Standjahren erreicht. Die späte Blüte ist relativ frostfest, aber [77] die Frosthärte des Holzes ist in Extremwintern zu gering. (Quitten sind nur wenig frosthärter als Pfirsiche.) Die Quitte ist eine umweltfreundliche und pflegearme (Pflanzenschutz, Schnitt, Ernte) Obstart, die auch den Liebhaber anspricht. Zierwert und Eignung als Bienenweide erhöhen ihre Beliebtheit. Die typisch aromatisch-herbe Frucht und deren delikate Verarbeitungsprodukte aus der Küche werden von Kennern seit jeher besonders geschätzt. Auch für Kleingärten und Wochenendgärten ist dieses Gehölz zu empfehlen. Leistungsfähige Sorten stehen bereit, und infolge der weitgehenden Selbstfruchtbarkeit kann man auch erfolgreich Einzelbäume pflanzen. Niedrige Baumformen (Büsche) sind zum Anbau eindeutig zu bevorzugen. In Höhenlagen über 300m reifen die Früchte bei uns schlecht aus.

Gerhard Friedrich, Werner Schuricht: Nüsse und Quitten. Mit Aquarellen und Zeichnungen von Ernst Halwaß, Leipzig · Radebeul: Neumann Verlag, 1. Auflage 1988, S. 54–77.

Grafisches Teilungselement

Herbert Petzold
Quitte

Cydonia oblonga Mill., Familie Rosaceae

(1977)

[190] Die Heimat der Quitte sieht Hegi in den Gebieten Transkaukasien, Turkestan, Persien und in Südostarabien. Den Kulturvölkern des Mittelmeerraumes war sie schon im Altertum als kultivierte Pflanze bekannt. Seit der Karolingerzeit wird sie in Deutschland angebaut. Als ausgesprochene Verarbeitungsfrucht zu verschiedenen Fruchterzeugnissen ist sie heute in allen Erdteilen verbreitet. In der DDR wurden in den letzten Jahren größere Flächen mit der 1969 in die Sortenliste aufgenommenen Sorte ‚Wudonia‘ bepflanzt.

Nach der Fruchtform werden apfel- und birnenförmige Quitten unterschieden. Letztere sind gewöhnlich weicher und haben weniger Steinzellen um das Kernhaus als die Apfelquitten, die trockener und härter, dafür aromatischer sind. Von den bestehenden Sorten wurden die beschrieben, die eine größere Anbaubreite besitzen. Bei den Quittensorten herrscht im Hinblick auf die Sortenechtheit noch Wirrwarr. In den Baumschulen der verschiedenen Länder werden unter gleichem Namen unterschiedliche Sorten beschrieben und gehandelt. Alte, exakte, unverwechselbare Beschreibungen fehlen bei Quitten, vielleicht auch deshalb, weil die Sortenmerkmale der Früchte sehr variabel sind.

Für Veredlungen sind nur Reiser von reichtragenden Mutterbäumen zu verwenden. Als Unterlagen eignen sich Weißdorn, Crataegus monogyna und Cydonia A für Büsche, für höhere Stämme der Rotdorn, Crataegus oxyacantha. Die Unterlagen haben Nachteile. Die Verträglichkeit mit Weißdorn ist nicht ideal, Brüche im Ertragsstadium, genau an der Veredlungsstelle, sind nicht selten; auf Cydonia A sind Unterlage und Edelsorte frostgefährdeter. Im Markt- und Selbstversorgeranbau sollten Quitten nur in der Strauchform angezogen und gepflanzt werden.

Industrielle Verarbeitung der Quitten erfolgt zu Most, Nektar und Naßkonserven, häuslich zu Kompott, Gelee, Marmelade und Paste.

Gerhard Friedrich: Der Obstbau. Mit Beiträgen von H. Kegler, A. Mäde. H. Petzold, M. Reichel, R. Schuricht. Mit Zeichnungen v. Hans Preuße und Aquarellen von E. Bäuerlin und E. Halwaß, Leipzig · Radebeul: Neumann Verlag, 7., verbesserte Auflage 1977 (1956), S. 190.

Grafisches Teilungselement

Herbert Petzold
Quitten

(1971)

[68] Quitten sind reine Verwertungsfrüchte; zum Frischgenuß eignen sie sich nicht. Ihre Anbaubedeutung wurde bisher nur gering eingeschätzt, da der Frischmarkt und die Verwertungsindustrie für größere Mengen Quitten nicht aufnahmebereit waren. Mit einer stärkeren Verarbeitung der verschiedenen Obstarten zur Erzeugung vielfältiger Nahrungsmittel gewinnt auch die Quitte ein neues Anbauinteresse; Die Früchte eignen sich vorzüglich zur Herstellung eines hocharomatischen Mostes, der rein oder als Verschnitt zu Birnen- oder anderen an Aroma ärmeren Säften verwendet werden kann. Die Saftausbeute ist so hoch wie bei Äpfeln, der Anbauaufwand dagegen viel geringer.

Die Quitte ist eine Obstart, die mit einem ganz niedrigen Pflegeaufwand auskommt, Baumschnitt entfällt praktisch. Düngung und Bodenpflege sind die einzigen Kulturmaßnahmen für diese Obstart, die im Ertragsstadium alljährlich sichere Erträge bringt. Sie blüht normalerweise nach den Spätfrösten im Mai. Holzfrostschäden können in Wintern mit Temperaturen unter −20 °C auftreten. Jedoch ist die Regenerationsfähigkeit bei dieser Obstart so stark, daß Neuaustriebe, die aus dem Stamm in Bodennähe austreiben, bald wieder eine ertragfähige Krone bilden. Quittenstämme sollten daher in jedem Herbst etwa 30 cm hoch mit Erde augehäufelt werden.

Die Quitte ist auf den verschiedensten Böden anbaufähig. Der Standort kann feucht sein. Auf trockenen Böden ist die Wuchsleistung zu schwach. Sie gedeiht gut auf nährstoffreichen, mittleren, genügend warmen, feuchten Böden. Sie ist auch für Lagen geeignet, an denen Blütenfrostschäden auftreten und die daher für den Apfel- und Birnenanbau ausscheiden.

Als Unterlagen werden Weißdorn (Orataegus monogyna) und Quitte ‚Cydonia A‘ verwendet. Die einzelnen Sorten zeigen auf diesen Unterlagen eine unterschiedliche Verträglichkeit. [69] Im allgemeinen sind apfelförmige Quitten besser mit Crataegus, birnenförmige mit Cydonia A verträglich. Quitten wachsen, ähnlich Haseln, nach der Baumschulrodung am endgültigen Standort schwerer an als andere Kernobstgehölze. Sie können als ein- oder zweijährige Bäume gepflanzt werden. Die einjährigen wachsen besser an als die zweijährigen und lassen sich so stark zurückschneiden, daß sie leicht strauchartig gezogen werden können. Durch noch nicht offenbar gewordene Unverträglichkeit können sie im Laufe des Jahres an der Veredlungsstelle abbrechen. Bei zweijährigen Quitten sind die Ausfälle nach der Pflanzung geringer, weil die ungenügend verträglichen bereits in der Baumschule abbrechen. Quitten sind vorsichtig zu roden, zu transportieren und zu pflanzen.

Die Pflanzung ist im Herbst und Frühjahr möglich. Bei der Herbstpflanzung ist der Stamm als vorbeugende Frostschutzmaßnahme 30 bis 50 cm hoch mit Erde anzuhäufeln. Die Veredlungsstelle muß mit der Erdoberfläche abschließen oder etwas tiefer sitzen, damit sie alljährlich angehäufelt werden kann. Der Pflanzabstand betrage 5,0 × 4,0 m, bei breitwüchsigen Apfelquitten bis 5,0 × 5,0 m.

Beim Pflanzschnitt sind Leittriebe und Stammverlängerung kräftig zurück zuschneiden, alles Kurzholz ist dagegen zu schonen. Die Schnittflächen sind mit Baumwachs zu bedecken. Auch in den folgenden Jahren ist ein Rückschnitt der Leitäste möglich, doch wachsen Quitten, nachdem kräftiges Wachstum eingesetzt hat, auch ohne Schnitt. Später unterbleiben Schnittmaßnahmen bis auf Verjüngungen bei beginnender Überalterung der Gehölze. Quitten können an geeigneten Standorten sehr alt werden.

Befruchtungsbiologisch verhalten sich Quitten ähnlich wie Sauerkirschen. Es gibt selbstfruchtbare, schwach selbstfruchtbare und selbstunfruchtbare Sorten.

Nach der Fruchtform werden Quitten in Apfel- und Birnenquitten gegliedert. Dazwischen gibt es Übergangsformen, die weder ausgesprochen apfel- noch birnenförmig sind. Allgemein setzen Birnenquitten später mit dem Ertrag ein als Apfelquitten. Besonders früh liegt der Ertragsbeginn bei der Auslese ‚Wudonia‘. Im Handel herrscht sowohl bei den Bäumen als auch bei Früchten noch keine einwandfreie Sortenbezeichnung, da ein und dieselbe Sorte nicht nur in den europäischen Baumschulen, sondern auch in Institutssortimenten unterschiedlich bezeichnet wird. Dieser Namenswirrwarr ist einmal auf die sehr veränderlichen Fruchtformen einer Sorte, zum anderen wahrscheinlich auch auf Sämlingsvermehrung zurückzuführen. An der Klärung der Sortenzugehörigkeiten wird gearbeitet.

Vor einem verstärkten Anbau der Quitte auf geschlossenen Flächen ist der Absatz mit der Verarbeitungsindustrie zu klären. Die Früchte sollten vorrangig für die Mosterzeugung verwendet werden. Quitten liefern hocharomatische Moste, die höchsten Ansprüchen genügen. Sie eignen sich auch vorzüglich als Aromaträger bei Mischmosten. Vor dem Pressen ist die graufilzige Wolle der Früchte gründlich abzuwaschen, da sie sonst dem .Most einen terpentinähnlichen Beigeschmack verleiht. Der geringe Arbeitsaufwand, den diese Obstart benötigt, könnte den Großanbau der Quitte als Mostobstart vor allem in den Birnenanbaugebieten fördern.

Weitere Verarbeitungsprodukte der Quitte sind Kompottfrüchte, Naßkonserven, kandierte Früchte, Gelee, Fruchtpasten, Marmeladen, Liköre. Vor allem sollten sie stärker als bisher mit je einem Strauch im Selbstversorgergarten gepflanzt werden. Die reichen Blüten und gelben Früchte machen den Fruchtstrauch auch zum wertvollen Ziergehölz für Anlagen, Parke und Gemeinschaftsanlagen in den Kleingartensparten.

Zentralstelle für Sortenwesen: Sortenratgeber Obst. Mit Beiträgen von Günter Pätzold, Herbert Petzold, Wilhelm Groh, Peter Sorge, Hans-Joachim Koch, Oswald Häntsch. Mit Zeichnungen von A. Schalin, Fruchtfotos von G. Storkan und Hans-Joachim Koch, Baumfotos von Wilhelm Groh, Titelfoto von K.-H. Vanicek, Berlin: VEB Deutscher Landwirtschaftsverlag, 1971, S. 68–69

Grafisches Teilungselement

Ludwig Hinterthür
Anbau von Quitten.

(1914)

[110] Der Quittenstrauch (Cydonia vulgaris), der auch halbstämmig gezogen wird, stammt aus dem Orient und wurde bereits von den Römern seiner Früchte wegen angebaut. Er erfreut das Auge sowohl mit seinem weißen Blütenschmuck als auch durch die goldgelben wolligen Früchte, die zu allerlei Konfitüren sehr gesucht und geschätzt sind. Die Quitte gedeiht am besten in einem tiefgründigen, nährstoffreichen Boden und in warmer, geschützter Lage, bei ausgiebiger Feuchtigkeit.

Früher kannte man nur zwei Sorten, nach ihrer Form benannt, die Apfel- und die Birnenquitte. Letztere wurde der größeren und ansehnlicheren Früchte wegen bevorzugt. Allgemein üblich ist es, daß Quitten, wenn sie als Hoch- oder Halbstamm gezogen werden sollen, auf Weißdorn veredelt werden. Für die Großkultur kommt nur die Strauchform — weil die natürliche — in Betracht, wobei die Büsche eine Höhe von etwa 2 bis 3 Meter erreichen und eine Pflanzweite von 4 Meter erheischen. Die Kultur einer Quittenanlage ist denkbar einfach. An Schnitt gibt es weiter nichts, als hier und dort das Kürzen zu langer Jahrestriebe, damit Kronengleichmäßigkeit bleibt, und dann das Auslichten etwa 3 bis 4 Jahre. Die Fruchtbarkeit steigert sich mit der Ausdehnung des Strauches. Die Quittenwurzeln gehen nur flach und sind außerordentlich fein verzweigt, weshalb besonders während des Sommers der Boden nur flach bearbeitet werden darf. Scharfe Dünger beeinflussen die Güte der Frucht; viel kräftiger, guter Kompost sagt ihnen am besten zu.

Die Tragbarkeit beginnt 3 bis 4 Jahre nach der Anpflanzung guter, kräftiger Sträucher. [111] Diese werden auf Quittenunterlagen okuliert geliefert. Auf Weißdorn okulierte Sträucher zu pflanzen, ist weniger zu raten. Es werden davon auch wenig gezogen, so wenig, als man Birnen auf Weißdornunterlage in größeren Mengen zieht und anpflanzt. Die alten Sorten werden hauptsächlich durch Ableger oder Senker vermehrt. Bei geeigneter Lage und Pflege ist der Anbau von Quitten lohnend und ertragreich. Kräftige Ableger kamen mit dem fünften Jahre zum Ertrag. Im Handel werden die Früchte gut bezahlt. Dabei kommt es allerdings auch auf die Sorten an, und daß die Früchte fleischig sind und nicht steinig, was sie auf trockenem, magerem Boden leicht werden.

Die wichtigsten Sorten:

Champion-Quitte.

(Abb. Tafel XXV.)

Eine amerikanische Züchtung, die allen Ansprüchen genügen dürfte.

Frucht: mittelgroß, birnförmig, selten rundoval, meist von ungleichen Fruchthälften, beulig; zitronengelb, grauwollig, am Stielende schwach berostet.

Strauch: frohwüchsig, genügsam, frühtragend und regelmäßig; wird zuweilen auch als Zierstrauch angepflanzt. Früchte oft groß, zartmarkig, steinfrei, reifen oft schon Ende September.

Riesenquitte von Leskowatz.

(Abb. Tafel XXV.)

Auf der Balkan-Halbinsel heimisch, massenhaft angebaut in der Umgegend von Leskovac in Serbien. Frucht: recht groß, apfelförmig, rundlich — zuweilen 2 bis 3 Pfund schwer. Stiel: kurz, [112] oft nur ein Fleischwulst, in enger beuliger Einsenkung. Schale: gelb, mit grünlichen Streifen und Schattierungen; Fleisch: gelblich-weiß, aromatisch und saftig.

Strauch: schnellwüchsig, große und schöne Blüten, die sich vom dunklen, glänzenden Grün der Blätter abheben. Sorte winterhart, steht schon im 3. Jahre in Ertrag, während bei fast allen andern die volle Ertragfähigkeit erst vom 4. Jahre ab einsetzt. Vorzüglich zu Gelee und Marmelade. —

Portugiesische Quitte. Mittelgroß, birnförmig, Oberfläche etwas beulig, an der Kelchseite abgeplattet. Stiel: stark und dick; meist schief. Schale: strohgelb, wollig, am Stiel schwach braun-rostig.

Eine bewährte, verbreitete Sorte, mit großen Blättern, gut tragend, auch für Zieranlagen.

Andere Sorten, die noch empfohlen werden sind: Beretzkyquitte (Berecski), de Bourgeaut und Persische Zuckerquitte. Schließlich müssen wir die Quitte von Angers noch nennen, die für viele unserer Birnsorten die beste Unterlage (Veredelung!) liefert, eine birnförmige Gestalt hat und zu den besten, am wenigsten anspruchvollsten und daher verbreitetsten Quitten gehört.

Krankheiten und Beschädigungen.

Gleich dem Birnbaum leidet auch der Quittenstrauch in ungünstigen Verhältnissen unter „Befall“ und Schädlingen, wenn auch nicht in dem Maße wie jener.

Der bereits S. 91 erwähnte Rost (Gymnosporangium) findet sich vom Juni bis September auf den Blättern der Quitte als Roestelia cornuta vor. Das Teleutosporenfruchtlager trägt im Frühjahr der Sadebaum oder der gemeine Wacholder (Junjperus communis). —

[113] Die Blattbräune der Quitten und Mispeln verursacht der Pilz Stigmatea Mespili. Besonders junge Pflanzen werden erheblich beschädigt. Die Blätter bräunen sich und fallen frühzeitig ab. Im übrigen gilt das auf Seite 93 Gesagte.

Die Blattfleckenkrankheit (Phyllosticta Cydoniae) macht sich ähnlich bemerkbar wie die Weißfleckigkeit der Birnen; grauweiße, bräunlich umsäumte Flecken, die je nach Boden und Witterung mehr oder minder stark auftreten.

Vom Fruchtschimmel (Monilia fructigena) werden auch die Quitten befallen, deren Fleisch braun und völlig zersetzt wird. (Grindfäule.) Betr. der Bekämpfungs- bzw. Vorbeugungsmittel beziehen wir uns auf die angeführten Maßregeln unter „Krankheiten usw. der Birnen.“ —

Von den Schädlingen erwähnen wir die häßlichen Blattläuse, die an Blättern und jungen Trieben saugen und dadurch Mißbildungen und Verkrüppelungen hervorrufen; ferner die Schildläuse, die vom ungeübten Auge meist übersehen und nicht erkannt werden. Auch die Blatt- und Gespinstwespen treffen wir ab und zu auf dem Quittenstrauche an, deren Larven die Blätter zernagen und zerfressen. Dasselbe gilt von dem Räupchen der Pflaumengespinstmotte, die nicht nur auf Pflaumen, sondern auch auf Birnen, Quitten und Mispeln anzutreffen ist. Ein stärkeres Auftreten bei Quitten ist allerdings nicht zu konstatieren und auch bei der Strauchform leicht zu bekämpfen.

Daß wir hier auch die schädlichen Raupen des großen und kleinen Frostspanners anführen müssen, wird sich der Gartenfreund schon denken können. Auch der große Fuchs lebt an Quittenbäumen. Seine Raupen leben gesellig und ziehen sich nachts in ihre Gespinste zurück. Sie zerfressen die Blätter und werden durch Abbrennen der Gespinste (am frühen [114] Morgen) am besten bekämpft. Der schöneFalter ist uns allen bekannt. — Ähnliches gilt vom Baum- oder Heckenweißling. Zuletzt führen wir noch den Zweigabstecher an, über dessen Beschädigungen wir bereits hörten. Er dreht die Blätter zigarrenartig zusammen. Man bekämpft ihn durch Abklopfen und Einsammeln (Vernichten) der geknickten, welkenden Triebe. — Damit genug von den Feinden!

Verwertung der Quitten.

Die Quittenfrüchte schmecken roh herbe, erst durch geeignete Zubereitung werden sie zum Genuß tauglich. Die Kammern des Fruchthauses sind mit zahlreichen Samenkernen angefüllt (Kernobst).

Quitten werden eingemacht, zu Gelee und Pasten gebraucht. Die schleimhaltige Oberhaut der Samen wird arzneilich verwertet. Sie liefert den Quittenschleim, den man als kühlendes Mittel gegen Aufspringen der Haut und zu Augenwasser benutzt.

Die Konditorenwissen diese Frucht zu schätzen: sie bereiten aus ihr die vorzügliche Quittenmarmelade, Backwerk und anderes. Der Zusatz der Quitte verleiht diesen Erzeugnissen einen eigenartigen Geschmack, und wenn wir uns an anderem Obst satt gegessen haben, dann werden wir noch an den Erzeugnissen der Quitte uns erfreuen. Für manche Leute besteht die Verwendbarkeit der Frucht lediglich darin, daß man sie in Kommode oder Schrank zwischen Wäschestücke legt, denen sie ihr unvergleichlich herrliches Aroma mitteilt. Daß sich die Quitte aber auch recht gut in der Küche verwenden läßt, beweisen folgende Rezepte:

Quitten-Marmelade. Schöne, reife Früchte werden sauber abgewischt, von der Blüte und [115] dem Stiel befreit und im Wasser weich gekocht. Man schält sie alsdann, schneidet sie in Viertel, entfernt die Kernhäuser und bringt letztere in ein sauber ausgewaschenes Mullbeutelchen. Das Quittenfleisch ist danach durch ein Porzellansieb zu treiben. Auf 500 g des so gewonnenen Breies nimmt man dann 250 g ganzen Zucker, kocht diesen in nur ein wenig Wasser auf, tut das Quittenmus hinein sowie das Abgeriebene von einer halben Zitrone und läßt alles mit den Kernhäusern im Mullbeutel zusammen noch etwa fünf Minuten unter öfterem Umrühren kochen. Diese Marmelade läßt sich in gut zugebundenen Gläsern längere Zeit aufbewahren; sie eignet sich sehr gut als Füllung für Pfannkuchen.

Quitten-Gelee. Man schält drei schöne, große Quitten, schneidet sie in Viertel, nimmt das Kernhaus heraus und schneidet das Fleisch in Scheiben. Alsdann läßt man Schalen und Kernhaus zusammen mit 25 g weißer Gelatine in einem viertel Liter Wasser stark einkochen und gießt die Flüssigkeit durch ein feines Sieb. Nun legt man die Quittenscheiben in eine irdene Kasserolle, gießt eine Flasche Weißwein darüber, gibt ein paar Nelken und ein Stück Zimt dazu, ferner ein halbes Pfund Zucker und das Gelatinewasser und läßt alles gut zugedeckt eine Viertelstunde kochen. Nachdem man die Masse mit drei Eiweiß geklärt hat, läßt man sie durch ein Seihtuch in eine Glasbüchse laufen und an einem kühlen Orte erkalten. Das Gelee ist fest zugebunden aufzubewahren.

Quitten in Zucker. Zwei Pfund reife Quitten werden von der Blüte befreit, geschält, der Länge nach halbiert und ein paar Minuten in reichlichem Wasser gekocht, wodurch sich der bittere Geschmack verliert. Dieses Wasser wird fortgeschüttet. Dann bringt man die Quitten zusammen mit den Schalen wiederum in heißes [116] Wasser und läßt sie so lange kochen, bis sie ziemlich weich sind. Man nimmt sie alsdann mit dem Schaumlöffel heraus, läßt sie gut abtropfen und schneidet das Kernhaus heraus. Wasser, Schalen und Kernhaus läßt man dann noch etwa eine Stunde einkochen. Inzwischen wird ein Pfund Zucker in wenig Wasser gekocht, dem eingekochten Quittenwasser, aus dem man Kernhäuser und Schalen jetzt entfernt, hinzugegeben, und die Quitten legt man wieder hinein, um sie unter sorgfältigem Abschäumen nun vollends gar zu kochen. Man nimmt sie alsdann abermals heraus und schichtet sie in Gläser, wobei man, wenn man Ingwergeschmack liebt, zwischen die einzelnen Schichten kleine Stücken kandierten Ingwers legen kann. Man dickt hierauf den Saft durch weiteres Kochen so stark ein, daß nur noch soviel übrig bleibt, als nötig ist, die Quittenhälften in den Gläsern damit zu bedecken. Der Saft ist nicht zu heiß über die Früchte zu gießen. Nach etwa zwei Tagen gießt man den Saft ab und läßt ihn ein paarmal tüchtig aufkochen. Abgekühlt ist er dann wieder über die Früchte zu gießen. Man legt dann ein in Rum getränktes Papier darüber und bindet die Gläser fest zu.

Quitten-Kompott. Schöne reife Früchte werden sauber abgerieben und in soviel Wasser, daß sie gerade damit bedeckt sind, weich gekocht. Man schält sie hierauf und treibt sie durch ein feines Sieb. Unter Zusatz von ein wenig fein gewiegter Zitronenschale kocht man diese Masse alsdann in mit Wasser geläutertem Zucker — auf ein Pfund Früchte ein halbes Pfund Zucker — läßt sie erkalten und reicht sie als Kompott.

Quitten-Eis. Man schält Quitten, zerteilt sie, schneidet das Kernhaus aus und kocht alles, also Quitten, Schalen und Kernhaus, in nicht zuviel Wasser ganz weich. Dann bringt man die Masse auf einen Durchschlag, läßt gut abtropfen, [117] entfernt Kernhaus und Schalen und treibt das Quittenfleisch durch ein Haarsieb. Das so gewonnene Mus vermischt man innig mit in Wasser geläutertem Zucker — auf ein Pfund Quitten ein halbes Pfund Zucker — und läßt es gefrieren.

Getrocknete Quitten. Reife Früchte werden gevierteilt, vom Kernhaus befreit und in feine Streifen geschnitten. Diese streut man dünn auf ein mit weißem Papier bedecktes Kuchenblech, bringt sie in einen nicht zu warmen Ofen und läßt sie dort dörren. Beim Kochen von Pflaumen oder Äpfeln zugesetzt, verleihen die getrockneten Quitten diesen ein köstliches Aroma. —

Der günstigste Reifegrad wird ein bis zwei Wochen nach der Ernte durch Lagerung erzielt, er dokumentiert sich dadurch, daß das wundervolle Aroma seinen Höhegrad erreicht. — Als wichtig für die verschiedenen Arten der Zubereitung sei ferner noch erwähnt, daß man Kernhaus und Schale der Quitten stets mitkocht, ersteres als Erzeuger der herrlichen roten Farbe, letztere als Träger des Aromas. —

Ludwig Hinterthür: Die Birne. Praktisches Handbuch über Anbau, Zucht, Pflege, Sorten, Verwertung, Schädlinge usw. des Birnobstes mit einem Anhang über Quitten. Mit 24 Tafeln in Dreifarbendruck und 1 Tafel in Schwarzdruck, Leipzig: Amthorsche Verlagsbuchhandlung. 1914. S. 110 – 117

Grafisches Teilungselement

Andreas Voss
Dem Quittenanbau mehr Beachtung!

(1906)

[38] In der von der Landwirtschaftskammer für die Provinz Sachsen herausgegebenen „Monatsschrift für Obst-, Wein- und Gartenbau“ sagt Herr Baumwärter Gustav Schmidt in Gänsefurth treffend:

Eine Obstart, die wohl mehr Beachtung seitens der Obstfreunde verdient, ist die auf Weißdorn veredelte Quitte. Dort, wo ein Apfel- oder Birnbaum nicht recht gedeihen will, weil ihm die Bodenverhältnisse oder die Lage nicht zusagen, würde vielfach eine solche Anpflanzung von Quitten sich noch rentabel machen, da ihre Unterlage, der Weißdorn, anspruchslos ist. Auch macht die Quitte weniger Ansprüche auf Behandlung des Baumes und der Früchte. Ein Beschneiden gereicht nur zum Nachteil, da die Quitte nur am jüngsten Holz Früchte bringt und dieses beim Zurückschneiden abfallen würde. Was die Früchte anbetrifft, so sind diese sehr widerstandsfähig und hart. Auch schaden kleine Druckstellen nicht so sehr, da die Früchte doch meistens bald verarbeitet werden.

Die Verwertung ist eine mannigfaltige. Konservenfabriken und Konditoren verarbeiten sie zu Gelee und Marmelade und kandierten Früchten. Über die Zubereitung und Verwertung der Quitte finden sich u. a. Anleitungen in einer von Herrn Obstbaulehrer J. Müller – Diemitz bei Halle a. S. über „Bereitung von Obst und Beerenweinen, Einlegen und Kandieren der Früchte“ herausgegebenen Broschüre.

Als Baumform wählt man am besten und vorteilhaftesten die Buschform. Wo sie nicht angängig ist und der Untergrund als Schafweide dient, pflanze man Halbstämme.

Eine der besten und anspruchslosesten Sorten ist Quitte von Angers. Die Pflanzweite kann bei Buschbäumen und Halbstämmen auf 4 – 5 m bemessen.

Der Preis der Quitte ist im Verhältnis zu ihrer Anspruchslosigkeit ein ziemlich hoher. Der Zentner wird mit 10 – 15 Mark im Durchschnitt bezahlt, wohl ein Zeichen, daß es sich um eine sehr begehrte und gesuchte Frucht handelt. –

Herr Otto Schindler, der Schriftleiter der genannten Monatsschrift, tat gut daran, daß er folgende Nachschrift anfügte:

„Recht redet Herr Schmidt dem Quittenanbau das Wort. Neben den von ihm angeführten Vorzügen dieser Obstart möchte ich besonders noch die späte Blütezeit und die dadurch ermöglichte regelmäßige Tragbarkeit hervorheben. Auch in Frostlagen, wo Apfel- und Birnblüte durch Spätfrost zerstört wurde, kommt sehr häufig die viel später aufblühende Quitte gut durch. Neben der Birne und bestimmten Quittenarten benutzt man, wie gesagt, auch den Weißdorn als Unterlage der edlen Quittensorten und bevorzugt derartig herangezogene Sträucher bei der Bepflanzung geringerer Bodenarten. Man darf aber nicht meinen, daß die auf Weißdorn veredelte Quitte überall befriedigend gedeiht, wo der Weißdorn wächst. Ich habe des öftern gesehen, daß auf ganz schlechtem Boden, wo die Unterlage (eben der Weißdorn) sich durchschlägt, die auf ihn veredelte Quitte aber kümmert und ganz eingeht. Also auch hier nicht zu weit gehen. Der auf Weißdorn veredelte Quittenstrauch ist wohl anspruchsloser als der auf andrer Unterlage stehende, aber er ist nicht ebenso anspruchslos wie der Weißdorn selbst. Der Ertrag und das Gedeihen der Edelsorte hängt nicht allein von der Wachstumsfähigkeit der Unterlage ab. Die Quitte will warmen Boden, und nach Höhn – Obernburg am Main werden in seinem Dienstbezirk manche Bergabhänge, die in frühern Jahren dem Weinbau dienten, mit Quittensträuchern bepflanzt. Die Sträucher gedeihen daselbst gut, wenn nur die Bodenbearbeitung nicht vernachlässigt wird. Ein Obstzüchter in Trennfurt pflanzte in einer solchen Lage einen Quittenstrauch, der schon im zweiten Jahre 2 Pfund, im dritten Jahre 12 Pfund und im vierten Jahre 20 Pfund Früchte brachte.

Die junge Pflanze schneidet man 1 bis 2 Jahre kräftig zurück, besonders auch beim Pflanzen an armem und trockenen Bodenstellen, damit die Wurzeln ein nicht zu großes Kronengerüst zu versorgen haben und die Büsche recht gut verzweigt werden. Später beschränkt man sich auf ganz leichtes Auslichten, und an altern Bäumen braucht und soll überhaupt so gut wie nicht geschnitten werden.

Zur Bereitung von Gelee, Marmeladen, Pasten und kandierten Früchten werden die Quitten mit Vorliebe in Zuckerwasser oder Zuckeressig eingelegt. Sie geben auch einen feinen Likör und sind vorzüglich geeignet als Zusatz zum Apfelmost. Sie befördern das Klarwerden und die Haltbarkeit des Weines und geben ihm einen vorzüglichen Geschmack. In diesem Sommer trank ich in der Obstverwertungs-Genossenschaft einen stillen und einen schäumenden Apfelwein, der mit Quittenzusatz hergestellt war und mir ganz vorzüglich mundete.

Wenn so der Quittenstrauch als direkter Obststrauch wohl zu empfehlen ist, so möchte ich seiner Anpflanzung aber auch noch an andrer Stelle, nämlich im Haus- und Ziergarten und in Parkanlagen, das Wort reden. Das weißwollig hervorbrechende Blattwerk, die herrlichen Blüten, die gelben Früchte im Verein mit dem im Hochsommer schwarzgrünen Laub machen den Quittenbusch zu einem Zierstrauch, wie wir ihn uns schöner gar nicht wünschen können. Dazu kommt, daß seine Früchte der Hausfrau zu den mannigfachsten Verwertungen willkommen sind. Derartige Zier- und Fruchtsträucher, zu denen auch die Zieräpfel (Kirschäpfel), der Hagebuttenstrauch, Mispeln, Pfirsiche und Mandelsämlinge gehören, haben eine viel größere Existenzberechtigung im Hausgarten als ihnen gewöhnlich zugestanden wird. Als Randstrauch oder besser noch 1 bis 11/2 Meter vor der Gehölzgruppe als Vorstrauch in große, etwas verbesserte Baumlöcher gepflanzt und später etwas gedüngt, entwickeln sie sich gut. In größern Parkanlagen können auch ganze Gehölzgruppen mit Quitten angelegt werden. Ich erinnere mich noch gern des herrlichen Anblickes, der sich uns bot, als wir vor Jahren zu mehrern Kollegen zusammen die Aue bei Kassel besuchten und an ein Gebüsch von Quittensträuchern gelangten, die einen ganzen Abhang bedeckten, und deren gelbe Früchte in reicher Fülle aus dem Laubwerk hervorlugten.“

aus: Andreas Voss [Hrsg.]: Der Deutsche Gartenrat. Zentralblatt für Blumengärtnerei, Obst und Gemüsebau. Redigiert von Andreas Voss in Groß-Lichterfelde bei Berlin, Roonstr. 8. Berlin: Verlag Johannes Rade – Berlin W. 15 – Uhlandstrasse 146. Ausgabe Nr. 149 (4. II. 1906), S. 38

Grafisches Teilungselement
T. 4. No. 36 CYDONIA Communis. COIGNASSIER commun.
Pierre Joseph Redouté [Vorlage], Sophie Janinet [Stich]: T. 4. No. 36 CYDONIA communis. COIGNASSIER commun. Handkolorierter Kupferstich auf Papier, aus: Henri-Louis Duhamel Du Monceau: Traité des arbres et arbustes…, 1809
Grafisches Teilungselement

Friedrich Justin Bertuch
2. Ueber die Kultur der Quitten.

(1818)

[171] Der Quittenbaum (Pyrus Cydonia) ist wegen seiner Brauchbarkeit ein sehr beliebtes Gewächs. Schon die Römer, die ihn wahrscheinlich aus Cydon in Corta erhielten, und davon Cydonia nannten, betrachteten ihn als eine wahre Zierde ihrer Gärten. Und in der That gewähret er sowohl im Frühjahr durch seine prachtvollen Blüthen, als auch im Herbste durch seine goldenen Früchte einen reizenden Anblick. Linné hat ihn mit den Aepfeln und Birnen vereinigt und in die vierte Ordnung der zwölften Classe seines Sexualsystems geordnet. Er hält das Mittel zwischen den Bäumen und Sträuchen, doch läßt er sich auch zu einem geraden Baume erziehen, überläßt man ihn aber der Natur, so bleibt er niedrig und strauchartig. Seine Blätter sind rundlich, oder eiförmig, geradkantig mit kurzen Stielen versehen, oben dunkelgrün, unten aber wollig. Die großen prachtvollen Blumen stehen einzeln an den Spitzen der Zweige ohne Stiel, haben 5 löffelartig ausgehölte, weiße mit Rosenroth gefärbte Blätter. Die daraus sich bildenden Früchte sitzen ohne Stiel so fest auf den [172] Zweigen, daß sie von keinem Winde abgeworfen werden, und nur erst im Herbst, wenn sie ihre vollkommene Reife erlangt haben, lassen sie sich bequem abbrechen. Ein leichter Frost schadet ihnen nichts, daher man sie auch unter allen Obstfrüchten am längsten hängen läßt. Der Baum treibt keine Pfahlwurzel, sondern greift mit einer Menge Seitenwurzeln weit um sich her in den Boden; indeßen bedarf es ihrer auch nicht, weil er selten eine Höhe von 15 Fuß erreicht, und daher keine so große Last verursacht, daß er leicht vom Winde umgestürzt werden könnte.

Von diesen Quitten sind bis jetzt nur folgende Ab- und Spielarten bekannt.

1) Die Apfelquitte (Cydonia maliforma). Sie hat ihren Namen von ihrer Form, worin sie dem Apfel näher kommt als der Birn. Man trifft sie von verschiedener Größe am Baume; die größten haben jedoch nicht über 3 Zoll im Durchmesser. Die Blume ist in einen weitem Umfange tief eingesenkt, und hat, anstatt der Kelchausschnitte oder des Sterns, fünf kleine grüne Blätterchen, die mit der Zeit auf dem Lager ganz braun werden. Sie zeigt auf ihrer Oberfläche einige Ungleichheiten die sich aber nicht merklich erheben. Einen Stiel hat sie nicht, sondern sitzt unmittelbar auf dem Zweige. Ihre Schaale ist dick, von grünlichgelber Farbe, doch geht sie im Liegen in's Citronengelbe über, und ist mit zarter Wolle überzogen, die sich aber leicht abwischen läßt. Das Fleisch ist hart, von gelblicher Farbe und hat wenig Saft. Das Kernhaus hat fünf enge Kammern, die dicht mit Kernen ausgefüllt sind; rund um dasselbe liegen eine Menge kleiner Steinchen, welche verursachen, daß sie sich nur mit Mühe durchschneiden läßt. Roh ist sie ungenießbar, aber in der Küche und zu Liqueur gut zu gebrauchen. Das Blatt ist rund, mit einer stumpfen Spitze versehen, und läuft ein wenig herzförmig zu. Man nennt diese Quitte auch die männliche Quitte, oder das Mänchen (Coignasse male.)

2) Die Birnquitte (Cydonia oblonga) kommt in der Gestalt einer Birn sehr nahe, und führt eben davon ihren Namen. Die Blume ist ebenso, wie bei der Apfelquitte, in einer Vertiefung, welche zuweilen über einen Zoll im Durchmesser beträgt, eingesenkt, auch hat sie, statt des Sterns, fünf grüne Blätterchen. Rings um die Blume zeigen sich zuweilen einige Erhabenheiten, welche die Vertiefung, in der die Blume liegt, bisweilen sehr verengern. Gegen den Stiel läuft sie verjüngt zu. Dieser aber ist sehr dick, und eigentlich ein Theil des Zweiges. Es scheint, als ob er in die stumpfabgebrochene Spitze der Frucht hineingesteckt worden wäre, und im Einstecken einige kleine Falten um sich her verursacht hätte. Die Schaale ist gelb und mit einer zarten Wolle überzogen, die sich jedoch leicht abwischen läßt. Das Kernhaus besteht aus fünf Kammern, die mit Kernen dicht angefüllt sind. Um dasselbe liegen ebenfalls kleine Steinchen, welche das Durchschneiden der Frucht erschweren. Die Wände der Kernkammern sind lederartig. Die Frucht mißt in ihrer Länge etwas über drei Zoll und zeitigt im Oktober, doch läßt sie sich nach trocknen Sommern bis zu Weihnachten aufbewahren. Ihr Fleisch ist fest und trocken. – Roh ist sie ungenießbar, eingemacht aber gewährt sie einen angenehmen Genuß. Der Baum unterscheidet [173] sich wenig vom vorigen. Das Blatt ist länglichrund, oben dunkelgrün, unten wollig, ungezackt, und endiget in einer stumpfen Spitze. Zum Unterschied von dem vorigen nennt man diesen Quittenbaum das Weibchen. (Coignasse femelle)

3) Die Portugiesische Quitte. (Cydonia Lusitanica) ist der vorigen an Gestalt völlig gleich. Der Baum hat aber einen stärkern Wuchs und wird größer. Die Blätter nähern sich mehr der Spatenform, sind größer und stärker und auf der untern Seit wollig, und die Blüthenblätter rosenfarbiger und stärker. Die Frucht ist zum Backen und Compotts am brauchbarsten. Sie läßt sich sehr gut mit Aepfeln vermischt zu Pasteten und Puddings anwenden; denn sie giebt den Aepfeln wenn sie ihren Geschmack verlohren haben, wieder neuen Reiz. Zubereitet hat sie eine schöne Purpurfarbe, und ist zu Marmelad die beßte von allen; aber zu Schnitzen taugt sie darum nicht, weil ihr Fleisch so ungemein zart ist, daß es im Kochen zu einem Brei zerfällt. Dagegen laßt sie sich sehr gut einmachen.

4) Die Braunschweigische Quitte wird von Einigen als eine Spielart aufgeführt, dürfte aber wohl mit der Birnquitte einerlei seyn. Der einzige Unterschied findet Statt, daß sie am Baume mehr blaßgelb sieht, und weniger dicht mit Wolle überzogen ist.

5) Die Baumwollenquitte hat ebenfalls die Birnform, der wollige Ueberzug ist aber sehr dicht, fällt ein wenig in's Röthliche, und läßt sich davon wie ein Pelz abschieben.

6) Die Georgische Quitte soll zarter von Fleisch sein, und daher frisch vom Baum genossen werden können. Ihr Geruch ist zwar schwächer, aber doch eben so lieblich als der Geruch der unsrigen.

Ungeachtet der Quittenbaum aus einem warmen Himmelsstriche stammt, so hat er sich doch sehr gut an unser Clima gewöhnt; man findet ihn sogar in Ungarn und einigen Gegenden des südlichen Teutschlands wild. Indessen ist er doch nicht so dauerhaft, daß er jedem Winter Trotz bieten könnte. Auf Anhöhen, die von Nord- und Qstwinden bestrichen werden, taugt er nicht, dagegen kommt er in Weinbergen, die gewöhnlich eine geschützte Lage haben, sehr gut fort. Vorzüglich verlangt er viel Sonne und Luft. Im Schatten vegetirt er nur kümmerlich, treibt wenig Blüthen und läßt seine Früchte gern fallen. An Teichen und Bächen gedeihet er vortreflich. Zwar nimmt er mit jedem Boden verlieb, am meisten aber liebt er einen mergelartigen Grund, dessen Oberfläche viel Dammerde enthält. In hungrigem Boden treibt er kleine, steinigte, verkrüppelt Früchte, die fast gar nicht benutzt werden können, da hingegen in gutem Boden die Früchte sehr groß und fleischig werden. Sie lassen sich gar sehr veredeln, wenn man sie auf Aepfel- und Birnstämme von vorzügüch großer Art impft, z. B. auf den großen Rambour oder die Zuckeradenbirn. Die Chinesen pflegen sie auf Pommeranzenstämme zu setzen, und erhalten dadurch eine Frucht von der Größe einer kleinen Melone. Es wäre daher wohl der Mühe werth, die Versuche mit Aepfeln und Birnstämmen zu wiederholen um dadurch ihre Früchte zu noch größerer Vollkommenheit zu bringen.

[174] In Ansehung des Wuchses und der Zucht läßt sich wenig am Quittenbaume thun. Man kann ihm zwar eine hochstämmige Form und hübsche Krone geben; aber zu Pyramiden läßt er sich eben so wenig als am Spaliere ziehen, wenigstens würde feine Fruchtbarkeit sehr darunter leiden, wenn man seine sperrig getriebenen Zweige mit dem Messer verkürzen wollte. Am büßten überläßt man ihn seinem natürlichen Wuchse, und bringt ihn auf Schrubs oder Lustgebüsche, wo er in kluger Verbindung mit andern vortrefliche Wirkung thut.

Man kann ihn auf verschiedene Weise fortpflanzen, 1) durch den Saamen, 2) durch Wurzelausläufer, 3) durch Stecklinge, 4) durch Absenker oder auch 5) durch's Pfropfen, Copuliren rc.

1) Was zuvörderst die Fortpflanzung durch di« Aussaat der Saamenkerne betrifft, so ist sie zwar am wenigsten beliebt, verdient aber gewiß jeder andern aus dem Grunde vorgezogen zu werden, weil die auf solche Art gewonnenen Stämmchen ungleich weniger Wurzelausläufer zu machen pflegen, als es auf andere Weise erzogene Ouittenbäume thun, ob sie gleich auch ein überaus starkes Wurzelvermögen erhalten, auch sind sie zu Obstorangeriebäumchen ungemein brauchbar. Man hat freilich eingewendet, daß die Quittenkerne nur mit Mühe zum Aufgehen gebracht werden könnten, und gewöhnlich der größte Theil davon in der Erde verloren gehe: und es ist wahr, daß wenn man sie so, wie sie aus dem Kernhause kommen, im Frühjahre in den Boden bringt, viele erst im folgenden Sommer – also 13 bis 15 Monate nach ihrer Aussaat – zum Vorschein kommen, und legt man sie vor Winters, so werden sie nicht selten von den harten Frösten desselben, gegen welche sie weit empfindlicher als andere Obstkerne sind, getödet. Allein man kann diese Anfälle leicht vermeiden, wenn man die Aussaat derselben im Frühjahre vornimmt, und sie gehörig dazu vorbereitet. Bekanntlich sind die Quittenkerne mit einem zähen Schleim umgeben, der, wenn man sie trocknet und den Winter über liegen läßt, sehr fest an ihnen haftet und von der natürlichen Feuchtigkeit des Erdbodens nur mit Mühe aufgelös't werden kann. Von diesem Schleim muß man sie also zu befreien suchen. Zu dem Ende legt man sie über Nacht in fließendes Wasser, damit der Schleim losweiche, gießt sodann des folgenden Tages das Wasser ab, und reinigt sie durch einen frischen Aufguß von Wasser so viel als möglich von diesem Schleime, trocknet sie hierauf mit einem Tuche ab, bestreuet sie mit feinem Sande und hebt sie mit diesem während des Winters in einem leinenen Beutel auf. Sobald nun im folgenden Frühjahre der Boden so weit abgetrocknet ist, daß er sich bearbeiten laßt, säet man diese Kerne auf ein etwas schattiges Beet, und man wird mit Vergnügen bemerken, daß bei weitem nicht so viele davon zurückbleiben, als bei der gewöhnlichen Art sie zu säen. Im folgenden Frühjahre können sie schon in die Edelschule versetzt werden; denn, ob sie gleich noch klein sind, so thut man doch besser, als wenn sie erst 2 Fuß lang geworden sind, weil man weniger in Gefahr ist, ihre Wurzeln zu verletzen, und dadurch Ausläufer zu veranlassen.

2) Die zweite Art der Fortpflanzung geschiehet durch Wurzelausläufer. Sie ist ohne Zweifel die leichteste, verdient aber jeder andern nachgesetzt zu werben. Der Quittenbaum hat besonders [175] die Eigenschaft, viele solcher Wurzelausläufer zu machen, eben darum, weil er seine Wurzeln ganz flach unter dem Boden hintreibt. Jede kleine Verletzung derselben, und auch schon der Reiz der Sonnenwärme lockt aus ihnen junge Sprößlinge in Menge hervor. Dieses starke Reproductionsvermögen hat die unangenehme Folge, daß der Mutterstamm in dem Grade an eigener Kraft verliert, als die wuchernden Sprößlinge wachsen und zunehmen. Um dieß also zu verhindern muß man – besonders bei Spalier- und andern Zwergbäumen, welche auf Quitten geimpft sind – dergleichen Ausläufer gleich bei ihrem Hervortreiben hinwegnehmen. Indessen ist doch eben diese Eigenschaft des Quittenbaums das Mittel zu seiner Fortpflanzung. Man hat nur dabei a) die Vorsicht zu gebrauchen, daß man nicht die Ausläufer zur Fortpflanzung wähle, welche zu nahe am Musterstamme stehen, und b) daß man sie bei ihrer Versetzung tief genug in den Boden pflanze. Dadurch wird jene Neigung, Ausläufer zu treiben, allerdings etwas geschwächt, gleichwohl aber nicht ganz unterdrückt. Wer nun in kurzer Zeit einen ansehnlichen Vorrath junger Quittenstämme zu haben wünscht, der darf nur einen alten Quittenbaum umhauen und den Boden um ihn her auflockern, so werden sich aus den Wurzeln eine Menge Ausläufer entwickeln, die man hernach ausheben und in die Baumschule versetzen kann.

3) Es läßt sich aber auch der Quittenbaum durch Stecklinge fortpflanzen, und man behauptet, daß die auf solche Art gewonnenen Stämmchen vor allen den Vorzug verdienten. Man schneidet zu dem Ende im Frühlinge die stärksten Loden vom vorigen Jahre etwa 1 Fuß lang ab, umwindet sie am untersten Ende mit einen gewichsten Zwirnsfaden, den man mit einem festen Knoten zusammenziehet, und stellet sie so etliche Tage in frisches Wasser. Hierauf pflanzt man sie auf ein schattiges Beet, welches bereits im vorigen Herbste dazu besonders zubereitet worden, und sich während des Winters gesetzt hat, dergestalt, daß sie in einer etwas schiefen Lage etwa nur mit drei oder vier Augen hervorstehen, drückt die Erde überall fest an, und hält den Boden hinlänglich feucht. Während des Sommers schlägt ein großer Theil dieser Stecklinge Wurzeln und kann im folgenden Frühjahre in die Edelschule versetzt werden.

4) Das Absenken ist auch eine Fortpflanzungsmethode, die sich bei dem Quittenbaum sehr gut anwenden läßt, zumal wenn der Mutterstamm buschig ist. Man darf dann nur im Frühlinge die niedrigsten Zweige, nachdem sie oberhalb eines Knotens mit Bindfaden fest umwunden, unterhalb desselben aber zur Hälfte eingeschnitten worden sind, zur Erde herabbeugen, und sie mit Häckchen in einer gemachten kleinen Grube befestigen, die Erde aber so darüber anhäufen, daß sie nur mit drei oder vier Augen darüber hervorragen, oder man kürzet das hervorstehende Ende auf 3 bis 4 Augen ab. Diese Einleger schlagen viel leichter Wurzeln als die Stecklinge, haben aber eben das mit ihnen gemein, daß sie ungleich weniger Wurzelausläufer machen, als die, welche aus solchen Ausläufern erzogen worden sind. Wem daran gelegen ist, recht viel solcher Quittenstämmchen in einem Jahre zu erziehen, der darf nur einen mäßigen Quittenbaum ganz zur Erde niederlegen oder, wenn es das Terrain [176] nicht erlaubet, ganz ausheben und an einem bequemen Orte ganz in die Erde legen, die Zweige aber, nachdem sie, wie oben gemeldet, besonders zugerichtet worden sind, so sorgfältig aus einander stellen und mit Erde beschütten, daß nur die Spitzen derselben hervorragen, die Erde aber überall fest antreten, und während des Sommers feucht halten. Auf diese Art wird er eine Menge junger Quittenstämme gewinnen, die zum Theil schon im nächsten Frühjahre in die Edelschule, zum Theil aber auch erst im darauf folgenden versetzt werden können: Ja, es lassen sich von einem so eingelegten Quittenbaume mehrere Jahre hinter einander sehr brauchbare Bäumchen erziehen.

5) Kann man den Quittenbaum auch durch’s Pfropfen, Oculiren und Copuliren fortpflanzen, und diese Methode hat ungemein viel Empfehlendes. Bekanntlich nehmen sich Birn und Quitten wechselseitig an. Wer nun gern Quitten zu haben wünscht und mit jungen Birnstämmchen versehen ist, der darf nur Quittenreiser auf diese setzen, und kann dadurch vielerlei Zwecke erreichen. Denn

a) läßt sich der Quittenbaum auf diese Weise sehr gut hochstämmig ziehen. Man darf nur das Birnstämmchen so hoch wachsen lassen, als der Stamm werden soll, und sodann das Quittenreiß oben aufsetzen, und daraus die Krone bilden

b) lassen sich eben so gut Zwergbäume aller Art daraus erziehen, wenn nämlich die Quitten auf die Birn ganz nahe am Erdboden aufgesetzt worden sind, und nun auf’s neue umgepfropft oder auf irgend eine Art veredelt werden. Diese doppelte Veredelung läßt sich schon bei einer jeden Obstart, sie mag Namen haben welche sie will, als ein Mittel zu ihrer Verfeinerung anwenden, denn an jeder Veredelungsstelle bildet sich ein Wulst, und die Saftröhren bekommen daselbst eine ganz eigene Stellung, so daß der Saft nicht schnell durchgehen kann, sondern in seiner Bewegung etwas aufgehalten, und gleichsam wie durch ein Sieb gereinigt und geläutert wird. Aber vorzüglich wirksam ist sie da, wo man Zwergbäume erziehen will, indem sie das schnelle Aufsteigen des Saftes, durch die verschiedenartige Organisation der auf einander gesetzten Stämme, mäßiget, und verursacht, daß er besser von der Sonne zubereitet und gekocht werden kann. Daher bemerkt man auch, daß solche auf Birnstämme gesetzten Quitten weit saftigere Früchte mit ungleich weniger Steinen liefern.

c) Werden auch die Ausläufer verhindert, wenn der Grundstamm ein Birnbaum ist, und dieß hat bei Zwergbäumen, welche man auf Rabatten pflanzen will, einen sehr großen Werth.

Ueberhaupt aber hat man darin, daß man Quitten auf Birnen setzen kann, das beste Mittel zu ihrer Veredelung gefunden. Je saftiger die Birnsorte ist, welche den Quitten zur Unterlage dient, desto saftiger werden auch die Quitten, und eben so theilt sich auch die Große der Birnsorte den Quitten mit. Leider aber hat man noch zur Zeit zu wenig genaue Versuche darüber, als daß man sichere Resultate davon aufstellen könnte. Ich habe indessen Quitten gesehen, welche auf Bäumen gewachsen waren, welche die Herrmannsbirn (St. Germain) und andere, welche die gute Luise zur Unterlage hatten, [177] und mußte über ihre Größe erstaunen. Der Pomolog findet hier für seinen Untersuchungsgeist noch ein weites Feld vor sich, und es wäre zu wünschen, daß mehrere sorgfältige Versuche darüber angestellt werden mochten.

Da der Quittenbaum einen mäßigen Wuchs und sanften Trieb hat; so eignet er sich ganz besonders zur Unterlage für Zwergbirnbäume aller Art. Viele Gärtner bedienen sich sowohl der Aepfel- als Birnquitten ohne Unterschied dazu; andere aber setzen Birnen blos auf die Birnquitte, und Aepfel auf die Apfelquitte. Eine mehrjährige Erfahrung hat mich jedoch gelehret, daß die Apfelquitte zu diesem Zwecke fast gar nicht taugt. Es ist wahr, sie nimmt sowohl Birn als Aepfel an; allein sie hat einen gar zu schwachen Trieb, und ist daher nicht vermögend, den auf sie gesetzten Obstsorten eine ihren Bedürfnissen gemäße Nahrung zu geben, und dieß beweiset schon der Umstand, daß unter hundert aufgesetzten Edelreißern – selbst bei der günstigsten Witterung – kaum die Hälfte anschlägt oder fortkommt. Bei denjenigen aber, welche bekleiden, bildet sich in etlichen Jahren an der Veredelungsstelle ein Wulst, der einen überaus häßlichen Anblick gewähret, und an dem sich ringsherum eine Menge Augen alljährlich entwickeln, die jedoch – wenn man sie nicht wegnimmt – kaum eine Länge von fünf bis sechs Zoll erreichen. Die Bäume selbst lassen in wenig Jahren im Wachsthum nach, ihre Aeste überziehen sich mit Flechten, und wenn sie auch gleich etlichemal Früchte tragen, so dauert doch diese Herrlichkeit nicht lange, sondern sie sterben in Kurzem ab. Ebensowenig gedeihen die auf die Apfelquitte geimpftem Aepfelsorten; alle fangen nach kurzer Zeit an zu kränkeln, werden anbrüchig, bringen krüppelhafte Früchte, und erreichen kein hohes Alter. Ganz anders verhält es sich hingegen mit der Birnquitte. Zwar ist ihr Trieb sehr gemäßigt, aber doch scheint ihre ganze Organisation mit den Birnen mehr Ähnlichkeit zu haben, denn man bemerkt, wenn sie diesen zur Unterlage dient, von allen vorhin angeführten Mängeln und Zufällen keinen einzigen, im Gegentheil erreichen die darauf gesetzten Zwergbäume, bei zweckmäßiger Behandlung, einen hohen Grad von Fruchtbarkeit und ein beträchtliches Alter.

Die Quitten lassen sich auf mannichfaltige Weise zu Delikatessen und selbst zum medicinischen Gebrauche zubereiten. Der Schleim, den man durch das Einweichen, Kochen und Auswaschen der Kerne gewinnt, wird in den Apotheken zur Bereitung verschiedener Arzneimittel gebraucht, und dient insonderheit zur Heilung verbrannter Glieder. In Ansehung seiner auflösenden Kraft kommt er dem Arabischen Gummi sehr nahe. – In der Küche aber werden die Quitten entweder gedämpft, oder Compots, Marmeladen, Torten, Syrup, Liqueurs und dergl. daraus bereitet, Man kann sie aber auch bloß schälen, trocknen und mit anderm gebackenen Obste vermischen. Kurz, sie stehen in dieser Hinsicht keiner Obstfrucht nach. Schon eingemacht gewähren sie einen überaus angenehmen Genuß. Zu dem Ende werden sie geschält, in Viertel geschnitten, und ein wenig in Wasser gekocht, doch so daß sie nicht ganz weich werden. Hierauf legt man eine Serviette in ein Sieb, und nachdem die gekochten Quitten darauf gelegt worden, deckt man sie mit einer andern Serviette zu. Dieß ist darum [178] nöthig, weil sie sonst eine widrige braune Farbe bekommen. Mittlerweile setzt man eine hinreichende Quantität Most zum Feuer, und laßt ihn um ein Drittheil einkochen. In Ermangelung des Mostes aber kocht man Weinessig und schüttet auf ein Maaß 1 ½ Pfund Zucker hinein. Ist dieser oder jener hinlänglich gekocht, abgeschäumt und etwas dicklich geworden; so setzt man ihn vom Feuer weg zum Erkalten, und legt die unterdessen kalt und trocken gewordenen Quitten in steinerne Büchsen oder Zuckergläser, und darzwischen ganze Nelken und kleine Stückchen Zimmt. Zuletzt gießt man den abgekochten Most oder Weinessig, nachdem er völlig erkaltet, über die Quitten her, so daß sie ganz davon bedeckt werden, bindet die Gefäße mit Blase fest zu, und verwahret sie an einem trockenen Orte.

Es läßt sich aber auch aus Quitten ein sehr guter Saft oder Syrup kochen, der zu mancherlei Gebrauch in der Haushaltung dient. In dieser Absicht schält man die reifen Quitten, schneidet die Blume heraus, und reibt sie auf einem Reibeisen bis auf das Kernhaus ab. Hierauf preßt man den Saft mittelst eines leinenen Tuches auf einer Handpresse aus. Dieser Saft wird nun durch ein reines wollenes Tuch (dichten Flanell oder Molleton) einigemal filtrirt, bis er recht hell ist, sodann in einem irdenen Geschirr zum Feuer gesetzt, und so lange gekocht, bis er anfangt bräunlich und syrupartig zu werden. Es muß dieß jedoch bei einem mäßigen oder gelinden Kohlenfeuer geschehen, weil er sonst leicht anbrennt, und davon einen unangenehmen Geschmack bekommt. Ist er aber vorsichtig eingedrückt worden, so hält er sich, wenn man ihn in gläsernen Flaschen an einem kühlen Orte aufbewahrt, mehrere Jahre.

Mittelst dieses Quittensaftes wird ein köstlicher Mostrich (Senfmus) auf folgende Art bereitet: Man thut eine Quantität, z. B. 1/2 Pfund gemahlnen Senf – und zwar zur Hälfte weißen und zur Hälfte gelben – in eine irdene Schüssel, rührt dasselbe mit Wein- oder Birnmost zu einem dünnen Brei an, und läßt diesen eine Nacht über stehen, damit der Senf recht ausquelle. Des andern Tages setzt man Most zum Feuer, und läßt ihn nun ein Drittheil einkochen. Sobald dieser erkaltet ist, mischt man den vierten Theil Quittensaft dazu, und rührt den während der Nacht aufgequollenen und sich verdickten Senf wieder an, so daß er einen ziemlich dünnen Brei bildet. Dieser Mostrich hält sich, in steinernen Büchsen an einem kühlen Orte aufbewahret, Jahrelang, wenn man ihn nur, so oft er dick wird, wieder mit Quittensaft etwas verdünnet. Von diesem Quittensafte bekommt er einen ungemein köstlichen Geschmack.

Man hat der wirthschaftlichen Zubereitungen aus Quitten mehrere, die man in verschiedenen Kochbüchern antrifft; diese mögen jedoch zum Beweise des großen Nutzens der Quittenfrüchte in der Haushaltung hinreichen.

Aw. Ep.

aus: Fortsetzung des Allgemeinen Teutschen Garten-Magazins oder gemeinnützige Beiträge für alle Theile des praktischen Gartenwesens. Heraussgegeben von Friedrich Justin Bertuch. Zweiter Band. Mit ausgemalten und schwarzen Kupfern. Weimar, im Verlage des Landes-Industrie-Comptoirs. 1816. Zweiten Bandes, V. Stück. 1818. S. 171–178

Grafisches Teilungselement
Plate 42. Détails du fruit du Coignassier.
Pierre Joseph Redouté [Vorlage], Jean Joseph François Tassaert [Stich]: Plate 42. Détails du fruit du Coignassier. a Le fruit coupé en long. b Les graines. c Le fruit coupé en travers. Handkolorierter Kupferstich auf Papier, aus: Jean-Jacques Rousseau: La botanique de J.J. Rousseau…, 1805.
Grafisches Teilungselement

Johann Ludwig Christ
Die Quitten.

(1809)

[631] Die Quitten sind zwar kein Obst, das sich wie die Aepfeln und Birnen vom Baum essen lässet, allein sie sind nicht ohne Nutzen, und dürfen in einem vollständigen Obstgarten nicht fehlen. Diese goldene Obstfrüchte sind nicht nur der Apotheke, der Conditorei und zu tausend Leckerbissen unentbehrlich, sondern sie liefern auch dem Obstfreund und Gartenbesitzer manche delikate, gesunde Kost zu seinen Mahlzeiten, und wohlfeile Confitüren. – Das mögte sich nun zwar bey der allermeist unumgänglichen Nothwendigkeit der Versüßung, und der Erfordernis des Zuckers für diese Baumfrucht sogleich widerlegen; allein nicht in Anschlag zu bringen, daß wir mehrern Zuckersiedereyen aus Runkelrüben rc. entgegen sehen, so verträgt sich die Versüßung der Quitten-Gerüchte gar vortrefflich mit der von Birnsyrup oder dem zu flüssiger Honigdicke eingekochten Saft von allerley Birnen *), der sich, wohl gekocht, zehn Jahre lang [632] hält, und womit viele 1000 Zentner Zucker könnten ersparet werden *). – Außer diesen Gerüchten von frisch gekochten, oder der mit Birnsyrup rc. eingemachten Quitten sind sie auch, blos als Schnitze getrocknet, in der Haushaltung ohne weitere Versüßung sehr gut zu [633] benutzen, wenn man sie auch nur in geringen Theilen unter anderes getrocknetes Obst beim Kochen mischet, dem sie einen vortrefflichen Geruch und Geschmack mittheilen, und von welchem die Quittenschnitze selbst wiederum ihre nöthige Süßigkeit in sich ziehen.

Uebrigens gehöret der Quittenbaum zum Ganzen der Obstbaumzucht, und ohngeachtet er von Natur ein zwergartiges Stauden-Gewächs ist, das sich selbst überlassen, buschig, krumm und sperrig wächset, so kann man ihm doch einen schönen, geraden Stamm anziehen, wenn man sich von seiner ersten Jugend an ein Paar Jahre mit ihm ein wenig Mühe geben will, und ihn an den Pfahl bindet, und im Frühjahr mit dem Gartenmesser nachhilft. Er wird alsdenn nach Verhältnis seiner Krone eben so schöne und eben so viele Früchte tragen, ja noch schönere und bessere, als bey seinem wilden Wuchs.

Unter den gewöhnlichen und nützlichsten Quittensorten für den Baumgarten, heben wir folgende aus:

192. Die Apfelquitte. Coignasse mâle ***).
Fig. 192.

Wegen ihrer Aehnlichkeit mit der Aepfelform hat sie diesen Namen, da die folgende einer Birne ähnlicher [634] siehet. In ihrer gewöhnlichen Vollkommenheit mißt sie in der Höhe 2 1/2 Zoll und in der Breite 2 3/4 Zoll. Diese ihre gröste Breite hat sie unten bey dem Stiel, und nimmt gegen die Blume gar unmerklich ab. Die Blume stehet in einer tiefen und schüsselförmigen, weiten Einsenkung, und an statt der Blumenblätter oder Kelchausschnitte bey Aepfel und Birnen hat sie 5 grüne, schmale und scharf gezähnte Blättchen, die im Liegen braun werden. Sie hat fast gar keinen Stiel und keine Stielhöhle, sondern ist unten ganz platt und scheint unmittelbar am Zweige angewachsen zu seyn, von welchem nur ein kleiner Butzen in der Frucht selbst steckt, durch welchen sie den Zufluß der Säfte aus dem Holz erhält. Auf der Fläche ihrer Rundung hat sie flache, rippenartige Erhöhungen, die aber meist nicht beträchtlich sind. – Ihre Schale ist bey der Reife gelb im höchsten Grade, und zwar durchaus gleich gelb, und ist dieselbe mit einer zarten Wolle dichte allenthalben überzogen. – Ihr äußerlicher Geruch ist durchdringend und angenehm, und eben den Parfüm behält auch das Fleisch, das gelb, vest und steinigt ist, und sehr trocken zu seyn scheint. Aber wenn es zu Gewinnung des Safts gerieben wird, so zeigt sich eine große Saftmenge. Das Kernhaus hat große Kammern, deren Wände nicht so pergamentartig sind, wie bey Aepfel und Birnen, sondern fleischiger, und enthalten oft eine große Menge Kerne, oft über 20, die unförmlich sind: und bisweilen sind gar keine tauglich. Die Kerne haben bekanntlich einen starken Schleim um sich, der für verbrannte Glieder rc. sehr dienlich ist. – Die Früchte können zu ihrer [635] Zeitigung am Baum hängen bleiben, bis es anfängt zu frieren. Sie halten sich alsdenn bis Weihnachten, öfters aber faulen sie auch bald, nachdem die Jahres-Witterung gewesen.

Der Quittenbaum wird nie groß, wenigstens nicht hoch, und macht eine runde, mit vielen zarten Zweigen besetzte struppige Krone. Seine Sommertriebe sind dünne, wollig, schwarzgrün und voll rother Puncte. Die Augen lang und schmal, spitz, roth, und haben breite Augenträger. Das Blatt ist pergamentartig, rundherzförmig, mit einer kurzen Spitze, schwarzgrün wollig, ungezähnt. – Was nun die Früchte des Apfelquittenbaums kleiner sind, als der folgenden Birnquitten, ersetzt der Baum dadurch, daß er sich desto voller hängt.

193. Die Birnquitte. Coignasse femelle.
Fig. 193.

Da sie die Birnform hat, so misset sie in der Länge 3 1/4 Zoll und in ihrem stärksten Durchmesser 2 1/2 Zoll. Ihr Bauch ist in der Hälfte ihrer Länge, und nimmt gegen die Blume hin etwas ab, wölbet sich aber oben mit großen Beulen zu, und macht für die Blume eine enge, starke Vertiefung, in welcher dieselbe eingezwängt ist, und wovon die vorhin beschriebene 5 Blättchen hervorragen. Gegen den Stiel bricht sie unter dem Bauch kurz ab, und bildet darauf eine starke, stumpfe Spitze, auf welcher der Stiel aufstehet. Dieser ist auch mehr als ein Stück des Zweiges anzusehen, als ein eigentlicher [636] Stiel. Uebrigens ist die Frucht an ihrer Fläche sehr beulig, höckerig und uneben. – Die Schale hat durchaus eben die sogenannte quittengelbe hohe Farbe, und übrige Beschaffenheit, wie bey der vorhergehenden Apfelquitte, und eben so das Fleisch und übrige Eigenschaften.

Der Baum ist der nemliche, und unterscheidet sich von dem der Apfelquitte in nichts, als daß die Blätter etwas länger, und auch desfalls etwas birnbaum-ähnlicher sind.

194. Die Portugiesische Quitte. Coignassier de Portugal. Fig. 194.

Diese ist die nehmliche vorbeschriebene Birnquitte, nach Gestalt, Farbe rc. Baum und Vegetation; nur bestehet der Unterschied, was die Frucht betrifft, darinnen, daß die Portug. Quitte von Fleisch zärter ist, als jene, und sich daher stärker verkocht und markiger macht, als die unsrige. Auch zeiget sie sich, gekocht, etwas blässer, als die teutsche. – Was aber die Vegetation des Baum's betrifft, so ist solcher etwas stärker, als jenes, und das Blatt ist auch größer, wenn anders beyde in gleich gutem Boden stehen.

195. Die Baumwollen-Quitte. Die Englische Quitte. Fig. 195.

Auch diese ist von der gewöhnlichen Birnquitte in nichts unterschieden, als daß sie mit einer viel dichteren [637] und zugleich röthlichern Wolle umgeben ist. Auch die Quitte selbst wird schon auf dem Baum goldgelber und röther, als jene. Gestalt und Größe, Geschmack und Gebrauch aber ist eben der der andern.

(Der eßbaren Quitte aus Georgien konnte noch nicht habhaft werden.)

*) [631] Der Syrup von gutem Aepfelmost, sogleich von der Kelter weg, eben gut bereitet, thut die nemlichen Dienste, und ist noch kräftiger und besser, hält sich auch eben so lange.

**) [632] Zur Benutzung und Anwendung des Bienen-Honigs statt des Zuckers, sowohl für die Quitten-Speisen und Confitüren, als auch zum Einmachen allerley sonstigen Obstes, besonders Kirschen, Johannisbeeren rc. ist die Kenntnis und Wissenschaft unentbehrlich, dem Honig seinen eigenen Geschmack zu benehmen, und ihn dem Zucker vollkommen ähnlich zu machen. Es ist bekannt, daß der Honig, den uns die Bienen aus den Blumen, Blüthen rc. sammlen, sowohl aus den Gewächsen selbst, woraus er gezogen wird, als auch aus seinem Aufenthalt in den Wachszellen der Bienen rc. einen eigenen, besondern Geruch und Geschmack anziehe, der ihn zum Gebrauch an statt des Zuckers, in den allermeisten Fällen untauglich macht. – Diesen Geschmack dem Honig leicht zu benehmen und ihn dem Zucker sehr ähnlich zu machen, verfahre man so: den Honig lasse man über nicht allzu starkem Feuer schmelzen: schäume ihn ab, und nachdem er sich gehörig gekläret hat, so werfe man 5 bis 6 mal ein sauberes Stück, jedesmal auf Kohlen, glüend gemachtes Eisen, oder bey einiger Menge Honigs, einen reingemachten glühenden Stahl aus dem Bügeleisen in den Honig, und schütte zugleich auf jedes halbe Pfund Honig einen Eßlöffel voll Brandwein. – Hiedurch verlieret sich der Honiggeschmack gänzlich, und die mit diesem geläuterten Honig eingemachte Sachen, bekommen nicht nur ein weit besseres äußerliches Ansehen, sondern sind auch weit schmackhafter, als die mit Zucker eingemachten Confitüren, und mit 3/4 Pfund Honig reicht man eben so weit, als mit 1 Pfund Zucker.

***) [633] Die französischen Pomologen Eintheilung der Quitten in männliche und weibliche, und der Benennung der Aepfelquitte (Coignasse mâle) und der Birnquitte (Coignasse femelle) ist in der That lächerlich, und hat ganz keinen Bezug.

Johann Ludwig Christ: Vollständige Pomologie und zugleich systematisches, richtig und ausführlich beschreibendes Verzeichnis der vornehmsten Sorten des Kern- und Steinobstes, Schalen- und Beerenobstes der Christ'schen Baumschulen zu Kronberg, mit ausgemahlten Kupfern der Obstsorten, theils in Miniatur- und theils in Naturgröße, Erster Band, das Kernobst. Mit 26 ausgemahlten Kupfern nach dem auf 1/3 verjüngten Maasstabe des Pariser Fußes (zum Vergrößerungsglas geeignet:) einer ausgemahlten Titel-Vignette, und einem schwarzen Kupfer., Frankfurt am Mayn: Verlage Philipp Heinrich Guilhauman, 1809, S. 631–637.

Grafisches Teilungselement

Johann Volkmar Sickler
IV. Quitten-Sorten. No. II. Die Apfelquitte. (Taf. 7.)

(1800)

B. XIII. Tafel 7. II. Die Apfel-Quitte
Ernst Heinrich Gebhardt: B. XIII. Tafel 7. II. Die Apfel-Quitte. Handkolorierter Kupferstich auf Papier, aus J. V. Sickler (Hrsg.): Der Teutsche Obstgärtner… Dreyzehnten Bandes, Zweytes Stück, 1800.

Fr. Coignasse mâle. Engl. Apple–shaped Quince, Apple-Quince.

Frucht.

[87] Auch diese Frucht hat ihren Namen mit von der Gestalt, die sie von dem Apfel annimmt, da die im XI. Theil des teutschen Obstgärtners beschriebene einen Theil ihres Namens von der Gestalt der Birn entlehnte, und wird die männliche Quitte im Gegensatz der weiblichen genennet. Sie hat [88] unten am Stiel ihre größte Breite, und nimmt oben an der Blume nur unmerklich ab. Die Blume senkt sich mit einem weiten Umfange tief ein, daher das übrige um sie her nur wie der Rand einer Schüssel aussieht, der jedoch einige Ungleichheiten hat. Sie hat gleichfalls, wie die Birnquitte, die fünf Blumenblätter um sich her stehen, die sehr deutlich mit allen ihren Zäckchen zu sehen sind, und im Liegen ihre Farbe aus dem Grünen ins Braune verändern. Unten am Stiel ist die Frucht fast ganz platt, zum wenigsten steht man nur eine sehr flache Vertiefung, fast gar keinen Stiel, und die Frucht scheint unmittelbar am Zweige angewachsen zu seyn, von welchem nur ein kleiner Butzen in der Frucht selbst steckt, der den Zufluß der Säfte aus dem Holz in die Frucht befördert. In ihrem Umkreise befinden sich einige Ungleichheiten, die sich aber nicht merklich erheben. Sie mißt in ihrer Höhe drey Zoll, und in der Breite kaum drey Linien mehr. Ihre Farbe ist am Baume grüngelb, im Liegen aber wird sie citronengelb. Auf ihrer Oberfläche ist sie durchgängig mit einer zarten Wolle bedeckt, die aber leicht verwischt wird. Die Schale dick , das Fleisch ist fest, an Farbe gelb und hat wenig Saft. Die fünf Kernkammern sind enge und dichte mit Kernen ausgefüllt, um diese Kernkammern sind die Steinchen, mit welchen bey den Birnen oft das Kernhaus besetzt ist, sehr dichte und holzig, und alles fast eben so beschaffen, wie bey der Birnquitte. Zum frischen Genuß ist diese Quitte nicht, sondern mehr zum Verbrauch in der Küche, Konditorey, zu Liqueur und dergleichen, und kann in Verbindung mit andern Dingen zu einem vortreflichen Genuße vorbereitet werden.

Baum

[89] Der Baum hat einen von der Birnquitte nicht sehr verschiedenen Stamm, so wie sein ganzes Wachsthum nicht von jener sonderlich abweicht, außer daß alles kürzer und struppigter aussieht. Seine Haupt- und Nebenäste setzen sich auf ähnliche Weise an, so wie auch die Sommerschossen und das Tragholz. Auch jene sind mit Wolle bekleidet, und mit der Krone hat es die nämliche Bewandtniß.

Blatt.

Das Blatt der Aepfelquitte ist von der Birnquitte etwas verschieden, es ist mehr rund und die Spitze stumpfer. Die Rippchen sind enger auch stärker, und mit stärkern Aestchen besetzt, die sich sehr durchkreuzen. Unten am Stiel ist es runder und läuft etwas herzförmig zu. Die Farbe ist gelbgrün

Vergleichungen.

Duhamel sagt zur Charakteristik dieser Quitte nur wenig. Seite 152. No. III. Dieser Quittenbaum ist von dem vorigen nur durch die Frucht unterschieden, welche kürzer und von fast runder aber unregelmäßiger Gestalt ist. Eine Vorstellung davon giebt er gar nicht, und man findet nur die Birnquitte abgebildet.

aus: Der Teutsche Obstgärtner oder gemeinnütziges Magazin des Obstbaues in Teutschlands sämmtlichen Kreisen; verfasset von einigen practischen Freunden der Obstcultur und herausgegeben von Johann Volkmar Sickler. Dreyzehnter Band. Mit ausgemahlten und schwarzen Kupfern. Weimar, im Verlage des Industrie-Comptoirs 1800. Zweytes Stück. Erste Abtheilung. Charakteristik der Obstsorten. S. 87–89

Grafisches Teilungselement

Johann Volkmar Sickler
Naturgeschichte der Geschlechter der Obstbäume.
7. Des Quittenbaums.

(1799)

[207] Quitten sind zwar auch eine Frucht der Obstbäume die im Freyen wachsen und zu den Kernfrüchten gerechnet werden müssen, die aber wenig zum frischen Genuß bestimmt sind – eine ausgenommen von der man sagt, daß sie gut zu genießen wäre, die ich aber selbst noch nicht gesehen habe; allein sie [208] sind zu anderem ökonomischen Gebrauche und vorzüglich in der Küche recht gut zu benutzen. Sie zeichnen sich von allen andern Obstbaumfrüchten, die Kernen besitzen, sehr aus, und man kann nicht genau sehen von welchen Früchten sie der Uebergang zu andern sind. Ihr inneres Gebäude, ich meint das Kernhaus, hat viel Aehnliches mit dem innern Gebäude der Zitrone, und die äussere Wolle mit einigen wolligten Pfirschen, übrigens sind sie himmelweit von einander unterschieden. Woher ihr teutscher Name kommt, ist nicht abzusehen, wenn er nicht aus dem englischen Quince gemacht worden ist, welches jedoch vielmehr umgekehrt zu seyn scheint. Denn ohne Zweifel möchte die Quitte wegen der Nähe von Frankreich in Teutschland eher als in England bekannt worden seyn. Vielleicht kommt der Name daher, weil man sie, als eine nicht frisch genießbare Obstsorte, an offne freye Oerter hinsetzte, wo man leicht darzu kommen konnte, sie auch wohl als eine der Freyheit überlassene Frucht sich zueignen konnte und nennte sie daher Quitte, von quitt, frey. Doch dem sey wie ihm wolle, die Frucht mußte auch im Teutschen einen Namen haben, den ihr der Teutsche, der das französische Wort Coin, das sie bey denen führte von denen er sie erhielte, nicht gut auszusprechen vermochte, leicht geben konnte. In Franke reich heißt sie Coing. Vielleicht hatte das französische Wort mit dem die Quitte in Frankreich belegt wird, eben eine solche Entstehung, Coin heißt auch ein Winkel, eine Ecke, weil man sie gemeiniglich in den Gärten in den Winkeln und Ecken antrift, theils um die damit zu verblenden, theils aber auch, weil die Wurzelausläufer, die sie gemeiniglich in Menge erzeugen, wenn um sie umgraben wird, den freyen Platzen im Lande zu vielen Schaden thun. Duhamel meint, man setze deswegen diese Frucht in die entferntesten und unbesuchtesten [209] Winkel der Gärten, weil ihr Geruch vielen Menschen unangenehm wäre. Tom. I. Seite 155. Man könnte ihn daher Winkelbaum nennen. Englisch heißt der Baum the Quince Tree. Holländisch Quee. Schwedisch Quitten. Dänisch: Qwodetrae. Italiänisch: Cotognaro. Dieser letzte Name scheint mir von den Italiänern von der Wolle hergenommen zu seyn, womit die Quittenfrucht gemeiniglich überzogen ist, denn im Französischen heißt auch der Baum der Baumwolle trägt, Cotonnier, so wie die Baumwolle Cotton. Cydonia heißt er im Lateinischen, welchen Namen die Frucht von einer gewissen Stadt auf der Insel Creta führt die Cydonia heißt, und von der sie in Italien zuerst eingeführt seyn soll.

Linneus führt diesen Baum in seinem Pflanzen-System unter den Namen Pirus Cydonia auf, und charakterisirt ihn durch den Zusatz: Foliis integerrimis. Floribus folitariis. (Siehe die Ausgabe von Murray 1784 Seite 467. 6.) das heißt: der Birnbaum aus Cidonia, mit Blättern die gar keine Zäckchen auf dem Rande haben, und dessen Blüthen allein, und nicht wie bey mehren andern Fruchtbäumen, Büschelweise stehen. Er stehet also in der vierten Ordnung der zwölften Classe, die er Icofandria Pentagynia nennt und die einige Pflanzen in sich begreift, welche zwanzig und noch mehrere, dem Kelche der Blumen einverleibte Staubfäden, und fünf Staubwege haben, und ist also mit dem Birnbaume unter eins zusammen gefaßt. Eine ausführlichere Beschreibung hievon gibt Müller in seinem Gartenlexikon Theil I. Seite 950. Die Blume sagt er, besteht aus fünf großen rundlichen concaven Blättern, welche dem bleibenden einblätterigen Kelche einverleibt sind. Der Eyerstock steht unter [210] der Blume und dient fünf zarten Griffeln, die mit einfachen Narben gekrönt sind, zur Stütze. Dieselben sind beynahe mit zwanzig Fäden umgeben, welche dem Kelch einverleibet, aber nicht so lang sind als die Blumenblätter. Aus dem Eyerstocke wird nachgehends eine piramidenförmige oder rundliche Frucht, welche fleischigt und in 5 Zellen abgetheilt ist, in denen verschiedene harte Kernen oder Saamen liegen.

Das Vaterland der Quitten läßt sich eigentlich so genau nicht bestimmen. Am nächsten deutet zwar der Name Cydonia, auf Cydon, welches, wie oben schon bemerkt ist eine Stadt ist, die noch jetzt auf der äussern Spitze der Insel Creta, im mittelländischen Meere, sich befindet, und um glaubt meistentheils, daß sie aus klein Asien auf die Insel Rhodus herüber gebracht, und von da auf Creta verpflanzt worden sey, so wie man bis jetzt überhaupt angenommen hat, daß alle die guten Obstfrüchte, die wir besitzen, auf diesem Wege zu uns gekommen seyn möchten.

Allein der Herr Hofrath Meiners in Göttingen macht es in seinem Buch über die jetzige und vormalige Fruchtbarkeit Asiens wahrscheinlich, daß die edlen Obstfrüchte. die Kirschen vielleicht ausgenommen, einen ganz andern Gang zu uns gehabt haben, und zwar mehrentheils aus den Ländern am Kuß der Kaukasus, besonders aus Georgien, dessen Fruchtbarkeit in dieser Rücksicht er nicht genug rühmen kann. Denn bey allen Verwüstungen der Länder in jenen Gegenden, giebt es daselbst doch noch die vortreflichsten Obstfrüchte, Aepfel, Birnen, Datteln, Pfirschen, Aprikosen, worunter sich auch unsere Quitten befinden, die in Wäldern ganz wild wachsen, und vortrefliche Früchte in Menge tragen. Dagegen [211] trift man keine dergleichen Früchte jetzt, oder doch sehr wenig, in den Gegenden an, die als ihr eigenthümliches Vaterland in dem übrigen Asien von den Pomologen angeben werden. Wären sie in Menge vorhanden gewesen, wie es seyn könnte, und müßte, wo irgend eine beliebte Frucht einheimisch geworden ist, so würden alle Verwüstungen, wie es in den Ländern am Kaukasus der Fall auch ist, sie nicht haben ausrotten können. Zu den so ist auch der Umstand merkwürdig, der diesen Gang der guten Obstsorten vom Kaukasus zu uns wahrscheinlich macht, das die Gelegenheit zu den Ländern am Kaukasus, aus dem Archipelagus durch den Propont ins schwarze Meer, und zu den jenseit angrenzenden Ländern, weit leichter und öfterer war, und daß selbst auch jene Länder zum Theil unter der griechischen und römischen Herrschaft standen, und von den Kaufleuten, besonders den Genuesen in spätern Zeiten öfterer besucht werden mußten. Man kann daher mit großer Wahrscheinlichkeit annehmen, daß die Quitten von daher nicht nur auf die Insel Creta nach Cydon, sondern auch nach Griechenland, und das wohl noch eher gekommen sind, als nach Creta; nur kann der Zufall gewollt haben, daß der, welcher sie in Rom und Italien einführte sie von Cydon erhielt, und weil er ein Großer war, der den Ton angeben konnte, sie Cydonia nannte, welchen Namen sie noch in der Folge beybehalten haben.

Aus Italien kamen sie wohl zuerst nach Frankreich, und nahmen also eben den Weg, den die meisten Früchte genommen und von woher sie sich über Teutschland und mehrere Länder verbreitet haben. Man trift sogar die Apfelquitte, wie Hirschfeld anführt, an mehrern Orten des felsigten Ufers der Donau wild an. Unter den Quitten [212] nennt man eine die Portugiesische. Die hat dahin, von ihrem ersten Standorte an, wohl einen andern Weg genommen als über Frankreich, und hat daselbst, durch den langen Aufenthalt in einem warmen Lande, und durch Cultur, mehrere veränderte Eigenschaften angenommen, die sie von den übrigen unterscheiden sollen. In Frankreich soll man die Quitten, die aus der Gegend von Orleans und Lyon kommen, für die besten halten.

Wenn der Quittenbaum sich selbst und ohne große Cultur überlassen bleibt, so artet er in einen großen Busch aus, der sehr große Ausläufer macht, besonders wenn die Erde um ihn her gegraben und aufgelockert wird, aber man kann auch Bäume aus ihm ziehen. In den adlich von Seebachischen Gärten finden sich einige, die sehr gerade, freylich nicht allzuhoch gewachsen, und eine runde verschnittene Krone haben, die dem Baume das Ansehen eines großen Orangeriebaums giebt und deren schöne gelbe große Früchte in ihrer Reife sehr in die Augen fallen, und der Gegend des Gartens zur Zierde gereichen.

(Die Fortsetzung folgt.)

aus: Der Teutsche Obstgärtner oder gemeinnütziges Magazin des Obstbaues in Teutschlands sämmtlichen Kreisen; verfasset von einigen practischen Freunden der Obstcultur und herausgegeben von Johann Volkmar Sickler. Eilfter Band. Mit ausgemahlten und schwarzen Kupfern. Weimar, im Verlage des Industrie-Comptoirs 1799. Viertes Stück. Erste Abtheilung. Charakteristik der Obstsorten. S. 207–212

Grafisches Teilungselement

Johann Volkmar Sickler
No. I. Die Birnquitte. (Taf. 10.)

(1799)

B. XI. Tafel 10. I. Die Birn-Quitte
Ernst Heinrich Gebhardt: B. XI. Tafel 10. I. Die Birn-Quitte. Handkolorierter Kupferstich auf Papier, aus J. V. Sickler (Hrsg.): Der Teutsche Obstgärtner… Eilften Bandes, Viertes Stück, 1799.

Fr. Coignasse femelle. Engl. Pear-shaped Quince oder Pear Quince.

Frucht.

[212] Diese Quittenfrucht hat den Namen von der Gestalt in welcher sie der Birne am nächsten kommt. Ihre größte Breite hat sie in der Hälfte ihrer Länge, von welcher sie nach [213] dem Stiele zu kurz abbricht, und eine stumpfe Spitze bildet. Der Stiel ist etwas über einen Zoll lang, sehr dick, und steht aus, als wenn er in die stumpf abgebrochene Spitze hinein gesteckt und im Einstecken einige kleine Falten um sich her verursacht Härte. Von ihrer größten Breite nimmt sie auch etwas gegen die Blume zu ab, rundet sich aber doch nicht zu, sondern scheint etwas platt werden zu wollen, allein sie bildet eine trichterförmige Vertiefung, deren größter Durchmesser einen und ein viertel Zoll hat, die Vertiefung aber hat oft mehr als einen halben Zoll. An statt der Kelchausschnitte, oder des Sterns, bey Aepfel und Birnen, hat sie fünf kleine grüne Blätterchen, die mit der Zeit im Liegen ganz braun werden; sie sind länglich schmal und scharf gezahnt. Die Oefnung ist innewendig geräumlich, und mitten in derselben stehen noch einige Ueberbleibsel von der Blüthe, deren Ende so wie das Ende der Blätter noch mit den Fibern, die aus dem Stiel durchs Kernhaus hindurch laufen, stark zusammen hangen. Um den Rand der Blume befinden sich oft mehrere grössere oder kleinere Ungleichheiten, welche die Höhle, in der sich Blume befindet, bisweilen sehr verengen. Sie mißt in ihrem größten Durchmesser zwey und einen halben Zoll und in ihrer Länge oder Höhe drey und einen Vierthel Zoll. Die Farbe ist gelb ohne Abwechselung, und hat nur hie und da einige kleine Punkte und ist größtentheils über und über mit einer feinen gelbröthlichen Wolle bedeckt, die sich beim Angreifen gern zusammen schiebt. Die Bildung dieser Quitte ist mehrentheils etwas gebogen, so daß der Stiel nicht gerade unter der Blume, sondern etwas schief auf der Seite steht. Das Kernhaus befindet sich in der Mitte der Quitte, ist unten breit, lauft dann nach der Blume spitzig zu und ist stark mit Steinen besetzt, die den [214] Durchgang des Messers sehr erschweren. Die Kernkammern sind groß und dicht mit Körnern, gemeiniglich drey auch vieren in einer ausgestopft. Die Wände der Kernkammern find aber nicht so pergamentartig als bey den Birnen und Aepfeln, sondern mehr Holzartig. Die Kern« haben eine kaffeebraune Farbe, aber keine gewisse Gestalt, da sie in ihren Kammern wegen ihrer Menge sehr zusammengepreßt wachsen, und man deren mehrentheils bis 14 findet, die aber alsdenn nicht alle gut sind. Zum frischen Genusse sind diese Quitten nicht, man braucht sie mehr zu Kompots, Liqueurs und dergleichen.

Stamm.

Der Stamm ist verhäftnißmäßig gegen andere Obstbäume schwach und dünne, wenn er als hochstämmiger Baum gezogen wird, und man ihn nicht als Busch frey wachsen läßt. Haupt- und Nebenäste setzen sich gern in Gabeln und nach einander an. Sie machen viele dünne Zweige. Das Tragholz wechselt unordentlich. Die Sommerschossen sind lang, dünne und sehr wolligt. Die Krone ist sehr zertheilt, aber die Aeste sind innerhalb derselben sehr mit Zweigen besetzt. Er macht gerne Wurzelausläufer, und wird bald zum Busch, wenn man ihm seinen Wissen läßt.

Blatt.

Das Blatt ist länglich rund und hat seine größte Breite in der untern Hälfte seiner Länge nach dem Stiele zu, von da es sich kurz an denselben anrundet. Gegen den Ausgang nimmt es gemachsam ab und endiget in einer stumpfen Spitze. Die Rippchen stehen weitläuftig, sehr unordentlich [215] und laufen krumm und ungleich dem Rande zu, sind auch zarter als an der Apfelquitte. Auf dem Rande sieht man keine Zäckchen, und die Farbe des Blattes ist dunkelgrün.

Vergleichungen.

Diese ist bey der Birnquitte am wenigsten nöthig, da es theils sehr wenig Quittensorten giebt, theils ihre Gestalt sie vor andern kenntlich macht. Indessen will ich hieher setzen, was Duhamel Theil I. Seile 152. N. II. von dieser Quitte sagt.

Dieser Quittenbaum wird unrecht das Weiblein (Coignassier femelle) genannt. Er hat das Mittel zwischen dem gemeinen und dem Portugiesischen sowohl an der Größe des Baums, als an seinen Blumen und Blättern. Die Frucht hat bisweilen nur 2 Zoll 6 bis 8 Linien im Durchmesser, und etwas weniges mehr an Höhe. Bisweilen ist die Höhe 5 1/2 Zoll, der große Durchmesser 3 1/2 Zoll, und der kleine 3 Zoll 2 Linien. Sie hat sehr weit der Länge nach gehende Rippchen. Sie nimmt an beyden Enden, welche spitzig zu gehen, aber abgestumpft sind, an Dicke unregelmäßig ab. Das Auge stehet sehr tief in einer Höhle, welche mit 8 oder 10 weit hervorstehenden und einander fast gleichen Beulen umgeben ist. Der Stiel steht ebenfalls in einer tiefen Höhle, die fünf oder sechs Beulen herum sind. Die Haut ist sehr glatt und das Fleisch etwas körnig (grenue). Auf Tab. I. ist sie abgebildet.

aus: Der Teutsche Obstgärtner oder gemeinnütziges Magazin des Obstbaues in Teutschlands sämmtlichen Kreisen; verfasset von einigen practischen Freunden der Obstcultur und herausgegeben von Johann Volkmar Sickler. Eilfter Band. Mit ausgemahlten und schwarzen Kupfern. Weimar, im Verlage des Industrie-Comptoirs 1799. Viertes Stück. Erste Abtheilung. Charakteristik der Obstsorten. S. 212–215

Grafisches Teilungselement

Johann Volkmar Sickler: Naturgeschichte der Geschlechter der Obstbäume.
(Fortsetzung von S. 212. des 11. Bandes.)
Des Quittenbaums.

(1799)

[263] Ihre Fortpflanzung geschiehet auf verschiedene Weise, durch Kerne, durch Stecklinge, durch Absenker, durch Wurzelausläufer, und durchs Pfropfen und Okuliren.

Wenn man sie durch Kerne fortzupflanzen sucht, wie den dieses die natürlichste aber von einigen nicht die beliebteste Weise ist, so werden sie, wie die Kerne von anderm Obste, ohngefähr einen halben bis ganzen Zoll von einander in Reihen gelegt, mir lockerer Erde bedeckt, die etwas angedrückt [264] und feuchte gehalten wird. Da sie gern lange in der Erde liegen, so legt man sie am besten vor Winters. Legt man sie erst im Frühjahr, so kommen sie bisweilen indem darauf folgenden Sommer nicht einmal zum Vorschein. Sie wachsen in der Kernschule etwas langsam und müssen immer ein Jahr länger in der Kernschule stehen als andere Kernreiser, und vielleicht ist dieses die Ursache, daß sie nicht beliebt werden, weil man mit Stecklingen, und besonders Ausläufern, schneller davon kömmt. Ich kann aber sagen daß ich aus gesteckten Quittenkernen rechte gute Stämmchen zum Versetzen gezogen habe. Sie erhalten ein starkes Wurzelvermögen und schicken sich recht gut zu Obstorangeriebäumchen.

Freylich kommt man am geschwindesten mit Stecklingen weg, denn die kann man gleich im folgenden Jahre schon in die Baumschule versetzen. Man schneidet nämlich im Frühjahr die besten und stärksten und längsten Sommerschossen von dem Quittenbaum ab, und setzt sie auf ein gutes Beet das am besten den Herbst vorher darauf zubereitet worden; denn da hat es sich durch die eingedrungenen Herbst- und Winterfeuchtigkeiten wieder gesetzt, und ist dichte worden, damit sich die Erde überall fest andränge, und legt sie etwas schief drey bis vier Augen, nachdem sie weit auseinander stehen, ein, und hält sie feucht und im Schatten, zum wenigsten so, daß die Strahlen der Sonne sie nicht allzusehr treffen können. Miller, Hirschfeld und andere halten die auf solche Weise gezogenen Quittenstämme für die besten, vermuthlich weil man glaubt, daß dadurch das Auslaufen der Wurzeln verhindert werde. Man vermehrt auch seine Baumschule durch Wurzelausläufer ihrer Stammältern, und ans diese Weise kann man bald zu vielen kommen. Man darf nur, wenn [265] die Quitte als Busch gezogen worden, fleißig den Boden um sie her auflockern, die dadurch Luft bekommenden Wurzeln der alten Bäume machen dann sehr viele Ausläufer, die sich wegen der schon erhaltenen Wurzeln recht gut verpflanzen lassen und anwachsen. Freylich macht man ihnen den Vorwurf, daß sie gern wieder Wurzelausläufer machten, welches unangenehm sey, indem bey erwachsenen Bäumen diese Wurzelausläufer die Kraft des Baumes schwächten, und ihm seine Fruchtbarkeit benähmen. Indessen kann man doch diese Neigung dadurch schwächen, wenn man nur den Stamm bey seiner Versetzung mit seinen Wurzeln recht tief in die Erde setzet, damit diese bey ihrem Austreiben nicht so nahe unter der Oberfläche des Bodens hinlaufen, und von der tief eindringenden Luft und Sonne nicht leicht gereizt werden mögen, ihrem Naturtriebe zu folgen. Mich dünkt ein Baum der so zu sagen seine Wurzeln mit auf die Welt bringt, bleibe dauerhafter und gesünder als der welcher sich schon auf Gottes Erdboden umgesehen und nun erst Anstalt zum Wurzeln machen muß, um als ein Baum für sich zu bestehen.

Ferner ist auch das Absenken bey den Quitten gebräuchlich, und das geschieht um so viel leichter, wenn der Mutterstamm buschigt ist. Denn alsdann lassen sich die Zweige desselben desto leichter zur Erde bringen, in dieselbe einschlagen und gehörig befestigen. Sie machen auf diese Weise leichter Wurzeln als die Stecklinge, und gemeiniglich lassen sie sich im folgenden Frühlinge schon aus diesen herausnehmen und fortsetzen. Auch von diesen soll man keine Wurzelausläufer zu besorgen haben.

[266] Um recht viele solche Ausläufer zu gewinnen darf man nur einen alten Quittenbaum oder Busch abhauen die Erde um ihn her auflockern, so wird er unzählbare Schößlinge treiben, und dieses läßt sich mehrmals wiederholen.

Endlich macht man sich auch Quittenstämme durch das Pfropfen und Okuliren auf Birnstämme. Bisweilen mangelts an Zweigen, zu Ablegern und zu Stecklingen, und man will doch bald viele junge Quitten haben. Man hat aber viele Birnstämme. Da diese Sorten einander annehmen, so pfropft, besser aber man okulirt Birnstämme, und diese schicken sich am besten, wenn man Quittenbäume hochstämmig ziehen will. Braucht man aber Unterlagen zu Birnen die aus Zwergbäume gezogen werden sollen, so okulirt man sie alsdann wiederum, und setzet auf die Quitte wieder Birnen. Dieses verzögert zwar die Zeit etwas, wenn man sich aber nicht anders helfen kann, so bedient man sich auch dieses Mittels, und viele behaupten, daß die zulezt aufgesetzten Birnsorten sehr gut würden.

Hat man von diesen Reisern viele gezogen und will nun eine Pflanzung in der Edelschule anlegen, so versetzt man dieselben nach ein oder zwey Jahren in dieselbe, und pflegt und wartet sie gewöhnlich wie andere Reiser in derselben. Sie werden in Reihen 1. 1/2 bis zwey Schuhe von einander gesetzt, vom Unkraut rein gehalten und behackt. Dieses darf nur nicht zu tief geschehen, weil man sonst den Wurzeln zum Auslaufen Gelegenheit giebt. Hier bestimmt man nun wozu man sie eigentlich haben will. Einige braucht man um andere Obstsorten darauf zu sehen, und zwar Birnen oder Mispeln. Miller meint daß die harten Winterfrüchte von [267] den Birnsorten sich nicht gut auf Quitten besonders solche Stämmchen schickten, die aus abgeschnittenen Zweiglein gezogen werden, weil die Früchte davon gern aufsprängen und steinig würden; auf diese würden besser, weiche und schmelzende Birnen gefetzt die man in unserm Boden brauchen wollte. Man bedient sich aber auch der Quittenstämme Mispeln darauf zu veredeln, die als dann eine ansehnliche Größe gewinnen. Man giebt ihnen aber auch schon Schuld daß sie große Steine darinnen verursachten. Es ist aber natürlich, daß nach Verhältnis großer Früchte auch die Steine in denselben grösser werden müßen. Einen ähnlichen Vorwurf macht man auch den Quitten in Absicht auf die Birnen die darauf veredelt werden, dies ist aber nur bey einigen Sorten anzunehmen.

Endlich läßt man auch einige Stämme dieser Fruchtsorte unveredelt um sie als Quitten zu ziehen, entweder als Busch oder auch als Bäume. Manche glauben daß, um schönere und grössere Früchte von ihnen zu erhalten, sie doch veredelt werden müßten, und zwar, daß mau erst Birnen, und auf die Birne wieder Quitten setzen sollte. Auch verfährt man auf diese Weise um deswillen oft so, wenn man die Quitte als Baum ziehen will, wie zum Theil schon bemerkt ist. Man läßt nemlich das aufgesetzte Birnreis den Stamm machen so hoch man ihn haben will, okuliert dann die Quitte wo die Krone angehen soll und läßt diese gleich die Krone bilden.

Daß man also Birnen auf Quitten veredeln könne ist eine bekannte Sache, nicht so bekannt ist es, und nicht so deutlich reden die Pomologen davon: ob man zur Unterlage [268] der Birnen, die man am Spalier, und als Zwergbäume ziehen will, Stämmchen von der Apfel- oder Birnenquitte nehmen soll. Es heißt immer, man nimmt zur Unterlage der Birnen Quittenstämme; da es aber Birnen und Apfelquitten giebt, so kann allerdings die Frage gethan werden, welche nimmt man, und welche sind hiezu die besten? Dir Analogie wegen sollte man die Reiser von der Birnenquitte am schicklichsten darzu halten, aber ich merke daß man oft ohne allen Unterschied auch die Reiser von der Apfelquitte darzu nimmt. Ich muß selbst gestehen, daß ich erst seit einiger Zeit darauf aufmerksam geworden bin, und nur erst im vergangenen Frühjahr den Versuch damit gemacht habe. Ich hatte sowohl Apfelquittenreiser als Birnquitten in den vorhergehenden Jahren in dieser Absicht gepflanzt, und kopulirte im vergangenen Frühjahr auf die eine sowohl als auf die andern Birnen, und die aufgesetzten Reiser kamen meistentheils alle. Da ich mehrere Stämmchen dieser Birn- und Apfelquitten mit einerley Birnsorten veredelt hatte, so mußte doch immer eines oder das andere das diese Sorte hatte anschlagen, welches auch geschahe; allein von drei Apfelquittenstämmchen, die ich mit der Schweizerhose veredelt hatte, kam kein einziges. War es Zufall oder lag die Ursach allein in dem aufgesetzten Reise und Stamm, die einander nicht annahmen. Zwar sagt Hirschfeld Seite 214: Im vorigen Jahrhundert pfropfte man in Frankreich sogar Aepfel, Pflaumen und Aprikosen auf Quitten. – Die Chineser sollten Quitten auf Pomeranzen-Stämme pfropfen und okuliren, und dadurch eine längliche Frucht von der Größe einer kleinen Melone erhalten, die in Ansehung der Farbe, des Fleisches, des Geruchs und des Safts von beyden Fruchtgattungen einen Antheil hat. Es kann also hieraus weiter [269] nichts entscheiden, und die Versuche davon müssen wiederholt werden. Ich wünschte daher sehr, daß andere diese Proben zugleich machen, oder wenn sie sie schon gemacht haben und in dieser Sache zur Gewißheit gekommen sind, ihre Erfahrung dem T. O. G. mittheilen möchten, damit die Sache zur Entscheidung gebracht werde, denn kein pomologischer Schriftsteller, den ich kenne, hat bestimmt davon geredet; was davon gesagt worden ist, bestehet nur im Allgemeinen.

Diese Versuche müßten aber vervielfacht werden; als Birnen und Aepfel auf Birnquittenstämme sowohl, als auf Aepfelquittenstämme, und umgekehrt, und zwar durch mehrere Gattungen des Veredelns, Okulirens und Kopulirens rc.

Der Quittenbaum wird nach seiner Versetzung aus der Edelschule, wie bereits vorher bemerkt worden ist, theils als Busch, theils als Baum gezogen, und kömmt sehr leicht fort. Er liebt aber vorzüglich einen guten, fetten und feuchten Boden, in welchem er auch daher am besten tragt, besonders wenn auch eine sonnigte Lage dazu kommt. Hirschfeld will daher, daß man sie in den Gärten an den Rand der Teiche der Bäche und Quellen hinsehen soll, nur aber nicht so, daß die Wurzeln gar ins Nasse kommen. Ist er nur frisch und feucht, sagt er, so werden die Früchte schmackhafter. Dies sey auch in Rücksicht der Schmackhaftigkeit der Fall in einem selbst trocknen Erdreich, dem man indessen mit etwas Kuhmist zu Hülfe kommen könne. Im Schatten falle die Blüte ab, und wenn sich auch die Frucht erhielte, so bliebe sie doch klein ohne Farbe und ohne Geruch; man müsse daher dem Baum einen Standort geben, an welchem er viele Sonne genieße.

[270] Mit dem Verschneiden giebts bey den Quittenbäumen nicht viel zu thun. Der Quittenbaum trägt immer nur in den Spitzen und kleinen Seitenschossen. Er läßt sich daher unter keine beliebige Gestalt bringen und also schwerlich am Spalier ziehen. Denn schneidet man ihn stark und wie es die Umstände erfordern, so nimmt man ihm das meiste Tragholz und er hat folglich keine oder äusserst wenige Früchte. Man nimmt ihm daher nur das dürre Holz und die Aeste weg, die sich kreuzen oder unschicklich stehen.

Er kann den Frost ziemlich stark vertragen, auch sogar seine Früchte, die ohnehin spät reifen, daher man sie auch immer bis zuletzt hängen lassen kann. Sie sind daher größtentheils auch noch die einzigen unter den Obstfrüchten, die, wenn wir im Herbst spät in die Gärten kommen, immer mit ihrer schönen hellgelben Farbe von den meistentheils entlaubten Aesten uns entgegen leuchten, und uns erinnern, daß noch Herbst ist, und uns damit zu bewegen suchen die Hände auszustrecken, sie abzupflücken und auf ein bequemes Winterbette zu bringen. Dies muß aber an einem sonnigten oder Lufttrocknen Tage geschehen, damit die in ihrer Wolle sich aufhaltende Nässe, sie nicht anfresse und faul mache. Denn wenn man auch die Feuchtigkeit von ihnen abwischen wollte, so beraubt man sie ihrer schönsten und eigenthümlichen Zierde, wodurch sie sich so schön von andern Früchten unterscheiden. Man hat nur drey Arten Quitten, deren die vornehmsten Pomologen vorzüglich gedenken: die Birnquitte, die Apfelquitte und die Portugiesische Quitte. Die Birnquitte nennen auch einige das Weibchen, und die Apfelquitte das Männchen, aus welchem Grunde kann ich nicht sagen. Duhamel der dies bemerkt, ist selbst nicht damit zufrieden. [271] Vielleicht liegt der Grund darin, weil einige gefunden haben könnten, daß die Veredlung auf Birnquittenstämmen besser fortkomme als auf Aepfelquittenstämmen. Daß in diesen Arten der Quittenstämme wohl ein Unterschied verborgen seyn könne, das bemerkt auch Duhamel; denn er will daß man diejenigen Birnfrüchte, die auf dem Quittenbaum mit kleinen Blättern nicht fortkommen, auf die portugiesischen Quittenstämme mit großen Blättern veredeln soll.

(Die Fortsetzung folgt.)

aus: Der Teutsche Obstgärtner oder gemeinnütziges Magazin des Obstbaues in Teutschlands sämmtlichen Kreisen; verfasset von einigen practischen Freunden der Obstcultur und herausgegeben von Johann Volkmar Sickler. Eilfter Band. Mit ausgemahlten und schwarzen Kupfern. Weimar, im Verlage des Industrie-Comptoirs 1799. Fünftes Stück. Erste Abtheilung. Charakteristik der Obstsorten. S. 263–271

Grafisches Teilungselement

Johann Volkmar Sickler
Naturgeschichte der Geschlechter der Obstbäume.
(Fortsetzung von S. 277. des 11. Bandes.)
7. Des Quittenbaums.

(1799)

[323] Den Unterschied unter den drey angezeigten Quittensorten giebt Miller in seinem Garten-Lexicon Theil 1. Seite 950, so an:

1) Die Birnquitte, Cydonia (oblonga) foliis oblongo ovatis subtus tomentosis, pomis oblongis, basi productis. Der Quittenbaum mit länglicht-eyrunden Blättern, die auf der untern Seite wolligt sind, und einer länglichten Frucht, die an ihrer Basis verlängert [324] ist. Cydonia Fructu oblongo leviori Tournef, inst. R. I. C. 632.
2) Die Aepfelquitte (Maliforma) foliis ovatis, subtus tomentosis pomis rotundioribus. Der Quittenbaum mit eyrunden Blättern die auf der untern Seite wolligt sind, und einer runden Frucht. Cydonia fructu breviore et rotundiore, Tournefort Inst. R. I. C. 633.
3) Cydonia (Lusitanica) foliis obverfe ovatis subtus tomentosis. Der Quittenbaum mit spatelförmigen Blättern die auf der untern Seite wolligt sind. Cydonia Latifolia Lusitanica. Tournef. inst. R. I. C. 633.

Diesem fügt Miller bey: Man hat von dieser Frucht verschiedene Varietäten, welche in den Fruchtgärten und in den Pflanzschulen zum Verkauf gezogen werden, von denen eine, eine weiche eßbare Frucht ist. Es giebt auch noch eine, mit einer stark anziehenden Frucht, und eine dritte mit einer sehr kleinen Frucht, welche über und über mit Baumwolle besetzt und des Zeichens kaum würdig ist. Ich halte sie für Varietäten die aus dem Saamen gezogen werden können. Die drey oben angeführten Sorten aber, halte ich für verschiedene Sorten, indem ich sie selbst aus dem Saamen gezogen und nie eine Veränderung an ihnen wahrgenommen habe.

Der Herr Oberpfarrer Christ führt in der neuen Ausgabe seines Handbuchs, Seite 598, ausser den drey oben von Miller, Duhamel und andern Pomologen angeführten Sorten, noch drey andere Sorten an, welches vielleicht diejenigen sind, deren hier Miller als Varietäten gedenkt. Er nennt sie [325] a) die eßbare Quitte (sollte wohl heißen, roh eßbare Quitte, weil man jene andern auch essen kann). Sie ist, spricht er eine Birnquitte, mittelmäßig groß, auch mit Wolle bedeckt, von mildem Fleisch, und kann deswegen roh gegessen werden. In Georgien kann man die reiften Quitten roh essen, ohne daß sie den Mund zusammen ziehen. Die Georgischen Quitten haben einen viel schwächeren aber doch eben so lieblichen Geruch als die Unsrigen. Ob nun die beschriebene eßbare Quitte die Georgische sey, oder davon herstamme, ist noch zu untersuchen. b) Die braunschweigische Quitte. Diese ist groß und weiß, und c) Die engländische Quitte auch Baumwollenquitte genannt. Diese ist nur mittelmäßig groß und überall sehr stark mit einer weißen baumwollenartigen Wolle überzogen, das man indessen auch bey den andern Sorten findet.

Wir sehen hieraus, der Quittensorten können soviel nicht gezählt werden, wie bei den schon beschriebenen andern Obstsorten, es sind ihrer aber auch genug, zumal sie nicht roh sondern mehrentheils in der Küche, Conditorey rc. zubereitet, erst eine Nahrung und Speise der Menschen werden, wovon wir nun auch reden wollen.

Je weniger die Quitten roh gegessen werden können, desto mehr hat man sie durch Zubereitung unter mancherley Gestalt nützlich zu machen gesucht. Die Quitten werden gedämpft, es werden Compotte daraus gemacht, man macht sie viertelweise ein, macht Marmelade Pasteten daraus, selbst ein angenehmer Quitten-Liqueur wird aus ihnen bereitet. Hier also einiges von ihrer Behandlung.

[326] Quittenkuchen zu machen. Man nimmt die Quitten, blanchirt (kocht oder siedet) sie im Wasser ganz weich, so dann preßt man sie durch ein klares Sieb, nimmt auf ein Pfund Mark, ein Pfund gestoßenen Zucker, thut alles zusammen in einen Kessel, und röstet es so lange auf dem Feuer bis es anfängt sich an den Kessel anzuhängen. Nun läßt man es kalt werden, thut es in einen Mörser, stößt es eine halbe Stunde, dann reibt man von einer Citrone das gelbe hinein und stößt alles wohl unter einander. Alles dieses thut man in einen Reibasch, schlägt 18 – 20 Eyer zu Schaum und rührt ihn nach und nach darunter. Wenn man hiermit eine Stunde fortgefahren, so wird es in eine Schüssel oder Pfanne gethan und langsam gebacken.

Quittenbrod zu machen. Man nimmt Quitten, siedet sie weich, schälet und schabet sie, knetet dieses durcheinander und thut es in einen Kessel, in welchem es sehr stark geröstet werden muß. Hierauf wiegt man auf ein Pfund Mark, dreyviertel auch wohl ein Pfund Zucker, stößt selbigen klar, thut den Zucker hinein, setzt es auf das Feuer, und läßt es mit beständigem Rühren so lange darauf, bis es sich an der Seite ansetzet. Hierauf nimmt man Zimmt, Nelken. Cardomomen, Citronat, Orangenschalen, Citronenschalen, schneidet alles sehr zart, und nachdem man die Masse vom Feuer genommen, thut man die Species hinein, füllt sie in Formen oder Kapseln, so ist das Brod fertig.

Quittenlax zu machen. Man nimmt Quitten, siedet sie etwas hart und schneidet sie in Stückchen. Hierauf wiegt man auf ein Pfund Quitten ein Pfund Zucker, kocht selbigen zum gefrornen, thut die Quitten hinzu und läßt sie [327] unter beständigem Rühren sehr kochen. Wenn es an der Seite hart wird, so ist es gut. Dann füllt man dieses in Kapseln und setzt es in trockne Schränke.

Quittenkäse zu machen. Nimm Quitten, putze sie sauber ab, thue sie in einen Kessel und siede sie weich, dann schabe und drücke sie durch ein zartes Sieb, röste diese Masse auf dem Feuer etwas stark, dann wiege auf ein Pfund Mark ein Pfund Zucker ab, und koche ihn zum starken Flug, diesen rühre man nach und nach in die Marmelade, und setze sie ans das Feuer und laß sie eine zeitlang kochen; dies fülle alsdann in Kapseln so ist es fertig.

Quittengelé zu machen. Man nimmt Quitten, schneidet sie in Stückchen, nachdem sie vorher reinlich abgetrocknet worden sind. Hierauf thut man sie in einen Kessel und siedet sie, aber nicht zu weich und nicht zu hart. Wenn dieses geschehen ist, gießt man das Wasser ab, und drückt oder preßt sie durch ein leinen Tuch. Ist dieses geschehen, so nimmt man auf ein Pfund Gelé ein Pfund Canarienzucker, läutert selbigen und kocht ihn zum Bruch, gießt hierauf das Gelé hinein und läßt sie hitzig kochen, damit sie weiß wird, und zwar so lange bis große Klumpen herunter fallen. Vom Gelé kann man erstlich die Haut abziehen.

Quittenpasten zu machen. Man nimmt Quitten, siedet sie sehr weich, schälet sie und drückt sie durch ein zarte Sieb. Hierauf nimmt man dieses Mark und rostet es etwas stark. Auf ein Pfund Mark kommt ein Pfund Zucker, läutert und kocht ihn zum Flug, worauf das Mark nach und nach darunter gerührt und wie Hambutte aufgesetzt wird.

[328] Quittenkompott zu machen. Man nimmt Frankfurter Quitten, schälet sie fein sauber und ein wenig Citronensaft hinein, damit sie nicht roth werden. Diese siedet man weich und nimmt nun geläuterten Zucker und laßt sie darinnen kochen bis der Zucker zum Flug ist. Hierauf nimmt man Aepfel, kocht Gelé davon und thut sie hinein, kocht sie sehr hitzig und thut sie nachher auf nasse Teller und läßt sie kalt werden.

Quittenliqueur zu machen. Man nimmt Quitten und wischt sie reinlich ab, putzt die Blume gut aus und reibt sie auf einem Reibeisen klar. Hieraus preßt man den Saft durch ein reinliches Tuch und nimmt so viel abgezogenen Brandwein als man Saft hat und vermischt beydes mit einander. In diese Materie thut man auf eine Kanne du hier vier Nösel hält, ein Loth Zimmt und ein halb Loth Nelken auch etwas Coriander. Hierauf nimmt man Zucker nachdem man den Liqueur viel oder wenig süß haben will, und kocht ihn in einem irdenen Tiegel hellbraun, nimmt ihn vom Feuer und gießt etwas von dem zurückbehaltenen ausgepreßten Quittensaft darzu, endlich thut man es zusammen mit den Speciebus, in obige Masse von Saft und Brandwein, setzt es in einer Bouteille auf den warmen Ofen und läßt dieses einige Zeit stehen, so erhält man einen guten Quittenliqueur.

Quittensaft oder Wein zu machen. Man nimmt schöne reine reife unbeschädigte Quitten, wischt sie reinlich ab, und schneidet die Blume heraus, reibt sie sodann auch auf dem Reibeisen klar bis auf die Kerne und Kerngehäuse, preßt durch ein leines Tuch den Saft heraus, und filtrirt ihn [329] zwey bis dreymal so lange bis er recht hell ist. Hierauf thut man ihn in ein irdenes Geschirr und setzt ihn auf ein gelindes Kohlfeuer bis er zu kochen anfangen will. Sobald als er dieses will, so nimmt man zu zwey Maaß Saft drey Loth Canarienzucker und läßt ihn einmal mit dem Zucker aufsieden, wornach man ihn vom Feuer nimmt, und wenn er abgekühlt ist, so thut man ihn in kleine Nöselbouteillen, gießt aber zwey Finger breit frisch gepreßtes Mandelöhl darauf, verwahrt sie wohl und stellt sie an einen kühlen Ort. Er hält sich solchergestalt ein ganzes Jahr im Keller

Ich habe hier verschiedenes vom Gebrauch der Quitten im Haushalt deswegen angeführt, weil sie zum frischen Genuß und ohne wirthschaftliche Bereitung nicht annehmlich sind. So zubereitet gewähren die Quitten eine angenehme Veränderung im Genuß derselben und ich hoffe manchem einen Dienst hiermit erwiesen zu haben, da mancher in einen Garten den er kauft so viele derselben antrift, daß er nicht weiß was er damit anfangen soll. Dieses wußte Hirschfeld wohl, darum sagt er zu ihrem Lobe von ihr: Gekocht verändert die Quitte auf einmal ihre Natur. Das Feuer macht ihr hartes Fleisch genießbar und angenehm und verwandelt ihre starke Ausdünstung in einen lieblichen Geruch. Der Zucker mildert die Herbigkeit, und ein erhabner Geschmack tritt an die Stelle einer ungenießbaren Rohigkeit. Nach der Zubereitung zeigt demnach diese Baumfrucht erst ihren wahren Werth, und es giebt wohl keine die so mannichfaltig durch die Kunst zubereitet werden könnte. Selbst in Krankheiten werden Zubereitungen von Quitten von den Aerzten empfohlen, wegen ihrer kühlenden und adstringirenden Kräfte. So sagt Murray in seinem Apparatu Medicaminum [330] Theil III. Seite 199. daß der Saft davon mit Zucker bis zur gewöhnlichen Dicke eingekocht, vortreflich kühle und daher in Durchläufen nicht zu verachten sey. Der Syrup davon, der aus seinen Säften mit rothem Wein und Zucker und einigen Gewürzen verfertiget werde, sey stärkend und anziehend.

Hirschfeld sagt daß die Blätter des Quittenbaums von den Landleuten in Frankreich sehr geschätzt würden, indem sie solche in Brandwein oder in heiß gemachten Wein tauchten, und sie auf alte Beingeschwüre legten.

Auch der Quittenschleim wird von den Aerzten als ein Hausmittel in verschiedenen Fällen angerathen, besonders für böse Augen bey Kindern nach den Blattern, und bey bösen Hälsen zum Gurgeln. Er wird folgendergestalt gemacht: Man stößt Quittenkerne, und gießt kochendes Wasser darüber und läßt sie stehen. Der Auszug wird eine zähe Gallerte. Wenn man ihn zu Dämpfung der Hitze bey Kindern die Blattern auf den Augen haben brauchen will, so bratet man Borstorferäpfel, nimmt von diesen die erkaltete zarte Masse, und vermischt den Quittenschleim damit, faßt dieses zwischen ein Läppchen und legt es auf das leidende Auge. Sogar soll es, besonders Pferden helfen, wenn sie Hitze in Augen oder gar eine Blatter auf dem Auge haben, wenn man bloßen Quittenschleim mit einem Federkiele in das Auge streicht. Bey bösen Hälsen muß der Schleim verdünnt werden, wenn man sich dessen zum Gurgeln bedienen will.

aus: Der Teutsche Obstgärtner oder gemeinnütziges Magazin des Obstbaues in Teutschlands sämmtlichen Kreisen; verfasset von einigen practischen Freunden der Obstcultur und herausgegeben von Johann Volkmar Sickler. Eilfter Band. Mit ausgemahlten und schwarzen Kupfern. Weimar, im Verlage des Industrie-Comptoirs 1799. Sechstes Stück. Erste Abtheilung. Charakteristik der Obstsorten. S. 323–330

Grafisches Teilungselement
Tom. 1er. Pag. 206. Coignassier.
Claude Aubriet [Vorlage], Jean-Baptiste Haussard [Stich]: Tom. 1er. Pag. 206. Coignassier. Handkolorierter Kupferstich auf Papier, aus: Henri-Louis Duhamel Du Monceau: Traité des arbres fruitiers…, 1768, S. 206
Grafisches Teilungselement

Philip Miller
Allgemeines Gärtner-Lexicon

(1769)

[C Y 950]

Cydonia. Tourn. Inst. R. H. 632. tab. 405. Pyrvs. Lin. Gen. Plant. 550. (Wird also genannt von Cydon, einer Stadt auf der Insel Creta, welche um dieser Frucht willen berühmt ist.) Der Quittenbaum. The Quince tree.

Der Character ist:

Die Blume besteht aus fünf großen, rundlichen, concaven Blumenblättern, welche dem bleibenden einblättrigen Kelch einverleibt sind. Der Eyerstock stehet unter der Blume, und dienet fünf zarten Griffeln, die mit einfachen Narben gekrönet sind, zur Stütze. Dieselben sind beynahe mit zwanzig Staubfäden umgeben, welche dem Kelch einverleibet, aber nicht so lang sind, als die Blumenblätter. Aus dem Eyerstoch wird nachgehends eine pyramidenförmige, oder rundliche Frucht, welche fleischicht und in fünf Zellen abgetheilet ist, in denen verschiedene harte Kerne, oder Samen liegen.

Dieses Pflanzengeschlecht stehet in Tourneforts achter Abtheilung seiner ein und zwanzigsten Classe, welche die Bäume und Stauden mit einer Rosenblume in sich schliesset, aus deren Kelch eine mit harten Saamen angefüllte Frucht wird. Der Herr von Linne hat dieses Geschlecht, ingleichen die Aepfel, zu den Birnen gerechnet, und aus denselben nur Sorten eines Geschlechtes gemacht, mit dem die Quitten in Ansehung ihrer Charactere nahe verwandt sind: die Aepfel aber nicht. Indessen ob gleich die Vereinigung der Quitten mit den Birnen in einem botanischen System statt haben kann: so gehet doch solches nicht in einem Gartenbuche an; daher habe ich sie lieber unter ihrem alten wohlbekannten Namen anführen wollen.

Die Sorten sind:

1. Cydonia (Oblonga) foliis oblongo-ovatis subtus tomentosis, pomis oblongis basi produktis. Der Quittenbaum mit länglichten, eyrunden Blättern, die auf der untern Seite wolligt sind, und einer länglichten Frucht, die an ihrer Basis verlängert ist. Cydinia fruktu oblongo laeviori. Tourn. Inst. R. H. 632.

2. Cydonia (Maliforma) foliis ovatis, subtus tomentosis, pomis rotundioribus. Der Quittenbaum mit eyrunden Blättern, die auf der untern Seite wolligt sind, und einer runden Frucht. Cydonia fruktu breviore & rotundiore. Tourn. Inst. R. H. 633. Insgemein der Quittenapfel genannt.

[C Y 951]

3. Cydonia (Lusitanica) foliis obverse-ovatis subtus tomentosis. Der Quittenbaum mit spatelförmigen Blättern, die auf der untern Seite wollicht sind. Cydonia latifolia Lusitanica. Tourn. Inst. R. H. 633. Der breitblätterige portugiesische Quittenbaum.

Man hat von dieser Frucht verschiedene Varietaeten, welche in den Fruchtgärten und in den Pflanzenschulen zum Verkauf gezogen werden, von denen eine, eine weiche eßbare Frucht ist. Es giebt auch noch eine, mit einer stark anziehenden Frucht, und eine dritte mit einer sehr kleinen frucht, welche über und über mit Baumwolle besetzt, und des Ziehens kaum würdig ist. Ich halte sie für Varietäten, die aus dem Saamen gezogen werden können; die drey oben angeführten Sorten aber, halte ich für verschiedene Sorten, indem ich sie selbst aus dem Saamen gezogen, und nie eine Veränderung an ihnen wahrgenommen habe.

Die Portugiesischen Quitten sind die schätzbaresten. Das Mark derselben wird schön purpurroth, wenn es gedämpft oder gebacken wird; es wird auch viel weicher, und ist nicht so herb, als an den übrigen Sorten, und dienet also viel besser zu den Quittenlatwergen.

Sie sind alle, entweder durch Einleger, Schöslinge oder abgeschnittene Zweiglein fortzupflanzen, die man in einen feuchten Boden setzten muß. Die so man aus den Schöslingen ziehet, haben selten so gute Wurzeln, als diejenige, so von abgeschnittenen Zweiglein oder Einlegern gezogen werden, treiben auch wiederum gar viele Schößlinge, welches eben an fruchttragenden Bäumen nichts gutes ist. Die abgeschnittene Zweiglein muß man bald mit Anfang des Frühlings pflanzen, und bey trockenem Wetter öfters begießen, um ihre Wurzelung zu befördern. Das zweyte Jahr darnach soll man sie in eine Baumschule, in drey Schuh weit von einender stehende Reihen, und in den Reihen einen Schuh weit von einander setzten, da man sie denn zu warten hat, wie bey den Aepfeln gezeigt worden. Nach zwey oder drey Jahren können diese Bäume dahin versetzt werden, wo sie bleiben sollen. Und da setzt man sie entweder an einen Graben, Bach, oder an einen anderen feuchten Ort, wo sie mehrere und viel größere Früchte tragen, als in einem trockenen Boden; obschon sie im trockenem Land wohlgeschmackter, und eher reif werden. Diese Bäume haben des Beschneidens nicht viel nöthig, das vornehmste so man ihretwegen zu beobachten hat, bestehet darinnen, das man ihre Stämme von Nebenschoßen frey erhalte, und diejenigen Aeste abschneide, so einander kreuzen. Gleicherweise muß man auch alle aufrecht aus der Mitte des Baumes wachsende freche Schossen gänzlich wegnehmen, damit der Wipfel nicht gar zu dick von Holz seye, welches bey allen Fruchtbäumen schädliche Folgen hat. Man kann diese Sorten auch durch das Oculiren, oder Pfropfen auf solche Stöcke, die man aus abgeschnittenen Zweiglein gezogen, vermehren; daher denn auch die besten Sorten auf diese Weise in grösserer Menge gezogen werden können, als auf irgend eine andere Art; auch werden diese Bäume viel besser Frucht tragen.

Man hält auch diese Bäume gar hoch als Stämme, Birnen darauf zu pfropfen und zu oculiren, wodurch die Sommer und Herbstfrüchte gar sehr verbessert werden, und sonderlich diejenigen, so man an Mauern und Spaliere setzt. Denn die Bäume auf diesen Stämmen treiben nicht so stark, als die, so auf wilden Stämmen stehen, und können also in einen engern Bezirk eingeschlossen werden, bringen auch eher Frucht. Aber die herten Winterfrüchte schlagen auf diesen Stöcken nicht so wohl an, indem ihre Frucht gerne aufspringt, und insgemein steinigt ist; sonderlich diejenigen Stöcke, so aus abgeschnittenen Zweiglein gezogen wor-[C Y 952]den sind am besten, sonderlich aber wenn es harte Birnsorten sind; daher sich denn diese Stöcke nur für die weichen schmelzenden Birnen, und für einen nassen Boden schicken.

Philip Miller: Philipp Millers – Gärtners der preiswürdigen Apothekergesellschaft in dem botanischen Garten zu Chelsea, Mitglieds der königlichen Societät der Wissenschaften zu London und der botanischen Academie zu Florenz – Allgemeines Gärtner-Lexicon, das ist ausführliche Beschreibung der Geschlechter und Gattungen aller und jeder Pflanzen nach dem neuesten Lehrgebäude des Ritter Linne eingerichtet worinnen zugleich eine Erklärung aller Botanischen Kunstwörter und eine auf vieljährige Erfahrung gegründete practische Anweisung zum Garten Acker Wein und Holzbau enthalten ist. Mit verschiedenen Kupfern. Nach der allerneuesten, sehr vermehrten und veränderten achten Ausgabe aus dem englischen übersetzt. Digna manet divini gloria ruris. Virg. George. Erster Theil. Nürnberg: verlegts Johann Adam Lochner. 1769, S. 950–952.

Grafisches Teilungselement

Philip Miller
Figures of the most beautiful, useful, and uncommmon Plants

(1760)

Plate CXVI., CYDONIA, frutlu oblongo laeviori, Tourn. Inst. R.H. 632.
John Miller [Johann Sebastian Müller]: Plate CXVI., CYDONIA, frutlu oblongo laeviori, Tourn. Inst. R.H. 632., Published according to Act of Parliament by P. Miller October 24 1756. Handkolorierter Kupferstich auf Papier, aus: Philip Miller: Figures of the most beautiful, useful, and uncommmon Plants…, 1760, S. 76

PLATE CXVI.

CYDONIA, Tourn. Inst. R.H. 632. Tab. 405. Raii Meth. 143. Pyrus Lin. Gen. 550. The Quince; in French, Coignier.

[77] TOURNEFORT ranges this Genus in the Eighth Section of his Twenty-first Class of Plants, intituled, Trees and Shrubs with a rose-shaped Flower, whose Empalement becomes a Fruit with hard Seeds. Mr. Ray places it among the Apple-bearing Trees with an umbilicated Fruit. And Dr. Linnaeus has joined this Genus to the Pear, making them only different Species of the same Genus; and ranges it in the Fifth Division of his Twelfth Class of Plants, intituled, Icosandria pentagynia, from the Flower having more than Nineteen Stamina, and Five Styles.

The Characters of this Genus are exhibited in the Gardener's Dictionary.

The Species here represented is,

CYDONIA frutlu oblongo laeviori, Tourn. Inst. R. H. 632. The Pear-shaped Quince. This is the Mala Cotonea majora C. B. P. 434. and the Cydonia majora Raii Hist. 1453. in French, Coignier femelle. Dr. Linnaeus titles it, Pyrus foliis integerrimis Hort. Cliff. 160. i. e. Peartree with intire Leaves.

a, represents the Petals of the Flower when fully expanded; b, the many Stamina which are situated round the FiveStyles; c, the Fruit intire; d, the Fruit cut thro' the Middle, to shew how the Seeds are lodged in their Cells in the Center of the Fruit.

As the Quince is covered with a Cottony Down, so it may be separated from the Pear, whose Fruit is not so; but the other Characters are the same: And as they will [78] take upon each other by being budded or grafted, that is a Confirmation of their near Alliance.

We have Three Sorts of Quinces which are cultivated in the English Gardens; but the Sort here represented is esteemed the best for Kitchen Use, and may also be used in Medicine; tho' that which is called the Apple-Quince is the Sort directed in Dispensaries, for all the Purposes where Quinces are ordered. The Fruit and Seeds are the Parts used.

Whether these are distinct Species, or accidental Varieties which have been produced from Seeds, is hard to determine; because they are propagated only by Suckers, Layers, and Cuttings, and are rarely raised from Seeds, though this is the only Way to know if they will prove the same as the Parent Tree, but is too tedious a Method of propagating them; for I have Plants now growing, of Fifteen Years Age, which I raised from Seeds; but they have not as yet produced any Fruit; so that whether any Variety of the Fruit can be obtained by this Method is uncertain.

These Trees thrive best, in moist Ground, so are generally planted by the Sides of Ponds or Ditches, where they hang over the Water; and in such Situations their crooked Stems, and straggling Branches, are not so much noticed as they would be in an open Snot of Ground, where they might be seen on every Side.

The several Sorts will take by grafting or budding on each other; so that where the fruit is not of the desired Kind, the Trees may soon be altered, by putting several Grafts or Buds, in different Parts of the Tree, and, as these grow, cut away all the Branches of the former Kind.

Philip Miller: Figures of the most beautiful, useful, and uncommmon Plants described in The Gardener's Dictionary, exhibited on three hundred Copper Plates, accurately engraven after Drawings taken from Nature. With the Characters of their Flowers and Seed-Vessels, drawn when they were in their greatest Perfection. To which are added, their Descriptions, and an Account of the Classes to which they belong, according to Ray's, Tournefort's and Linnaeus's Method of Classing them. In two Volumes. Vol. I., London: John Rivington in St. Paul's Church-Yard, A. Millar, H. Woodfall, J. Whiston and B, White, J. Hinton, G. Hawkins, R. Baldwin, J. Richardson, W. Johnston, S. Crowder, P. Davey and B. Law, T. Caslon, and R. and J. Dodsley., M.DCC.LX. (1760), S. 77–78.

Grafisches Teilungselement

Philip Miller
The Gardeners Dictionary

(1759)

CYDONIA, Tourn. Inst. R. H. 632. Tab. 405. Pyrus. Lin. Gen. Plant. 550. [so called from Cydon, a Town of Crete, famous for this Fruit.] The Quince Tree.

The Characters are,

The Flower is composed of five large roundish concave Petals, which are inserted in the permanent Empalement of one Leaf. The Germen is situated under the Flower, and supports five slender Styles, crowned by single Stigmas; these are altended by near twenty Stamina, which are not so long as the Petals; the Germen afterward becomes a pyramidal or roundish Fruit, which is fleshy and divided into five Cells, in which are lodged several hard Kernels or Seeds.

This Genus of Plants is ranged in the eighth Section of Tournefort's twenty-first Class, with includes the Trees ans Shrubs with a Rose Flower, whose Empalement ecomes a Fruit pregnant with hard Seeds. Dr. Linnaeus has joined this Genus, and also the Apple to the pear, making them only Species of the same Genus, to which the Quince is nearly allied by its Characters, which the Apple ist not. However, though the joining of the Quince to the Pear may be allowed in a System of Botany; yet in a Book of Gardening, it may not be quite so proper, therefore I have chosen to continue them under their former well known Titles.

The Species are,

1. Cydonia foliis oblongo-ovatis subtus tomentosis, pomis oblongis basi productis. Quince Tree with oblong oval Leaves, woolly on their under Side, and an oblong Fruit lengthened at the Base. This is the Cydonia fructu oblongo laeviori. Tourn. Inst. R. H. 632. Quince with an oblong smoother Fruit, commonly called the Pear Quince.

2. Cydonia foliis ovatis, subtus tomentosis, pomis rotundioribus. Quince Tree with oval Leaves, woolly on their under Side, and a rounder Fruit. This is the Cydonia fructu breviore & rotundiore. Tourn. Inst. R. H. 633. Quince with a rounder and shorter Fruit, commonly called the Apple Quince.

3. Cyponia foliis obverse-ovatis subtus tomentosis. Quince Tree with obverse oval Leaves, woolly on their under Side. This is the Cydonia latifolia Lusitanica. Tourn. Inst. 633. Broad leaved Portugal Quince.

There are some other Varieties of this Fruit, which are propagated in Fruit Gardens, and in the Nurseries for Sale, one of which hath a soft eatable Fruit; there is another with a very aftringent Fruit, and a third with a very small Fruit, cottony all over, and is scarce worth keeping: These I suppose are ferminal Variations, but the three Sorts before enumerated, I take to be distingt Species, having propagated them by Seeds, and have not found them to vary.

The Portugal Quince is the moft valuable, the Pulp of it turning to a fine purple when stewed or baked, and becomes much softer and less austere than the others, so is much better for making of Marmalade.

They are all easily propagated, either by Layers, Suckers, or Cutings, which must be planted in a moist soil. Those raised from Suckers are seldom so well rooted as those which are obtained from Cutings or Layers; and are subject to produce Suckers again in greater Plenty, which is not fo proper for Fruit bearing Trees. The Cutings should be planted early in the Autumn, and in dry Weather must be often watered to encourage their Rooting. The second Year after they should be removed into a Nursery at three Feet Distance Row from Row, and one Foot asunder in the Rows, where they must be managed as was directed for Apples. In two or three Years Time these Trees will be fit to tranfplant, where they are to remain for good; which should be either, by the Side of a Ditch, River, or in fome other moist Place, where they will produce a greater Plenty, and much larger Fruit than in a dry Soil; though those in the dry Soil will be better tasted, and earlier ripe. These Trees require very little pruning; the chief Thing to be observed is, to keep their Stems clear from Suckers, and cut off such Branches as cross each other, likewise all upright luxuriant Shoots from the Middle of the Tree should be taken entirely out, that the Head may not be too much crowded with Wood, which is of ill Consequence to all Sorts of Fruit Trees. These Sorts may also be propagated by buding or grafting upon Stocks raised by Cutings, so that the beft Sorts may be cultivated in greater Pienty this Way, than by any other Method; and these Trees will bear Fruit much sooner and be more fruitful, than those which come from Suckers or Layers.

These are also in great Esteem for Stocks to graft and bud Pears on; which for Summer and Autumn Fruits are a great Improvement to them, especially those designed for Walls and Espaliers: For the Trees upon these Stocks do not shoot so vigorously as those upon free Stocks, and therefore may be kept in less Compass, and are sooner disposed to bear fruit: But hard Winter Fruits do not succeed so well upon these stocks, their Fruit being very subject to crack, and are comonly stony, especially all the breaking Pears; therefor these Stocks are only proper for the melting Pears, and for a moist Soil. The best Stocks are those which are raised from Cutings or Layers.

As the Pear will take upon the Quince by grafting or buding, and so vice versa, we may conclude there is a near Alliance between them; but as neither of these will take upon the Apple, nor that upon either of these, so we should separate them under different Genera, as will be further mentioned under the Article Malus.

Philip Miller: The Gardeners Dictionary. Containing the best and newest Methods of Cultivating and Improving the Kitchen, Fruit, Flower Garden, and Nursery; As also for Performing the Practical Parts of Agriculture: Including the Management of Vineyards, with the Methods of Making and Preserving the Wine, according to the present Practice of the most skilful Vignerons in the several Wine Countries in Europe. Together with Directions for Propagating and Improving from real Practice and Experience, all Sorts of Timber Trees. The Seventh Edition, Revised and Altered according to the latest System of Botany; and Embellished with several Copper-Plates, which were not in the former Editions. By Philip Miller, F.R.S., Gardener to the Worshipful Company of Apothecaries, at their Botanick Garden in Chelsea, and Member of the Botanick Academy at Florence. Digna manet divini gloria ruris. Virg. Georg., London:, Printed for the Author; And Sold by John Rivington, in St. Paul's Church-yard; A. Millar, in the Strand; J. Whiston, B. White, G. Hawkins, in Fleet-street; J. Hinton, in Newgate-street; James Rivington, J. Fletcher, R. Baldwin, J. Richardson, in Pater-noster Row; W. Johnston, in Ludgate-street; S. Crowder, near London Bridge; P. Davey, B. Law, T. Caslon, in Stationers Court; and R. and J. Dodsley, in Pall-Mall. M.DCC.LIX. (1759), Abschnitt C Y N

Grafisches Teilungselement

Antoine Le Grand
Der Schleim von Quitten-Kernen dienet zum verbrennten Gliedern.

(1682)

[235] Unter andern Mitteln / die vor den Brand dienen / ist der Schleim der Quitten-Kerner dass Vornehmste: Ich will Petri Foresti Erfahrung an seinem eignen Sohn hier beyfügen: Als selbiger seiner Mutter einen Scherben mit brennenden Kohlen zu truge / ist er gefallen / und hat die Augen mit Feuer grausam verbrennet: Als aber der Vatter Quitten-Kerner in Rosen-Wasser geworffen / und die Augen mit derer Schleim öffters abgswaschen / wurd der Knab mit höchster Verwunderung / ohne einig Brandmahl / alsobalden heil. Dieses Mittels bediente er sich auch in andern dergleichen Fällen glücklich / wie er solches 1. 6. Obs. M. bekräfftiget.

Antoine Le Grand [Autor], Johann Ulrich Müller [Hrsg.]: Antonii Le Grand Curieuser Erforscher / der geheimen Natur. Das ist: Ein kurzer Begriff / vieler annehmlicher und denkwürdiger Sachen / Welche / als geheime Natur-Wunder, Syn- und Antipathien / oder offenbare Zuneigungen und Widersetzlichkeiten gegen andere Dinge / durch des Autoris Beobachtungen / mit fruchtreichem Nutzen eröffnet werden. Mit einem höchst-nötigen Register versehen / und in unsere Teutsche Mutter-Sprache gebracht von J. U. M., Nürnberg: In Verlegung / Johann Zigers. Buchhl., 1682, S. 235.

Grafisches Teilungselement

Antoine Le Grand
Rabarbarum cydoniatum purgieret die Schwangern ohne Schaden.

(1682)

[295] Wenn die Schwangern Frauen mit schwehren Krankheiten heimgesuchet werden / so pflegen die Medici die purgirende Mittel mit einer besondern Furcht zu erwehlen; entweder [296] geben sie sie gar nicht / oder reichen gelinde und gütige parganzen. Viel verwerffen die Rabarbarn wegen ihrer Hitz und Bitterkeit / aber mit Unrecht; weilen / wann sie mit Quitten verbessert wird / ganz sicher zu gebrauchen ist. Ich will erzehlen / wie sie der berühmte Ludov. Mercatus bereitet. · Quitten / thu das innwendige heraus / und zertheils / (die Schalen muß man daran lassen / dann sie riechen gar wohl) laß im Wasser sieden zu einem Mueß / trücks durch ein Tuch / das Durchgetrückte koch wider mit gutem Zucker / inzwischen aber dieses geschihet / so wirff in Pfund j dessen Unze j. Rabarbarn. Dosis ist Unze j. oder Unze jß. Man machts auch auf eine andere Weis / da es dann weit kräfftiger wird und sonder einige Beschwehr purgiret.

Schneide die Quitten in der Mitte von einander / thu das innere samt den Körnern heraus / und fülls mit zerstoßener Rabarbarn Dram j. oder Dram jß. od ij. Oder wanns die Krankheit erfordert / mit Senet-Blätter / dann füg der [297] Quitten Theil wider zusammen / wikkels in Papier / binds zusammen / kochs in einem Ofen oder auf einem Herd / dann wirff die innern Medicamenten weg / und es das Fleisch / dieses Mittel purgieret sicher / und stärket alle Glieder.

Antoine Le Grand [Autor], Johann Ulrich Müller [Hrsg.]: Antonii Le Grand Curieuser Erforscher / der geheimen Natur. Das ist: Ein kurzer Begriff / vieler annehmlicher und denkwürdiger Sachen / Welche / als geheime Natur-Wunder, Syn- und Antipathien / oder offenbare Zuneigungen und Widersetzlichkeiten gegen andere Dinge / durch des Autoris Beobachtungen / mit fruchtreichem Nutzen eröffnet werden. Mit einem höchst-nötigen Register versehen / und in unsere Teutsche Mutter-Sprache gebracht von J. U. M., Nürnberg: In Verlegung / Johann Zigers. Buchhl., 1682, S. 295–297.

Grafisches Teilungselement

Antoine Le Grand
Wann schwangere Frauen Quitten essen / so gebähren sie scharfsinnige Söhne.

(1682)

[314] Wunderbar ists / was ihrer viel von der Quitten Eigenschafft schreiben / [315] wann nemblichen schwangere Weiber öffters Quitten essen / sollen sie fleißige und scharfsinnige Söhne gebähren; dann sie glauben / daß dergleichen wunderbahre Vermögenheit in ermeldetem Obst sey. Doch findet man nach Mizaldi Meinung noch was sonders in ihnen / daß nemblichen schwangere Frauen gar nicht / oder übel gebähren können / wann um die Geburts-Zeit in ihrem Zimmer Quitten seyn: Vielleicht wegen ihres anziehenden Geruchs / oder sonst verborgener Ursach.

Antoine Le Grand [Autor], Johann Ulrich Müller [Hrsg.]: Antonii Le Grand Curieuser Erforscher / der geheimen Natur. Das ist: Ein kurzer Begriff / vieler annehmlicher und denkwürdiger Sachen / Welche / als geheime Natur-Wunder, Syn- und Antipathien / oder offenbare Zuneigungen und Widersetzlichkeiten gegen andere Dinge / durch des Autoris Beobachtungen / mit fruchtreichem Nutzen eröffnet werden. Mit einem höchst-nötigen Register versehen / und in unsere Teutsche Mutter-Sprache gebracht von J. U. M., Nürnberg: In Verlegung / Johann Zigers. Buchhl., 1682, S. 314–315.

Grafisches Teilungselement