Obstbaumpflege Schöpf

Berlin

Apfel

Der Kulturapfel (Malus domestica) ist ein laubabwerfender Baum, der Wuchshöhen von acht bis fünfzehn Metern erreicht. Im Gartenbau wird die tatsächliche Wuchshöhe des Baumes stark durch die bei der Veredelung verwendete Unterlage beeinflußt. Malus domestica ist eine Pflanzenart der Gattung Äpfel (Malus) in der Untertribus Kernobstgewächse (Pyrinae). Über die Tribus Pyreae und die Unterfamilie Spiraeoideae gehört sie zur Familie der Rosengewächse (Rosaceae). Die Frucht des Apfelbaumes ist eine Apfelfrucht (Scheinfrucht).

Grafisches Teilungselement

Jahreszeitliche Pflegemaßnahmen beim Apfel mit Hinweisen zur praktischen Ausführung

 Pflanzung

in Arbeit

 Pflanzschnitt

in Arbeit

 Formierung

in Arbeit

 Erziehungsschnitt

in Arbeit

 Erhaltungsschnitt

in Arbeit

 Verjüngungsschnitt

in Arbeit

 Bodenpflege

in Arbeit

 Pflanzenschutz

in Arbeit

 Vermehrung

in Arbeit

Grafisches Teilungselement

Historische Quellen und Abbildungen des Apfels

Max Goldt
aus: Ich will nicht in Chicago schreiben, ich will in New York schreiben

(Mai 1999)

(…) Jemandem, der seit Jahren immer nur im Wohnzimmer Kaffee trinkt, ist zu raten, den Kaffeetisch mal im Schlafzimmer zu decken. Schon Lichtenberg bemerkte etwas in der Art, daß Kaffee aus einem Weinglas getrunken anders schmeckt als aus einer Porzellantasse. Das ist eigentlich unbegreiflich, ja sogar unmöglich, aber es deckt sich mit meiner Erfahrung. Ebenso schmeckt ein Apfel, den man mit dem Messer in zwei Hälften geschnitten hat, besser, als wenn man einfach in den ganzen Apfel hineinbeißt. Wie anders erst einmal ein im Schlafzimmer getrunkener Nachmittagskaffee schmeckt, sollte jeder selbst ausprobieren. (…)

Max Goldt: Der Krapfen auf dem Sims. Betrachtungen, Essays u. a., Berlin: Alexander Fest Verlag, 4. Auflage 2001 (2001), S. 80–87

Grafisches Teilungselement

Max Goldt
aus: Ich zog ein elektronisches Goldfischglas hinter mir her, in dem ein Wetter herrschte wie auf der Venus

(März 2000)

(…) Am schönsten ist es, wenn der Geschirrspüler läuft, Regentropfen »klopfen« an die Fensterscheiben, im Nebenzimmer brabbelt ein Nachrichtensprecher leise Weltpolitisches vor sich hin, und man sitzt in der Küche und schält Äpfel für den Apfelkuchen, der im Sitznachbarn der Geschirrspülmaschine, dem wunderbaren Backofen, bald gebacken werden wird. Man ist beheimatet, die Welt ist nebenan bis draußen, die Zukunft sitzt als Weltgeschichte vitaminverwöhnt und froh im Mutterleib. (…)

Max Goldt: Der Krapfen auf dem Sims. Betrachtungen, Essays u. a., Berlin: Alexander Fest Verlag, 4. Auflage 2001 (2001), S. 97–103

Grafisches Teilungselement

Max Goldt
aus: Äpfel im Bett und Ärzte im Bergwerk

Über den anglophonen Teil der Welt hinausreichende Bekanntheit genießt das Sprichwort: «An apple a day keeps the doctor away.» Da das Reimen, wie jeder Popsongtexter wissen wird, im Englischen leichter fällt als im Deutschen, gibt es in unserer Sprache keine allgemein geläufige Entsprechung dieser für ein Sprichwort außergewöhnlich wahrheitshaltigen Aussage. Muß man aber wirklich in fremden Zungen reden, wenn man einem Apfelesser sagen möchte, daß er gerade etwas Grundsolides und Vorbildliches tut? Irgendwas muß doch als Kommentar kommen, wenn einer in einen Apfel beißt! Man kann doch nicht einfach nur blöde glotzend daneben stehen wie jemand, dem die krachenden und schmausenden Geräusche die Sprache verschlagen haben.

Ich hielt es daher für allerhöchste Eisenbahn, einen kleinen Übersetzungswettstreit auszuschreiben, mochte allerdings nicht groß inserieren und einladen und machte daher alles selber. Ich war also nicht nur der einzige Beiträger, sondern auch mein eigener Juror und Justitiar, erwarb mir simultan Verdienste als denkfeueranfachender DJ und als Kaltmamsell und besetzte alle Posten im Sachverständigenrat.

Magere Erfolgsbilanz jedoch – der Grund: zu dünne Personaldecke. Nur zwei Vorschläge wurden nicht binnen Sekunden höhnisch johlend verworfen, und nur diese sollen hier genannt werden. Entgegen den üblichen Ranking-Gepflogenheiten will ich nicht mit dem zweitbesten, sondern mit dem gelungensten beginnen.

Bevor ich das Siegersprichwort einweihe, sollte jedoch sein gedanklicher Hintergrund ausgeleuchtet werden. Es ist ja so, daß wir uns durch regen Obstverzehr zwar sprungbereit und denkfrisch halten möchten, aber nicht um den Preis, daß wir dadurch Ärzte, weil wir ihrer nun nicht mehr bedürfen, wir sie also away keepen, wirtschaftlich verelenden lassen. Übersetzungen wie

Täglich einen Apfel schmökern:
Arzt muß Praxismobiliar verhökern

erschienen uns daher nicht nur des inhaltlich konfusen Zwangreimes wegen unbillig, sondern auch sozial nicht verträglich. Im Bewußtsein der Tatsache, daß neben Politikern und müden Busfahrern keine Berufsgruppe so lange Arbeitszeiten hat wie medizinisches Personal, wollen wir vielmehr, daß der Arzt ab und zu mal eine Pause macht. Wochenlange Kreuzfahrten soll er freilich keine unternehmen - länger als drei Tage darf er nicht weg. Da bieten sich Städtereisen an, vielleicht nach Wien, Prag oder Budapest? Hier soll das durch die ständige Betrachtung malader Knorpel ermüdete ärztliche Auge durch das Anschauen trostreicher Bauten aus kunstsinnigen Epochen Kraft für aufs neue in studentischer Frische sprudelnde Blitzdiagnosen tanken.

Daher ist der Gewinner des Wettbewerbes der folgende:

Ein Apfel am Tag
Und der Arzt fährt nach Prag.

Das ist plausibel und gut merkbar. Erstaunlich ist, wie wenig Wörter es im Deutschen gibt, die sich brauchbar auf Tag reimen. Nachlässig norddeutsch ausgesprochen würden zwar «Quark» und «Sarg» funktionieren, aber den südlichen Sprachraum würde das R doch auf die ästhetische Palme bringen. Mein Gremium klopfte folglich auch alle möglichen anderen zeitlichen Apfelverzehrabstände auf ihre Reimbarkeit ab, selbst «Sekunde» und «Jahrzehnt», doch gerade diese beiden erschienen uns aus präventivmedizinischer Sicht wenig geeignet, in Redensarten überführt zu werden, die den Verzehr heimischen Obsts befördern sollen. Guterweise ist uns bei all dem Überlegen und Probieren aber aufgefallen, daß es keine Vorschrift gibt, die das Essen von Äpfeln auf den hellichten Tag beschränkt. Auch Nächte sind brauchbare Arztverscheucher. Wer beispielsweise zu nächtlicher Borkenbildung in den Nasenlöchern neigt, in deren Folge er mit aufgesperrtem Rachen schläft und zur Unzeit wegen Mundtrockenheit aufwacht, der muß gar nicht unbedingt den Mund unter den Wasserhahn halten und dabei Gefahr laufen, sich in seiner Benommenheit an dem unsoften Metallrohr die Zähne oder gar Augen wackelig beziehungsweise wund zu stoßen – er kann genausogut gemütlich in den Federn bleiben und einen Apfel essen.

Daß Benjamin Franklin, der Erfinder des Blitzableiters, ein Gegner warmgeschlafener Betten war und daher vier dieser Möbel in seinem Schlafzimmer stehen hatte und alle zwei Stunden von einem ins nächste wechselte, ist zwar geschichtlich verbrieft, interessiert aber bestimmt wieder mal keinen Menschen, weswegen es hier auch nur ganz beiläufig und ohne theatralische Körperzuckungen erwähnt sei, damit die Zeit nicht allzu lang wird, bis der Zweitplazierte des Übersetzungswettstreits vorstellig wird:

Ein Apfel pro Nacht
Und der Arzt bleibt im Schacht.

Interessanter als die Schlafgewohnheiten Benjamin Franklins wird nun jedermann die Frage finden: Wieso Schacht? Was für Ärzte praktizieren denn in Schächten? Nun, wenn ich dieses zwar geflügelte, aber flugunfähige, weil noch nackt und häßlich im Nest sitzende Wort richtig deute, dann ist ein Arzt gemeint, der in einem Bergwerksschacht verschüttete Kumpel versorgt. Wenn wir mithin unser Wohlbefinden durch das Essen von Äpfeln im Bett soweit vorantreiben, daß wir keiner medizinischen Betreuung mehr bedürfen, kann der Arzt nach der Behandlung der Verletzten gleich unter Tage bleiben und warten, bis die nächsten Bergleute verschüttet werden. Das Dumme ist nur, daß der einprägsame Reim vermutlich auch verschütt geht, wenn man den Spruch in die Sprache der Zielgruppe, also das Russische, übersetzt.

Und so ist der Spruch eben nur der Vize-Sieger, um es in Form eines sprachlichen Unfugs aus der Sportwelt zu sagen, den wir uns nicht zu eigen machen wollen. Ein «Vize» ist ein Stellvertreter, und was ist denn das für eine krause Welt, in welcher der Verlierer der Stellvertreter des Siegers ist? Einer, der's nicht geschafft hat, ist der Schacht-Spruch, elend abgelosed hat er … Zu so einem sagen wir: Versager und Underachiever, aber nicht Vize-Weltmeister, und daher essen wir unsere Äpfel wie gehabt lieber tagsüber, und die Ärzte sollen nicht im Bergwerk, sondern im schönen Prag vergebens darauf warten, daß uns «irgendwie komisch» wird. (…)

Max Goldt: Vom Zauber des seitlich dran Vorbeigehens. Prosa und Szenen 2002–2004, Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Verlag, 3. Auflage 2005 (2005), S. 20–27

Grafisches Teilungselement